Es liegt nicht nur in meiner Affinität zu Schottland und im Besonderen zu Edinburgh. Nein, Ian Rankin schafft es nun seit 1987 (!) Detective John Rebus in Kriminalfälle, Lebenssituationen und -umstände zu verwickeln, die uns immer wieder aufs neue Mitnehmen. Rebus, seine Kollegin Siobhan Clarke und viele ihrer Kolleginnen und Kollegen präsentiert Rankin als Charaktere mit Ecken und Kanten, ohne Stereotypen zu bedienen, aber auch sie (wie in manch anderem Thriller oder klassischen Krimi) als abgedrehte, unverstandene Einzelgänger mit überzogenem Profil und (fast) pathologischen Verhaltensweisen, darzustellen. John Rebus ist eignen, verliert sich und die Welt aber nicht durch oder in diesen Eigenheiten. Somit wird er für uns zu einem realistischen, ja liebenswerten Menschen, mit vielleicht mal dem einen oder anderen Spleen. Mehr auch nicht! Sein Verhalten ist nachvollziehbar. Er besitzt eine Zivilcourage, die klaren Normen und Werten folgt. Das macht ihn zeitlos, da dies wohl zu jederzeit „in“ ist. Auch in „Die dunkelste Stunde der Nacht“ wird es nicht langweilig oder eintönig – es bleibt spannend und wieder mal ganz anders als in den Bänden zuvor. Und das auch noch in Schottland – klasse!
Schlagwort: Goldmann Verlag

Das Blut der Opfer | Stuart MacBride
Ja, Stuart MacBride schlägt auch mal direkte Töne an, aber das mag als Schotte auch in seiner Mentalität liegen. Ich möchte aber betonen, dass dieses Buch, im Gegensatz zu manchen Büchern zuvor des fleißigen Autors, sich diesbezüglich in einem Rahmen hält. Aber all das passt zu seinen eigenwilligen und zeitweise schrägen Charakteren, die nicht gerade um Sympathie betteln. Detective Sergeant Lucy McVeigh sucht seit siebzehn Monaten im (fiktiven) schottischen Ort Oldcastle, den als Bloodsmith betitelten Serienmörder und die gesamte Polizei hat das Gefühl keinen Schritt weiter zu sein. Ihr Verhalten verwirrt – aber, es gab einen Todesfall in ihrem Einsatz und zudem wird der öffentliche Druck immer größer. Sie ist besessen von ihrer Arbeit, die wohl gleichzeitig auch der Versuch der Eigentherapie ist. Begleitet wird sie von ihrem kleinen, verschrobenen Kollegen, den alle nur den Dunk nennen (to dunk – im Englischen eintunken, also der „Eintunker“).
Das Besondere des Bloodsmith ist, dass er eine – für einen Serienkiller – seltsame Botschaft an seinen Tatorten hinterlässt: „Helft mir!“ In Blut geschrieben, über den Leichen seiner Opfer. Warum ruft ein Killer nach Hilfe? Was will der Killer hier? Ein böses Spiel? Häme an seine ermordeten Opfer?

Die dunkle Spur des Blutes | Stuart MacBride
Lese ich schottische Thriller und Krimis, so wächst in mir sofort das Gefühl von Ferien, Urlaub – gute Zeit, auch wenn die grausamsten Dinge geschehen. “Die dunkle Spur des Blutes” ist der zwölfte Fall für Inspector Logan McRae, doch für mich sein erster! Und trotzdem: Es war ein guter Einstieg. Zwar überrascht die Bandbreite einer feinen bis derben Sprache, oft schnörkellos, aber sie macht den Inspector in ihrer Direktheit sehr lebendig. Er ist halt sehr klar und voller Ironie und Sarkasmus: “Sobald die Medien davon Wind bekommen, wird es sein, als ob man ein verletztes Ferkel in eine Badewanne voller Piranhas schmeißt”. Das alles macht ihn zu einem wirklichen Schotten und oft auch einem kleiner Chauvi – eine gewisse politische Inkorrektness schwingt oft bei ihm mit.