Aramäisch – Weltsprache des Altertums | Holger Gzella Textopfer, Februar 26, 2023Februar 26, 2023 Erschienen bei C.H. Beck (Rezensionsexemplar) Vom Sprechen und Denken Eigentlich geht es immer darum, Menschen und Menschensein zu verstehen! So sind u.a. Religionen und Sprachen zwei große Themen, mit denen ich es liebe mich auseinanderzusetzen. Da war die Neugierde groß, mehr über die Sprache zu erfahren, die einst Jesus Christus gesprochen haben muss. Ja, die Sprache, die gleichzeitig in der Antike im Nahen Osten und dem Orient eine Funktion hatte, wie heute das Englische in der Welt – Menschen einfacher zu verbinden- eine Art Weltsprache zu sein. Während des persischen Großreichs umfasste die Verbreitung ca. die heutigen Länder Israel, Libanon, Jordanien, Ägypten, Teile der arabischen Halbinsel, Kleinasien, Iran, Afghanistan und Teile Nordafrikas.Wie konnte diese Sprache eine solch riesige Verbreitung erlangen – eine Erfolgsgeschichte über Ländergrenzen hinweg entwickeln? Weltsprache des Orients In seiner frühesten Form begegnet uns Aramäisch im neunten und achten Jahrhundert vor Christus. Es überlebt vor allem – bis zur Ausbreitung des Islam – als grenzübergreifende Verwaltung und Verkehrssprache im Orient. Aber auch in der Funktion als Alltagssprache oder Sprache der Diplomatie, zwischen den Großreichen, erhält es lange seine Wichtigkeit.Zwar setzt sich dieses Buch vor allem mit den aramäischen Quellen als Schriftsprache auseinander, jedoch wird schon die Entwicklung dieser Sprache als kommunikatives Gesamtphänomen in der Antike dargestellt. Wir lernen jedoch: Aramäisch ist nicht gleich Aramäisch. Ob als Verwaltungssprache oder gesprochene Sprache, ob im Nordirak oder Naher Osten – der Sprachbegriff fungiert als Sammelbegriff vieler selbstständiger Weiterentwicklungen. Nicht trocken und nicht verstaubt! Mag man denken, dass ein solch linguistisches Werk tiefst akademisch verstaubt um die Ecke kommen muss, wird man von Holger Gzella schnell eines Besseren belehrt – denn diese Sprache lebt, prägte und prägt Leben und ist auch immer noch in unserer Zeit lebendig. Die Begeisterung des Autors für „sein“ Thema springt uns Leser aus jeder Zeile an. Das hat etwas mitreißendes – der Funke springt rüber.Natürlich sollte man Vorkenntnisse über grundsätzliche grammatikalische Strukturen haben, um den skizzierten Aufbau der Sprache nachvollziehen zu können. Aber es reichen hier Basics! Keine Angst vor zu viel grammatikalischer Theorie – das kommt hier nicht!Hilfreich für den guten Überblick ist das gute Kartenmaterial, die zahlreichen Bilder und Tabellen (z.B. zu den Schriften) und der fabelhafte Anhang im Buch, der die hohe Wissenschaftlichkeit des Autors deutlich hervorhebt. Und Jesus Christus? Es kann heute nicht mehr bestritten werden, dass Jesus aramäischer Muttersprachler war. So finden sich im Neuen Testament typische aramäische Satzmuster – auch wenn die Urtexte im griechischen geschrieben wurde. Die aramäischen Grundlagen aber der Jesus-Botschaft dürften geholfen haben, seine Lehre in Syrien und Mesopotamien zu verbreiten. So finden wir aramäisch heute noch in der syrisch-orthodoxen Kirche. Geschichte Sachbuch AntikeOrientRegilionSprachgeschichte