Strafsachen – Ist unser Recht wirklich gerecht? Textopfer, November 5, 2023November 12, 2023 Von Elisa Hoven und Thomas Weigend Erschienen bei Dumont (Rezensionsexemplar) Endlich: True-Crime mit Tiefe Schafft es unser Recht unser Gefühl von grundsätzlicher Gerechtigkeit zu befrieden? Aus dem täglichen subjektiven Empfinden heraus würden wohl viel sagen: Nein! Was ist überhaupt gerecht? True-crime hat eine riesige Nachfrage in unserer Zeit und wir alle setzen uns mit den zeitweise grausamsten Verbrechen auseinander – hören und urteilen (oft sehr schnell). Wir mimen die Hobbyjuristen ohne Tiefe! Die Dinge sind oft viel verzwickter, viel umfassender. Also: Ist das gerecht? Was ist gerecht? Die passende Lektüre dazu liefern Elisa Hoven und Thomas Weigend in ihrem spannenden Buch „Strafsachen“. Ein Buch, das nicht zu vergleichen ist mit dem überfluteten Markt der True-Crime-Bücher, denn im Vordergrund steht hier nie die Sensation, der Voyeurismus oder das Spektakel des Verbrechens, sondern wir sind gefragt, was gerecht wäre und bekommen durch aktuelle Fälle das (zeitweise) Dilemma der Rechtsprechung aufgezeigt. Endlich ein deutliches Buch mit Tiefe auf diesem Markt. Eine Vielfalt an Diskussionsstoff und Standpunkten Das Buch bietet eine Vielfalt an Diskussionsstoff und Standpunkten. Episodenhaft werden uns Fälle aus der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik vorgestellt und wie ihre Urteile die gesellschaftliche Diskussion, Sichtweise, aber auch das Recht selbst beeinflusst haben. Fälle von „normalen“ Straftaten bis hin zu tiefsten menschlichen Verwirrungen. Fälle, z.B. den fehlenden Rechten von Menschen zwischen Zeugung und Geburt? Oder darf man Informationen über Schwangerschaftsabbrüche verbieten oder als Werbung bezeichnen?Oder, wie verhält es sich mit Kindern vor dem 14. Lebensjahr, wenn sie schwere Straftaten begehen? Straffrei? Ist das gerecht?Oder wie verhält es sich bei Rasern, die in Städten illegale Rennen fahren und wenn dann dort Menschen sterben? Mord? Todschlag? Fahrlässige Tötung?Unsere Gesellschaft kocht, wenn es solche aktuellen Beispiele in den Medien gibt. Reicht unser Strafrecht? Brauchen wir mehr Strafe? Auch – und vor allem – für Nichtjuristen! Die Autoren erörtern auf intelligente Weise die für uns oft unverständliche Rechtsprechung. Oft hat man das Empfinden beim Lesen mit ihnen in den Dialog und Diskussion zu gehen, denn die Fälle veranschaulichen, dass es sich hier nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern um nötige gesellschaftliche Diskurse. Das nimmt einen intellektuell und – oft auch sehr – emotional mit. Man wünscht sich während der Lektüre, dass dieses Buch für manche Menschen innerhalb unserer emotionalisierten Talk-Shows, rund um das Thema „Was ist gerecht?“, Pflichtlektüre wäre. Wichtig war den Autoren scheinbar die Sachlichkeit und Ausgewogenheit. Dies wird immer wieder deutlich!Eine fabelhafte, sehr gut recherchierte Nachhilfestunde in Sachen Jura. Ein gutes Buch für die, die sich sehr schnell zu sicher sind, was Recht und Gerecht wäre. Auch für Nichtjuristen gut verständlich und kurzweilig episodenhaft erzählt, ohne in irgendeiner Form oberflächlich zu werden. Sachbuch True Crime DumontTrue Crime