Erschienen im C.H.Beck-Verlag
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Highlight 2025
Es ist schon seltsam, wenn man im Februar eines Jahres feststellt, dass man wahrscheinlich schon eines der größten Literatur-Highlights in diesem Jahr gelesen hat. Lange ist es her, dass ein Buch mir mit seiner Atmosphäre, seiner Geschichte und dem Verlangen alles über seine Personen zu erfahren, so sehr den Ablauf vieler meiner Tage hintereinander bestimmt hat. Ein fast freundlicher Suchtfaktor geht von diesem Buch aus – weit über dem gängigen Standard der heutigen Literatur. Liz Moore brilliert durch ein herrliches Erzählen, das im Transport einer oft bedrückenden – durch die handelnden Personen geprägten – Atmosphäre, inmitten einer atemberaubenden, wilden, freien Natur, nie zu viel und nie zu wenig erklärt. Es geht um gesellschaftliche Konventionen, um Status, Macht, Einfluss, Rollenklischees, aber vor allem um Freiheit. Ein umfangreiches Anliegen in einem umfangreichen Buch, das jede seiner fast 600 Seiten verdient hat – keine Längen kennt. Liz Moore spielt gekonnt auf einer Klaviatur von zeitweise 7 Zeitebenen, ohne uns zu verlieren oder zu verwirren. So zieht sie uns unbemerkt immer tiefer in eine spannende und unterhaltsame Gesellschaftsanalyse der USA in den 50er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Penibel, klar und mitreißend
Die 13-jährige Barbara Van Laar ist verschwunden. Verschwunden aus dem Feriencamp, das ihre reiche Familie seit Generationen im nach ihnen benannten Naturpark Kindern und Jugendlichen jährlich bietet. Aber nicht nur der Status macht sie zu einer Bekanntheit hier. Nein, es ist ihr deutlich aufbegehrendes Wesen und dass sie die Schwester des von allen Bear genannten Peter Van Laar ist, der genau auf diesem Anwesen vor über 10 Jahre verschwand. Alle Erwachsenen haben dies erlebt – alle Kinder und Jugendliche davon gehört. Doch was ist mit Barbaras Familie? Ihr Verhalten zeigt wenig Handeln eines Aufstands. Eine Atmosphäre ständiger Angespanntheit beherrscht Familie Van Laar. Ist es nur die Arroganz der wohlhabenden Upperclass und die Unfähigkeit der Empathie? Oder die Ignoranz und der Unwille im Umgang mit Menschen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie „unter ihnen stehen“?
Penibel, klar und mitreißend sezierte Liz Moore in vielen kleinen Details und Szenen die klare Kluft zwischen oben und unten. Und dies ist auch eine Gesellschaft in der Frauen und Mädchen nicht den Wert von Männern haben, in der über sie verfügt wird und das Äußern einer eigenen Meinung als Aufstand und Ungehörig empfunden wird.
Spannendes, intelligentes Werk
„Der Gott des Waldes“ besticht durch seinen Tiefgang und seine griffige und nicht konstruiert erscheinende Mehrschichtigkeit der Personen. Wir lernen scheinbar vor allem die Machtlosen kennen, jedoch erfahren wir über sie vom eigentlichen Drama der so mächtig erscheinenden Männer. Ein menschliches Drama in der kapitalistischen Gesellschaft. Deutlich wird, dass man viel besitzen kann, aber nicht frei ist. Nicht frei von Konventionen, Gefangen in der eigenen Klasse, Erziehung, seinen eigenen Erwartungen und dabei zu glauben, dass Recht und Unrecht eine Sache des Status sind. Wir kennen selbst heute noch solche Familien, in denen ein Verhältnis zur nächsten Generation wie zu Aktien existiert, in die man investiert, um später einen Wert davon zu haben (wie eine der Hauptpersonen feststellt).
Aber wichtig ist deutlich herauszustellen, dass es vor allem eine absolut spannende Geschichte ist!