erschienen bei DP
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Viva Colonia!
Es wäre nicht fair Rezensionen zu schreiben und dabei zu behaupten, dass man immer vollkommen neutral ans nächste Buch herangeht. Bei “Nacht der Rache” von Edith Niedieck ist es schon ein rein äußerlicher, eher geringer Faktor, der mich doch sehr beeinflusst. Ihr Kriminalhauptkommissar Baack ermittelt in der mir wohl sympathischsten Stadt Deutschlands, nämlich in Köln. Und dies bringt bei mir schon ungewollt Pluspunkte, wenn wir am Ebertplatz, der Lanxess Arena, in St. Gereon oder im Colonia-Hochhaus sind. Das bringt schon eine gute Atmosphäre, also viel schönes Lokalkolorit.
Aber Köln bedeutet auch: Kölsch, Karneval, Klüngel und all das hat dieser Krimi mit dabei!
Niedieck präsentiert einen Krimi mit aktuellen Themen, rund um die Metropole am Niederrhein. Morde und Sabotagen geschehen und alles steht im Zusammenhang mit dem politisch höchst aufgeheizten Thema des Hambacher Forstes und einem Energieriesen mit drei Buchstaben (beginnt mit R).
Schlechtes Handling?
Im Mittelpunkt der Chef dieses Konzerns, Kramer, der entweder ein schlechtes Handling bei und in Krisen oder selbst intensiv „Dreck am Stecken“ hat. Der Wahrheit auf der Spur, rund um den Mord an einem Konzernmitarbeiter ist der handfeste, coole Kommissar Raphael Baack. Dieser Mord wird nur der Auftakt einiger kriminellen Dinge darstellen. Der Leser darf gespannt sein, denn es gibt noch eine Geschichte hinter dieser – tiefer in der Vergangenheit.
Mehr „drive“ gewünscht
Edith Niedieck hat ihren Krimi rund um Öko-Terrorismus und unserer aktuellen Diskussion über die Zukunft von Energiegewinnung angesiedelt. Somit ist ihr Thema wirklich up-to-date. Sprachlich würde man sich für einen Krimi jedoch viele Stelle manchmal etwas flotter, schneller, reibungsloser wünschen, denn die Story lädt dazu ein. Vielleicht hätte auch dazu beigetragen, wenn so manche Tätigkeitsbeschreibung kürzer ausgefallen wäre oder es schnellere Orts- und Situationswechsel gegeben hätte. Das hätte bestimmt noch einmal „drive“ in die Geschichte gebracht.
Was den Krimi zu etwas Besonderem macht ist, dass die Autorin zum Verständnis der Personen und ihrem Verhältnis untereinander nicht vor längeren Dialogen zurückschreckt. Hier erinnert die Erzählweise mehr an gängige Literatur als an einen typischen Krimi. Wir sollen scheinbar das Misstrauen, die Unsicherheit, Verwirrtheit, etc. emphatischer erfahren können.