„Ich kenne den Teufel der Gewalt, den Teufel der Gier und den Teufel glühenden Verlangens… Als ich jedoch an diesem Berghang stand, ahnte ich, daß ich im blendenden Sonnenschein dieses Landes einen schlaffen, heuchelnden, schwachsichtigen Teufel kennenlernen würde, von räuberischer, unbarmherziger Torheit.“
Kein Klassiker bringt uns den Ursprung des heutigen Elends, Leids, ja den Ursprung der Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent wohl so nahe, wie Joseph Conrads „Herz der Finsternis“. Wieso? Ich denke, weil Joseph Conrad, der eigentlich Jozef Konrad Korzeniowski hieß, das, was er erzählte, wirklich erlebt hat. Zumindest sind Teile seines grandiosen und auch inhaltlich fürchterlichen Buches biographisch. Conrad ist in vieler Hinsicht ein Phänomen, erlernte er doch die englische Sprache erst mit Anfang zwanzig und verfasst dann in dieser Sprache dieses Werk – und auch andere – die Literaturgeschichte im anglo-amerikanischen Raum schreiben sollten. „Herz der Finsternis“ erzeugte über Jahrzehnte hinweg Kontroversen und wer es liest, wird dies bis heute verstehen. Nicht still wurden die Diskussionen um Auslegung, Wertung und/oder Verständnis. Es geht um Rassismus, chauvinistisches Sendungsbewusstsein und das Verschwinden von Menschlichkeit an diesem Ort. Dies alles gibt es natürlich nicht nur in Afrika (so konnte Francis Ford Coppola die Handlung in „Apocalypse Now“ nach Vietnam verlegen). Aber dort in Afrika hat diese Vergangenheit bis heute ihre Auswirkungen. Eine scheinbar immer wieder stattfindende Wiederauferstehung der brutalsten Gewalt, die Menschen anderen Menschen antun.