Habsburgs langes Sterben | Hannes Leidinger und Lenz Mosbacher Textopfer, August 3, 2024 Erschienen beim Haymon-Verlag (Rezensionsexemplar, also Werbung) Keine Romantisierung Der Niedergang des Hauses Habsburg war ein langer Prozess, die K.u.K.-Monarchie war eigentlich schon seit ihrer Gründung zum langen Sterben verurteilt. Der Vielvölkerstaat, der aus Deutschen, Ungarn, Tschechen, Polen, Kroaten und vielen Bevölkerungsgruppen mehr bestand, war in der Zeit der sich bildenden Nationalstaaten nicht zu bändigen. Hannes Leidinger und Lenz Mosbacher interpretieren und kommentieren kritisch den langen, zähen Verfall der Donaumonarchie über das 19. Jahrhundert hinweg, bis zum endgültigen Untergang und Scheitern am Ende des 1. Weltkriegs. Ein Buch für Österreich- und Habsburgkenner, aber bei weitem nicht für die vielen Habsburgfans, da beide Autoren (und ihre im Buch genannten Mitautoren) sich deutlich kritisch mit dem Handeln, der Politik und den Auswirkungen der K.u.K-Monarchie auseinandersetzen. Hier geht es um umsichtige, abwiegende Geschichtsschreibung, ohne Romantisierung und/oder Idealisierung. Ein guter Gegenpol zu vielen Geschichtsschreibungen im Stile der „guten, alten Zeit“ in Österreich. Es geht um einen ehrlichen Blick in die Vergangenheit! K.U.K. – kritisch und kontrovers! Aber war dieser Vielvölkerstaat 1918 überhaupt noch ein gemeinsamer großer Staat oder war er nur ein sehr lockerer Bund – ein Resultat der vielen Autonomiesierungen einzelner Teilstaaten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts? In dieser Zeit hatten sich die Nationalisten in den verschiedenen Landesteilen immer weiter durchgesetzt. Die vielen ethnischen Gruppen schienen immer weniger die Fähigkeit und den Willen zu haben, Kompromisse finden. Die Spielräume dazu gingen verloren – Zwistigkeiten nahmen immer weiter zu. Dies allein wäre aber zu kurz gegriffen. Leidinger und Mosbacher bieten für ein fachkundiges Publikum Antworten zum Scheitern der Donaumonarchie. Auch verweisen sie damit auf die Ausstellung in der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl „Kritisch und Kontrovers“. Bitte mehr davon! Die Autoren blicken aber auch auf das geistige Erbe Österreichs nach 1945, das durch den Eisernen Vorhang vom größten Teil ihres einstigen Reiches abgeschnitten wurde. Eine ernsthafte Auseinandersetzung aber mit den Schattenseiten der K.u.K.-Monarchie fand nur sehr selten statt. Vieles der Vergangenheit wurde zum hübschen, naiven Kitsch verklärt! So vor allem durch die berühmten und immer wieder wiederholten Sissi-Filme der 50er Jahre. Aber auch sonstiger Sissi-Kult und ähnliches! Es ist halt einfacher, die düsteren Teile der Geschichte einfach auszublenden. Somit braucht man für eine realistische österreichische Geschichte, wohl noch weitaus mehr Beiträge wie dieses Buch! Geschichte Sachbuch GeschichteHaymon VerlagÖsterreich