ür die Menschen in Nordrhein-Westfalen ist die Eifel Inbegriff der Naherholung, des ländlichen Idylls um die Ecke, des Punkts, an dem man ausspannen kann. Da denkt man bestimmt nicht an brutalen Mord und schrecklichen Todschlag. Und genau diese Gedanken machen die Krimis von Ute Mainz zu einem genialen Schachzug. Ihr Kommissar Steling ermittelt im romantischen Monschau in der Nordeifel. Und jeder, der schon einmal kurz für einen Tagestripp oder für länger dort war, darf einen kleinen, mörderischen Ausflug durch diese Bücherreihe dort verbringen. Stelings Blick auf diese Welt ist ähnlich wie der der Leser, die zumeist – wie er auch – einen urbanen Blick auf das kleine, beschauliche Städtchen haben. Stelings vorheriger Einsatzort war Köln. In diesem (1.) Band, lernt er Monschau erst kennen.
Schlagwort: Krimi
Was ans Licht kommt | Christoffer Carlsson
Als ich erfuhr, dass 2024 das dritte Buch des schwedischen Autors und studierten Kriminologen Christoffer Carlsson bei uns in Deutschland erscheinen wird, musste ich mir eingestehen, dass dieses Phänomen vollkommen an mir vorbei gegangen war! Welch ein Fehler! Nun, mit der Lektüre seines vor einigen Jahren ersten in Deutschland erschienen Buches „Was ans Licht kommt“ steht für mich fest: Ich muss sie alle lesen! Beschrieben wird dieses Buch auf dem Cover als Kriminalroman und das ist dieses leise, intelligente und menschenbeobachtende Buch auch: Es ist Krimi und Roman in einem. Denn Carlssons Geschichte ist nicht nur ein Krimi, es geht nicht nur um die Aufklärung von Morden. Nein, es geht auch darum, was das alles aus den Menschen macht. Es ist die Geschichte der Entwicklung dieser Menschen und wir leiden, fühlen mit ihnen. Alles bekommt so viel mehr Tiefe als in den vielen, vielen Büchern, die sich Krimi oder Thriller nennen, in denen Mord für die handelnden Personen scheinbar von alltäglicher Natur ist. Carlssons Personen wirken, als ob sie in unserer Nachbarschaft wohnen. Und dies trägt uns durch das Buch, denn wir möchten sie nicht allein mit diesem Schicksal lassen.
Angst | Ivar Leon Menger
Es ist wohl das “Must-have” im Thrillerbereich des deutschen Buchmarktes in diesem Sommer 2023. Nach seinem sensationellen Erstlingswerk „Als das Böse kam“, präsentiert sich Ivar Leon Menger als besonders schnell und produktiv in seiner Kreativität und veröffentlicht nun – schon ein Jahr später – sein so dringend erwartetes Zweitwerk. Und es präsentiert sich mutig anders! Schon in den ersten Zeilen wird klar: Hier reproduziert niemand ein mögliches aufgewärmtes Erfolgsrezept. Nein, hier geht ein Autor weiter, zeigt sich wandelbar und auf geniale Art unberechenbar. Und? Ist es nicht genau das, was wir bei einem Thriller haben wollen? Die Unberechenbarkeit!
Schnell sind wir im und beim Thema: Stalking. Stalking ist unfair, unvorhersehbar, ist Psychoterror! Und…wir sind in Berlin! Und wir erfahren: „Berlin ist voller Irrer”!
London Killing | Oliver Harris
Lange, lange wollte ich diesen Krimi schon lesen, da er mir von vielen Seiten als England-Fan empfohlen wurde. Aber eigentlich mag ich keine Kommissare wie Nick Belsey, die 100te Probleme im Privatleben haben. Kein Geld, zerstörtes Privatleben, Ärger im Job, zu viel Alkohol, und, und, und! Man hat sehr oft bei diesen Leuten das Gefühl, sie können sich nicht auf den Fall konzentrieren. Ja, man hat immer das Gefühl, man bekommt eine Story, die man im Krimi nicht bestellt hat. Doch dieses Buch würde anders überhaupt nicht funktionieren. Und das gibt diesem Buch eine besondere Note!
Das Chalet | Ruth Ware
Robinsonaden sind mein Ding! Sie kitzeln in Extremsituationen die Abgründe von Charakteren heraus, die man im Alltag doch so gut kaschieren kann. Dies vor allem, wenn eine Gruppe junger, dynamischer, hipper Start-up Freaks auf engstem Raum hockt und sie sich ihre Egos aneinander abarbeiten. Eingesperrt und ohne Kontakt nach außen ist der Psychokoller bei diesem extrovertierten Menschenschlag vorprogrammiert. Bei Ruth Ware ist hier die „Insel“ ein Luxusresort in den rauen französischen Alpen, umgeben von einem Meer aus Schnee! Lawinenabgang und sie sind wie eingeschneit, handlungsfähig, Menschen verschwinden und es kommt zu Morden! Spätestens jetzt kann man das Buch nicht mehr zur Seite legen!
