Erschienen bei Knaur
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Ein britischer Held
Wer ist der Mann, der hochhoben auf dem Trafalgar Square so ramponiert (fehlender Arm, fehlendes Auge) aufrecht steht. In England ist Horatio Nelson nach wie vor ein Star, ein Symbol für die historische Wehrhaftigkeit der Inselbevölkerung gegen Zugriffe von der Welt dort draußen. Nach wie vor wird er in Umfragen als größer nationaler Held genannt. Und sein Leben erscheint wie ein großes Abenteuer. Ein Abenteuer, ein Auf und Ab (privat, wie politisch) welches in Deutschland nur wenigen Geschichtsinteressierten rudimentär bekannt ist. Mac P. Lorne, der auch schon die Leben andere Seehelden in historische Romane zum Leben erweckte, hat sich nun, in diesem 1. Band über die Vita Nelsons, dem außergewöhnlichen Leben Horatio Nelsons gewidmet. Es liest sich, wie ein Abenteuerroman, in dem man sich allabendlich ins 18. Jahrh. beamen kann. Professionell geschrieben – professionell recherchiert!
Horatio Nelson
Dieser erste Band erzählt die Zeit beginnend um 1784, von einem seiner ersten Einsätze als Capitain in Westindien, wobei er auch seine Frau kennenlernt, bis zu der Zeit seines Kampfes gegen das revolutionäre Frankreich, während dessen er Teil einer der wohl berühmtesten Dreiecksbeziehungen der Weltgeschichte wird.
Lorne präsentiert uns einen geradlinigen, disziplinierten, dienstbeflissenen, sowie mit Zivilcourage und einer relativ modernen Empathie für seine Mannschaft ausgestatteten Nelson. Zeitweise ist er unnahbar, wirkt vor lauter Zielstrebigkeit unfreundlich auf seine Umwelt, imponiert aber gleichzeitig seine Untergebenen vor allem durch sein navigatorisches Know-how. Nelson ist ein agiler, emotionaler Typ, dem seine Gefühle bei Provokation und bei der Liebe durchgehen können. Er ist zeitweise leicht entzündbar. All dies passt zum Lebenslauf eines erfolgreichen Anführers. Wer jetzt befürchtet, dass es sich bei diesem Buch um eine Aneinanderreihung von Schlachten handelt, dem möchte ich hier deutlich Entwarnung geben. Lorne möchte uns ganz klar den privaten Nelson vorstellen – den Menschen. Dies ist (glücklicherweise) ganz klar kein Buch für Militaria-Freaks!
Sehr gute Recherche!
Deutlich muss jedoch die gute Recherchearbeit des Autors bezüglich der Person Nelsons, seinem historischen Umfeld, seinen Wegbegleitern und auch darüber hinaus bezüglich der Rieten und Selbstverständlichkeiten der Navy im 18. Jahrhundert erwähnt werden. Lorne zeigt sich hier absolut professionell! Das Kartenmaterial im Buch hilft zeitweise die Fahrten des Capitains, die Schauplätz nachzuvollziehen und das Glossar bezüglich des nautischen Fachvokabulars. Lorne glänzt auch mit Wissen rund um Randbereiche der Handlung, wie z.B. der Geschichte und den geografischen Gegebenheiten der vielen Orte des Romans. So handelt es sich hier nicht nur um einen „typischen“ historischen Roman, sondern Lorne ergänzt dies mit viel Wissen, was wir ansonsten nur in Sachbüchern erfahren würde. Eine spannende Lektüre!