Sehr zeitnah zum ersten Band von Andreas Storms „Lennard Lomberg Reihe“, habe ich nun also den zweiten Band mit großen Schritten durchgelesen, wohlwissend, dass das wohl für einen Autor nicht das Erstlingswerk das schwierigste Werk. Nein, es ist wohl das zweite Buch, in dem er beweisen muss, dass das fabelhafte erste Werk kein Zufallsprodukt war, sondern auf Können, Kreativität und Talent beruht. Und was soll ich lange drumherum reden? Andreas Storm hat diese hohe Prüfung eines Autors mit Bravour bestanden. Mit der Akte Madrid hat er fasst fließend an seinen ersten Kriminalroman „Das neunte Gemälde“ angeschlossen. Auch dieses Buch ist für Fans von guten, niveauvollen historischen Romanen ein durchweg mitreisendes Buch. Darüber hinaus tauchen wir wieder tief in die europäische Kunst- und Kulturszene ein, wenn sein Protagonist, der Kunstschätzer Lennard Lomberg, auf die Suche nach einem verschollenen oder gar entführten Meisterwerk ist. Beutekunst! Hauptambiente ist – neben einer Vielzahl europäischer Städte und Landschaften – Spanien. Überhaupt handelt es sich bei diesem Werk um einen europäischen Krimi und somit einen sehr modernen Krimi. Frei nach Suedes: „Europe is our playground“!
Schlagwort: Krimi
Nacht der Rache | Edith Niedieck
Es wäre nicht fair Rezensionen zu schreiben und dabei zu behaupten, dass man immer vollkommen neutral ans nächste Buch herangeht. Bei “Nacht der Rache” von Edith Niedieck ist es schon ein rein äußerlicher, eher geringer Faktor, der mich doch sehr beeinflusst. Ihr Kriminalhauptkommissar Baack ermittelt in der mir wohl sympathischsten Stadt Deutschlands, nämlich in Köln. Und dies bringt bei mir schon ungewollt Pluspunkte, wenn wir am Ebertplatz, der Lanxess Arena, in St. Gereon oder im Colonia-Hochhaus sind. Das bringt schon eine gute Atmosphäre, also viel schönes Lokalkolorit.
Aber Köln bedeutet auch: Kölsch, Karneval, Klüngel und all das hat dieser Krimi mit dabei!
Niedieck präsentiert einen Krimi mit aktuellen Themen, rund um die Metropole am Niederrhein. Morde und Sabotagen geschehen und alles steht im Zusammenhang mit dem politisch höchst aufgeheizten Thema des Hambacher Forstes und einem Energieriesen mit drei Buchstaben (beginnt mit R).
Die Nacht des Blutadlers | Marc Voltenauer
Marc Voltenauer hat mit seinem dritten Band „Die Nacht des Blutadlers“ seinen Protagonisten Andreas Auer von der heimatlichen Schweiz auf Spurensuche seiner eigenen Vergangenheit nach Schweden geschickt. Herausgekommen ist ein Kriminalroman, der diese beiden kulturellen Einflüsse in spannendster Form vereint. Dies gibt als Grundvoraussetzung dem Buch schon mal etwas sehr Spezielles! Eine besondere Note, die sich durch das Werk zieht!
Darüber hinaus wird er seiner Bezeichnung „Kriminalroman“ absolut gerecht, da es sich hier nicht nur um ein weiteres Werk in der großen Flut der „Thriller“ handelt, sondern Voltenauer augenscheinlich Wert darauflegt, dass seine Figuren mehrdimensional sind und sich während des langen Zeitraums, den die Erzählung umfasst, weiterentwickeln. Sei es positiv oder negativ!
Ein mitreisender und bewegender Krimi, der auf vielfältige Art und mehreren Ebenen die Frage nach unserer kulturellen und persönlichen Herkunft, unserer Prägung und unserem Wunsch nach dem „Wo-kommen-wir-her?“, „Wer-und-wie- waren- meine-Vorfahren?“ thematisiert. Der Leser darf eine spannende und ungewöhnliche Suche erwarten!
Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee | Mathias Berg
Bitte keine Schubladen! Einige werden versuchen „Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ als ein Buch in der Masse der Regionalkrimis abzutun, andere werden es vielleicht in der Menge der historischen Krimis ansiedeln, ABER: Um diesem Buch wirklich gerecht zu werden, sollten wir es vor allem als das Ansehen, was es ist: Einen sehr, sehr guten Krimi! Und noch mehr: Mathias Berg ist es gelungen ein differenziertes Portrait der bundesdeutschen Gesellschaft Anfang der 70er Jahre zu kreieren! Das Buch besticht durch die Kunst eine Zeitreise mit uns durchzuführen und gleichzeitig als Pageturner die Spannung durchweg beizubehalten
Altbier, Katja Ebstein, Frikadellen, Gürkchen, Doornkaat und die „Grüne Minna“! Willkommen in den 70ern – die Illusion ist perfekt. Wir machen eine Zeitreise! Ich gebe an dieser Stelle wieder einmal zu, dass ich sehr, sehr kritisch bin, wenn es um historische Romane/Krimis geht. Denn wenn nur ein Baustein hier falsch gesetzt wird – ein Anachronismus – so bricht die Illusion sofort zusammen. Aber Mathias Berg versetzt uns wirklich ins (snobistische) Düsseldorf 1970. Und ich weiß, wovon er spricht, denn ich komme vom Niederrhein, im Gegensatz zum gebürtigen Stuttgarter. Ich bin begeistert, denn wir alle haben sofort die bunte Mode, von Mini zu Maxi vor unserem inneren Auge!
Tode, die wir sterben
Tja, dann „Willkommen an der genau richtigen Stelle des Lesens!“
Schicksalsschläge kommen ungefragt und mit schrecklichen Konsequenzen in unser Leben. Doch für Kommissar Jon Nordh kommt es doppelt hart. Denn neben dem plötzlichen Verlust seiner Frau, muss er damit Leben, dass er wohl hintergangen wurde. In dieser Situation wird ihm die eigenwillige und äußerst wehrhafte Svea Karhuu als neue Kollegin zugeordnet. Da fällt es schwer den Kopf beisammenzuhalten. Natürlich muss es zwangsläufig bei einem solchen neuen Team, bestehend aus zwei so starken Persönlichkeiten auch mal zu Reibungen kommen. Das schafft Klarheit und Respekt.
Das bemerkenswerte Autorenduo Voosen und Danielsson ist schon lange auf dem Erfolgspfad. Mit „Tode, die wir sterben“, starten sie mit einem neuen schwedischen Kommissarenduo.
Finster | Ivar Leon Menger
Mit dem dritten erfolgreichen Buch ist man am Autorenhimmel wohl ein etablierter Autor. Und somit bin ich mir vollkommen bewusst, dass Ivar Leon Menger nun in Deutschland zu den etablierten Autoren gehören wird. Denn mit seinem nun dritten vorgelegten Thriller „Finster“, wird er erneut großen Erfolg haben! Woher ich mir hier so sicher bin? Ivar Leon Menger hat es geschafft, dem Druck – der bestimmt auf ihm und seiner Kreativität gelastet hat – standzuhalten und eine packende, mitreißende Geschichte zu erzählen, die den Leser nicht eher Ruhen lässt, bis er die letzten Seiten erreicht hat. Respekt vor dieser Leistung, an der so manche – zuvor hochgelobte Autoren – gescheitert sind. Dieses Buch zu lesen hat Spaß gemacht! Und ich gebe zu: es war leider ein viel zu kurzes Lesevergnügen, da ich es durchgesuchtet habe. Ja, ich habe es fast an einem Tag am Stück gelesen (und hätte dies getan, wenn nicht auch meine Welt noch andere Dinge außer Menger-Thriller beinhalten würde). Fazit also: Top! Es war wunderbar zu lesen, dass Menger auch nach „Als das Böse kam“ und „Angst“, das Niveau eines besonderen Thrillers hält. Hier hat sich jemand die Zeit genommen wieder einmal eine besondere Geschichte zu kreieren. Kein Abklatsch, keine dauerhafte Masche wird hier gefahren – wie bei manchen hochgehypten deutschen Krimiautoren, die viel zu schnell „Neues“ auf den Markt bringen – sondern etwas Innovatives und Anderes präsentiert Menger hier. Das macht Spaß, hält die Spannung und man freut sich auf weitere Werke!
Doch das Messer sieht man nicht | I.L.Callis
Berlin 1927, die Stadt pulsiert zwischen Bars, Huren, Künstlern, Reichtum und Armut, Alkohol und Kokain, Revuen, politischen Extremen, grell leuchtenden Reklamen und dem Anschein des Glamours des Filmgeschäfts. Und in dieser aufgeheizten Stadt des Chaos schlägt ein Mörder erbarmungslos zu, den bald schon alle den Ripper von Berlin nennen werden. I.L. Callis entführt uns in diese Zeit der Extreme, der instabilen Weimarer Republik. Sie erzählt uns nicht nur einen Krimi, sie erzählt uns von den Realitäten des harten Lebens in Deutschlands Hauptstadt am Ende der 20. Jahre des letzten Jahrhunderts. Deutschland lebt desillusioniert in eine Zeit der Inflation, Armut, Arbeitslosigkeit, Kriegsversehrter – ja, all dies im Kontrast zum Luxus und der Exzesse der Reichen. Ein Leben auf dem Pulverfass! Callis hat die historischen Umstände und das Leben der Endzwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts gut recherchiert – historisch und auch geografisch. Sie gibt uns die Bilder für eine Zeitreise und bettet die Geschichte tief und an vielen Stellen in diese Zeit ein.