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel | Richard Osman
Unser ungewöhnliches Quartett Elisabeth, Ron, Ibrahim und Joyce ist mal wieder mit seinen Helfern auf turbulenter und sehr unterhaltsamer Mörderjagt. Fans haben gewartet und Richard Osman hat mal wieder mit diesem Krimi – der alle englischen Klischees humorvoll und intelligent bedient – fabelhaft abgeliefert.
Unsere geliebten Vier haben sich dieses Mal bei dem bekannten Fernsehmann Mike Waghorn eingeladen, der in seinem persönlichen Narzissmus glaubt, nur fandienlich mit ihnen zu essen. Nein, er ahnt nicht, dass hier ein Plan der vier vorliegt. Man möchte nämlich mehr vom Nachrichtensprecher als nur eine nette Zeit, nettes Plaudern beim Dinner! Nein – es geht natürlich darum Informationen zu ergattern, mehr zu erfahren, über den mysteriösen Tod der Bethany Waites.
Ein irischer Dorfpolizist | Graham Norton
Unsere Köpfe sind voller Klischees und Stereotypen, sobald wir nur den Namen eines Landes hören. Irland! Grüne Wiesen, ländliche Reinheit und Schönheit, eigenbrötlerische Nerds – zeitweise ein wenig Kriegszustand. Wird in Büchern damit zu viel gespielt, hat es etwas von Kitsch, fataler Nostalgie und/oder purer Trivialität. Existieren sie gar nicht in Büchern, sind wir zeitweise etwas orientierungslos und verwundert. Graham Norton schafft es in „Ein irischer Dorfpolizist“ genau das richtige Maß zu finden. Und wer zudem die Kulissen Irlands als wunderschönes Urlaubsland liebt, wird hier ein wenig Urlaub machen können.
Die Toten Mädchen vom Monte Argento | Emanuela Valentini
Ein neuer Krimi hat mich gefesselt! Und das sehr schnell – nach einigen Seiten und so auch bis zur letzten Seite! Zur Story: Sara kommt als Erwachsene zurück an den Ort ihrer Kindheit, genauer: Ihrer Sommerferien. Doch alles ist nun für sie schlecht besetzt – kein Gefühl der Geborgenheit, der schönen Erinnerungen, denn über dem Anlass der ungewollten Rückkehr liegt ein Schatten des Schecken, der Angst und der Ungewissheit. Claudia wird beerdigt – Claudia die einst verschwand und deren Kinderschädel nun bei Bauarbeiten gefunden wurde.
“Verbergen, Verschweigen, Verdrängen” prägt die Grundstimmung in Borgo Cardo. Sara verlässt den Ort bereits wieder am selben Tag – aber all das lässt sie nicht los: Die Tote, die zerbrochenen Menschen, die gekünstelten Menschen. Was ist passiert damals und was machte es aus den Kindern, mit denen sie aufwuchs?
Die dunkle Spur des Blutes | Stuart MacBride
Lese ich schottische Thriller und Krimis, so wächst in mir sofort das Gefühl von Ferien, Urlaub – gute Zeit, auch wenn die grausamsten Dinge geschehen. “Die dunkle Spur des Blutes” ist der zwölfte Fall für Inspector Logan McRae, doch für mich sein erster! Und trotzdem: Es war ein guter Einstieg. Zwar überrascht die Bandbreite einer feinen bis derben Sprache, oft schnörkellos, aber sie macht den Inspector in ihrer Direktheit sehr lebendig. Er ist halt sehr klar und voller Ironie und Sarkasmus: “Sobald die Medien davon Wind bekommen, wird es sein, als ob man ein verletztes Ferkel in eine Badewanne voller Piranhas schmeißt”. Das alles macht ihn zu einem wirklichen Schotten und oft auch einem kleiner Chauvi – eine gewisse politische Inkorrektness schwingt oft bei ihm mit.
1979 – Jäger und Gejagte | Val McDermid
Einmal Zeitreise bitte!
Ziel? Äh, 1979!
Und schon haben wir unsere Reise in die Zeit ganz knapp vor der Thatcher-Ära – Winter 78/79! In die Zeit von David Bowie und Burt Reynolds! Ein harter Winter. Ich war zwar nicht dort – in Edinburgh (ich war als Kind in London 1979) – aber es fühlt sich so an. Die Typen vor meinem geistigen Auge sehen so aus, wie einst. Val McDermids Zeitreise funktioniert – fühlt sich real an – voller orange-braunem Design, Nebel und “Die Profis” …. Nichts reißt einen mehr aus solch einem Film als ein kleiner Anachronismus. Denn ich gebe zu: Darauf reagiere ich zutiefst allergisch – so etwas würde die gesamte Illusion einstürzen lassen. Doch das geschieht hier nicht! Vielmehr erleben wir ein literarisches Mosaik aus Bildern, Typen, Moden und Themen, das das Bild von 1979 zusammensetzt.