Das 16. Jahrhundert erfährt nur selten spezielle Aufmerksamkeit. Wenn, dann ist es im Rahmen der frühen Neuzeit, die üblicherweise bis ins 18. Jahrhundert angesetzt wird oder unter der Überschrift Renaissance, die im Allgemeinen nur bestimmte europäische Phänomene in den Mittelpunkt rückt, ein Thema. Aber Marina Münkler hat eine andere Sicht darauf. Zeitlich fasst sie es enger als viele sonstigen Darstellungen, dafür aber geografisch weiter als unsere herkömmliche Geschichtsschreibung in Mitteleuropa. Es geht darum, wodurch und wo das europäische 16. Jahrhundert direkten Einfluss hatte und wie diese Einflüsse direkte Auswirkungen auf der Welt spüren ließen.
Es ist ein sehr dynamisches Jahrhundert, nach der Zeit des Mittelalters. Welch eine Fülle von weltverändernden Ereignissen schlagen kurz hintereinander ein? Die Entdeckung, Eroberung Amerikas und somit die Zerschlagung der Azteken- und Inkareiche, die Entdeckung des Seewegs nach Indien, Luther, die Reformation bis zur Spaltung der römischen Kirche, Kopernikus, Galileo, Kepler…. All dies brachte die bisherige Welt aus den Fugen und ein Resultat wurde der grausame Krieg, der sich angeblich selbst ernähren sollte – der in 30 Jahren ganze Teile Mitteleuropas wie entvölkerte. Ganz so weit geht Münklers Blick nicht, aber sie macht deutlich, warum das 16. Jahrhundert in einer solchen Katastrophe enden musste. Ein wahrer Umbruch war dieses 16. Jahrhundert und danach sollte nichts mehr in großen Teilen der Welt sein, wie zuvor: Machtverschiebungen und neue Perspektiven auf das menschliche Leben.