erschienen bei Der Leiermann
(Rezensionsexemplar)
Wo waren sie?
Wo finden wir sie in der Geschichte? Die Frauen in der Musik, Kunst Kultur? Gab es sie? Oh, ja!
Anja Weinberger gibt uns in ihrem Buch viele Antworten dazu! Ein Buch, das durch viele Geschichten in Form von individuellen kurzen Biografien, ja, durch viele Darstellungen von Frauenleben in den Jahrhunderten eine klare Antwort gibt: Sie waren immer da! Wir müssen uns nur die Mühe machen, genauer hinzuschauen- die Mühe machen sie zu finden. Und es ist spannend dies gemeinsam mit der Autorin zu erforschen! Wir erleben Frauen, die um ihr Werk und Ansehen kämpften, aber auch zeitweise “schräge Typen” waren.
Ein schwerer Weg
Auch Frauen schufen und prägten Kunst, Musik, Kultur und versuchten in ihrem durch die Gesellschaft eingeschränkten Rahmen dies auch öffentlich zu machen. In der Biografie der franz. Komponistin Louise Dumont erklärt Weinberger noch einmal allgemein, warum der Weg der Mädchen, späteren Frauen so viel schwerer war als der der männlichen Komponisten. Sie waren im Leben per se benachteiligt. Vielleicht hatten sie aber auch einen kleinen Vorteil, da bei Frauen ja auch nicht erwartet wurde, die Familie zu ernähren. Musiker klang in vielen Familien wohl danach, das dies unmöglich wäre, was Eltern wohl dazu veranlasste, solche Wünsche bei Söhnen mehr zu bekämpfen.
Künstlerinnen
So erfahren wir über viele Künstlerinnen der Jahrhunderte, wie z.B. über die italienische Komponistin Barbara Strozzi, die aus gebildetem Hause stammte und scheinbar ihr Leben als Kurtisane bestreiten musste. Oder die deutsche Musikerin Emilie Mayer, die Anfang des 19. Jahrhunderts als weiblicher Beethoven gehandelt wurde. Ihre Konzerte waren Erfolge! Selbst der König war hier zu Gast. Zuneigung anderer Art erfuhr die erfolgreiche schwedische Sängerin Jenny Lind. Ihr schmachteten unter anderem Hans Christian Andersen, sowie die Komponisten Mendel und Chopin nach.
Bei den Künstlerinnen geht die Autorin manchmal einen separaten Weg und stellt zeitweise zusammenfassend unter verschiedenen Kunstepochen Malerinnen vor. Aber auch frühe Fotokünstlerinnen kommen vor, wie die Fotografin Clementina Elphinstone Fleeming, deren Werk zu einem Großteil durch ihre Enkelin an das Viktoria und Albert Museum überging.
Eine Forschungsreise
Weinberger erklärt am Schluss jeder Kurzbiografie unter der Rubrik “Wissenswertes” immer noch einige informative Hintergründen zum Werk der Künstlerinnen. Die Autorin – selber Musikerin – geht deutlich mit viel Respekt an die Lebensleistungen der hier genannten Künstlerinnen.
Ich gebe offen zu, dass ich hier (als Mensch, der ich eigentlich behaupte mich viel mit Musik und Kunst zu beschäftigen) auf viele neue Namen und spannende Lebensgeschichten gestoßen bin. Viele dieser Geschichten laden dazu ein, weiter zu recherchieren und sich mit ihren Musikstücken und Bildern zu befassen. So war für mich der Weg durchs Buch auch ein Weg durch viel gehörte Musikgeschichte und der Entdeckung neuer Bilder. Eine Forschungsreise!