Mit seinem Roman „We burn daylight“ ist Bret Anthony Johnston einen sehr mutigen Weg gegangen. „Waco“ ist in den USA nach wie vor ein heikles und zutiefst umstrittenes Thema. Es ist eine offene Wunde, rund um eine extremistische, fanatische, christliche (extrem bewaffnete) Sekte um den damaligen charismatischen Davis Koresh und dem eskalierten und chaotischen Einsatz des FBI 1993. Von rechten Gruppen instrumentalisiert, führt dies später zum Bombenanschlag von Oklahoma, dem größten rechtsradikalen Anschlag in der Geschichte der USA.
Johnstons Roman ist ein gewagter, aber guter Weg mit solch einer Geschichte umzugehen. Romane brauchen keine absoluten Wahrheiten und Schuldigen. Sie können in Vielschichtigkeiten und Spannungsfeldern von Situationen, zwischen Personen und Sichtweisen fabelhaft existieren. Johnston lässt das Drama auf uns zukommen. Koresh heißt Perry Cullen. So orientiert er sich an der historischen Person, schafft es aber auch geschickt Abstand zu ihr aufzubauen. Ein tiefgreifender, sehr emotionaler Roman über die USA, über Glauben und Familie und über die Freiheit, wie sie doch so verschieden gedacht und gelebt werden kann. Was darf Freiheit? Wann darf und muss der Staat eingreifen. Ein Staat, der immer wieder die Freiheit des Individuums aufs Höchste predigt („the land of the free“/Star Spangled Banner).