Erschienen bei Eichborn
(Rezensionsexemplar)
Verbrechen und Gesellschaft
In der großen Flut der True-Crime Bücher tut es immer wieder gut Werke zu finden, deren Anspruch über die Befriedigung eines Voyeurismus, d.h. der Darstellung von spektakuläreren, blutigen Verbrechen hinaus geht. Sabine Rückerts Reihe „Verbrechen“, bekannt aus dem erfolgreichen Podcast und der renommierten Wochenzeitung „Die Zeit“, ist ein solches, positives Beispiel. In klarer Sachkenntnis geht es mehr um die Wechselwirkungen zwischen Verbrechen und Gesellschaft als um die ausführliche Darstellung der Abgründe sadistischer Triebe und bestialischem Verhalten an Tatorten.
Somit geht es Rückert und ihrem Team bei weitem nicht nur um „Crime“. Nein! Es geht um unsere Zeit, unser Land, unser Miteinander, wie wir mit diesen Schrecklichkeiten als Gesellschaft umgehen.
Mehr als „nur“ True Crime
So zeigen sich die dargestellten Fälle nicht nur als eine Aneinanderreihung von Straftaten in Kurzgeschichtenform, sondern auch darüber hinaus als Auseinandersetzung mit dem Justizsystem und/oder der Polizei als Exekutive, die nach neuen Formen der Aufklärung von Verbrechen sucht. Das heißt, dass es neben den Darstellungen zahlreicher Straftaten in diesen Band, z.B. auch einen kritischen Artikel über die sonst so positiv besetzen Profiler gibt. Der begehrte Beruf des Profilers, der zeitweise einen Nimbus eines Propheten besaß (und vielleicht für viele immer noch besitzt) wird hier genauer unter die Lupe genommen und es stellt sich heraus, dass die Herren und Damen von der „OFA“ (Operative Fallanalyse) hauptsächlich mit Statistiken arbeiten, die helfen können, die aber genauso gut verfehlen können. Es ist gut, auch solche Methoden kritisch zu durchleuchten und nicht zu glauben, dass man mit einer Kriminalarbeit im Stile „Das Schweigen der Lämmer“ alle Verbrecher finden würde. Sehr deutlich wird hier auch, dass die ansonsten so auf Wissenschaft berufende OFA, bei vor allem einigen privaten Anbietern, noch gar nicht wissenschaftlich umgesetzt wird.
Kurzweilig, informativ!
Die Reihe „Verbrechen“ basiert auf solider journalistischer Arbeit. Man merkt, dass Rückert jahrelang Kriminalreporterin war und zahlreiche spektakuläre Prozesse der Bundesrepublik als solche begleitet hat. Das tut gut! Und es macht Spaß zu lesen. Kurzweilig, informativ, in seinen Darstellungen niveauvoll und darüber hinaus nicht mit der Gefahr einer ewigen Wiederholung kristallisiert sich dieses Format gegenüber vielen Büchern dieses Genre heraus. Und somit kann man als Leser des Buches gut nachvollziehen, worin sich die Beliebtheit des Podcast begründet!