Verraten | Jussi Adler-Olsen
Zu Beginn ein klares Bekenntnis: Ich bin Fan der 1. Stunde! Wie alle begeisterten „Kommissariat Q“- Fans, habe ich diesem finalen Band entgegengefiebert. Und ganz ohne Spannung aufzubauen, komme ich am Schluss zum Schluss: Es hat sich absolut gelohnt!
Entgegen allen Unkenrufen vieler selbsternannter Kritiker, Buch-Blogger, die die Jahre seit 2008 nicht Stück für Stück diese Reihe begleitet haben, möchte ich sagen, dass für jeden eingefleischten Fan dies ein guter Abschluss ist – ein würdevolles, intelligentes und (so) nicht erwartetes Grande Finale!
All diese einzigartigen Typen werde ich vermissen! Carl, Assad, Rose, Gordon oder Hardy – wir wissen nun so viel über sie. Denn sie sind es, die die Thriller des Dänen so besonders machten. Und wer die Bände zuvor nicht gelesen hat, wird dies vielleicht nur schwer nachvollziehen können. Wenig oberflächliche Klischees, sondern verschrobene, gut durchdachte Individualität, die diese Personen so echt wirken lassen, so dass man auch im letzten Band das Gefühl hat, gute Bekannte wiederzusehen. Und garantiert sind auch in diesem Band Wendungen, die der Leser bei weitem nicht erwartet und erahnen kann. Das war und ist das besondere Können von Jussi Adler-Olsen. Und das macht sehr viel Spaß!
Kaltblütig | Truman Capote
Holcomb ist die totale Einöde! Eine langweilige und teilweise etwas heruntergekomme Stadt in Kansas. Gottesfürchtig und fleißig ist man hier. Am 15. Februar 1959 kommt es hier zu einem Gewaltexzess an der Familie Clutter, die unauffällig hier auf ihrer Farm lebt. Dies schockiert die Gemeinde und das Land. Wer macht so etwas? Warum die friedliche Familie Clutter? Als dann die Täter verhaftet werden, kommt es zu einem Mordprozess, in dem es nicht nur um die Todesstrafe geht, sondern auch um Motive, menschliche Abgründe und unser oft eingeschränktes Bild, wie wir uns Täter vorstellen.
Manche Passagen, in denen Ausführungen zu Personen getätigt werden, mögen uns heutzutage als etwas zu lang geraten erscheinen. Dies ist aber Capotes Absicht geschuldet, der ein Psychogramm der Täter erstellen möchte, das sehr viel über die Selbst- und Fremdeinschätzung der beiden sagt. Darüber hinaus ist ihm die tragische Hinführung, die zum Mord führte, wichtig. Auch die Menschen, die sich in ihrem normalen Leben plötzlich mit dieser extremen Gewalt konfrontiert sehen, werden von ihm sehr feinfühlig dargestellt.
Das Blut der Opfer | Stuart MacBride
Ja, Stuart MacBride schlägt auch mal direkte Töne an, aber das mag als Schotte auch in seiner Mentalität liegen. Ich möchte aber betonen, dass dieses Buch, im Gegensatz zu manchen Büchern zuvor des fleißigen Autors, sich diesbezüglich in einem Rahmen hält. Aber all das passt zu seinen eigenwilligen und zeitweise schrägen Charakteren, die nicht gerade um Sympathie betteln. Detective Sergeant Lucy McVeigh sucht seit siebzehn Monaten im (fiktiven) schottischen Ort Oldcastle, den als Bloodsmith betitelten Serienmörder und die gesamte Polizei hat das Gefühl keinen Schritt weiter zu sein. Ihr Verhalten verwirrt – aber, es gab einen Todesfall in ihrem Einsatz und zudem wird der öffentliche Druck immer größer. Sie ist besessen von ihrer Arbeit, die wohl gleichzeitig auch der Versuch der Eigentherapie ist. Begleitet wird sie von ihrem kleinen, verschrobenen Kollegen, den alle nur den Dunk nennen (to dunk – im Englischen eintunken, also der „Eintunker“).
Das Besondere des Bloodsmith ist, dass er eine – für einen Serienkiller – seltsame Botschaft an seinen Tatorten hinterlässt: „Helft mir!“ In Blut geschrieben, über den Leichen seiner Opfer. Warum ruft ein Killer nach Hilfe? Was will der Killer hier? Ein böses Spiel? Häme an seine ermordeten Opfer?