Erschienen bei Kiepenheuer und Witsch
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Auf zu Nummer 3!
Mit der „Victoria Verschwörung“ hat Andreas Storm nun seinen dritten Band rund um den Kunsthistoriker Dr. Lennard Lomberg geschaffen. Eine große Erwartungshaltung von seinen Lesern hieß es von Seiten des Autors zufriedenzustellen, denn die Bände zuvor waren historische Kriminalromane auf einem sehr hohen und im deutschen Sprachraum besonderen Niveau. Fakten und Fiktion wurden fabelhaft unterhaltsam vermischt, so dass es selbst für den geübten Historiker eine Herausforderung war, diese während der Lektüre irgendwie zu sortieren. All das machte den Charm der Lombardserie aus. Und genau dort – wo er seine beiden Eingangsromane stilistisch beendet hat – hat er nun, mit viel Erzählkunst und geschichtlichem Knowhow, wieder geschickt und gekonnt angesetzt.
Schon auf den ersten Seiten bekommt der Leser verschiedenste Fäden in die Hand und fragt sich: Was haben all diese historischen Ereignisse miteinander zu tun? Was wird sie zusammenführen? Es erscheint, als ob Storm neue historische Realitäten setzt. Das macht auf vielen unterschiedlichen Ebenen des Romans einen riesigen Spaß. Ein Buch, das bestimmt nicht nur geschichtsversierte Leser anspricht, sondern auch jeden, der die klassische Kriminalgeschichte liebt. Wir beginnen ungewollt Spekulationen zu kreieren – wir wollen mitlösen – wir wollen dabei sein!
„Victoria was my queen – Victoria… “
Keine englische Königin steht wohl so sehr für das einstige englische Empire, wie Königin Victoria. Doch scheinbar wurde ein Gemälde, das die junge Königin 1845 zeigt, ausgetauscht. Und schon beginnt ein facettenreiches Spiel über Jahrzehnte hinweg. Über Beutekunst der Nazis im Paris 1940, dem Versuch der Rückgabe des Bildes durch die junge Bundesrepublik beim Besuch von Queen Elisabeth II 1965 in Deutschland, weiter zum Jahr der Handlung im Jahr 2016. Storm verknüpft gekonnt Zeiten und Orte – lässt die historischen Geschehnisse wie parallel laufen. Seine Geschichte besticht durch seine guten Recherchen und realistischen Szenarios, die so hätten geschehen können – die im Bereich des möglichen liegen. Das macht den Charm der Werke aus, denn seine Figuren und deren Schicksale sind – trotz ihres sehr mondänen Lebensstils – als Charaktere nicht überzogen.
Natürlich steht im Zentrum der „Victoria Verschwörung“ die Metropole Großbritanniens: London. Storm kennt die Hauptstadt durch und durch. So wird das Buch wie ein Kurztrip nach und durch Britanniens Megacity. Selbst als langjähriger erfahrener London-Fan, gab es doch für mich hier etliche neue Infos, die mir noch nicht geläufig waren. Darüber hinaus ist das Buch gespickt mit viel englischem Flair, wie Bier ohne Schaum, viel Standesdünkel, britischer Ironie (bis zum Sarkasmus) und den typischen Kauzigkeiten von der Insel.
Global Player
„Die Victoria Verschwörung“ gibt gute weitere Perspektiven für Fortsetzungen. Durch ihre Internationalität hat Storm eine sehr moderne Serie geschaffen, die in die Zeit eines vereinten Europas, eines Denkens über die Grenzen hinaus, in unsere Zeit passt (auch wenn die Engländer hier politisch zurzeit eine kleine Pause einlegen). Der weltgewandte, gebildete Lomberg ist ein Global Player. Vielleicht lässt Storm ihn zukünftig über Europa hinaus agieren.