Was ans Licht kommt | Christoffer Carlsson Textopfer, November 12, 2023November 12, 2023 Erschienen bei Rowohlt (Rezensionsexemplar) Wir möchten sie nicht allein lassen Als ich erfuhr, dass 2024 das dritte Buch des schwedischen Autors und studierten Kriminologen Christoffer Carlsson bei uns in Deutschland erscheinen wird, musste ich mir eingestehen, dass dieses Phänomen vollkommen an mir vorbei gegangen war! Welch ein Fehler! Nun, mit der Lektüre seines vor einigen Jahren ersten in Deutschland erschienen Buches „Was ans Licht kommt“ steht für mich fest: Ich muss sie alle lesen! Beschrieben wird dieses Buch auf dem Cover als Kriminalroman und das ist dieses leise, intelligente und menschenbeobachtende Buch auch: Es ist Krimi und Roman in einem. Denn Carlssons Geschichte ist nicht nur ein Krimi, es geht nicht nur um die Aufklärung von Morden. Nein, es geht auch darum, was das alles aus den Menschen macht. Es ist die Geschichte der Entwicklung dieser Menschen und wir leiden, fühlen mit ihnen. Alles bekommt so viel mehr Tiefe als in den vielen, vielen Büchern, die sich Krimi oder Thriller nennen, in denen Mord für die handelnden Personen scheinbar von alltäglicher Natur ist. Carlssons Personen wirken, als ob sie in unserer Nachbarschaft wohnen. Und dies trägt uns durch das Buch, denn wir möchten sie nicht allein mit diesem Schicksal lassen. Aufhänger der Geschichte: Schwedens Schock! Es sind die Geschichten unserer Kindheit, die uns im Leben begleiten. Als Kinder nehmen wir die skurrilsten Abläufe und Personen einfach so an. Erst als Erwachsene bemerken wir, wie wenig normal manch alltägliche Dinge waren. So ergeht es auch dem Erzähler dieses äußerst spannenden Werkes, der als erfolgreicher Autor zurück in seine ländliche Heimat in Schweden kommt und auf freundliche, manchmal merkwürdige und zeitweise gescheiterte Personen seiner Kindheit trifft. Als dann noch eine langvergessene Mordgeschichte wieder aufpoppt, beginnt eine Fahrt in die Vergangenheit, die es dem Leser unmöglich macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Carlssons besondere Aufhänger der Vergangenheit, in der die Mordserie ihren Anfang nahm: Es geschieht in derselben Nacht im Jahr 1986, in der es zum Mord Olof Palme in der Hauptstadt kommt. Der Mord am Ministerpräsidenten schockiert die Nation und lässt sie an Staat und Polizei zweifeln. Der Mord in der Provinz lässt die Bewohner dort an ihrer Art zu leben und der Polizei zweifeln. Und bei all dem muss Dorfpolizist Sven schauen, dass er nicht an diesem Fall zerbricht. Leise durchs Buch Christoffer Carlsson ist nicht nur ein sehr guter Beobachter der Menschen. Dies sehen wir deutlich in den handelnden Personen, denn er schafft es uns hier quasi sehr wahre Personen vorzustellen. Nein, er ist ein guter Beobachter und ein geschickter Geschichtenerzähler. Langsam stellt er uns die wichtigsten Personen seiner Geschichte vor, ohne uns auch nur ansatzweise wirklich zu erzählen, worauf wir uns hier in diesem Buch eingelassen haben. Dann prallt diese idyllische Landgesellschaft an Wendungen und menschliche Abgründe. Der Erzähler ist leise, seine Figuren sind leise und die Geschichte voller dauerhafter Spannung. Die Typen in seinen Geschichten erscheinen uns nach wenigen Seiten schon als alte Bekannte. Und so entsteht ein Buch, das innerhalb der riesigen heutigen Flut von Thrillern und Krimis etwas Neues, etwas Anderes ist – endlich! Krimi/Thriller KrimiRowohlt-Verlag