Verdun 1916 | Olaf Jessen Textopfer, April 9, 2024April 9, 2024 Erschienen bei C.H.Beck (Rezensionsexemplar) Der Wahnsinn des Krieges Krieg ist in Europa wieder ein aktuelles Thema und es gibt wohl keine Schlacht in der modernen Geschichte, die auf tragische und fast exemplarische Art den Wahnsinn des Krieges deutlicher auf den Punkt bringt als die Schlacht um Verdun 1916 im Ersten Weltkrieg. In keiner Schlacht kamen mehr Menschen auf engstem Raum um als dort! Man geht von ungefähr 700.000 Menschen aus, die in ca. 8 Monaten dort starben und das Ergebnis der Schlacht war, dass am Ende beide Seiten wieder dort standen, wo sie die Schlacht begonnen hatten. Irrsinn, Wahnsinn, Krieg! Verdun ist somit ein Zeichen für Frieden, für ein vereintes Europa geworden, auch wenn es noch lange bis nach diesem Krieg dauerte, ehe beiden Seite dies eingesehen haben. Olaf Jessen präsentiert diese schreckliche Schlacht in Form einer chronologischen Abfolge der politischen und kriegerischen Geschehnisse. Deutlich macht er, dass die Führungen auf beiden Seiten die Situation vollkommen falsch einschätzen, was zu fatalen Ergebnissen und Konsequenzen für die Soldaten an der Front auf beiden Seiten führt. Doch der einzelne Soldat hat wenig Wert für sie! Darüber hinauszeigt er den perfiden Glauben der Generalitäten an die „Errungenschaften“ des modernen industrialisierten Krieges. Die Artillerie soll einfach alles kurz und klein schießen, dann wird man den Krieg schon gewinnen – dann soll es keine Gegenwehr mehr geben. Ein schrecklicher Trugschluss. Fatale Entscheidungen 1915! Der Krieg dauert schon viel länger als alle beteiligten Nationen dies vermutet haben. Mittleerweile sind die Fronten festgefahren. Auf der Westfront heißt dies eine Front von über 1000 Kilometern. Da glaubt General Erich von Falkenhayn, dass man die Franzosen am besten im nächsten Jahr 1916, dort bekämpfen sollte, wo sie sich am sichersten verbarrikadiert haben. In Verdun! Hier will er die Entscheidungsschlacht erzwingen. Jedoch entscheidet er sich – entgegen aller Beratung – dazu, dass es reichen würde, die stark befestigte Stadt nur auf einer Seite der Maas (nämlich im Osten) anzugreifen. Die Franzosen sind sich hier in Verdun sicher und glauben nicht daran, dass die Deutschen hier angreifen würden. Sie ziehen sogar große Teile ihrer Soldaten hier ab. So gibt es Anfangserfolge für die Deutschen, die daher immer mehr Soldaten in diese Schlacht „werfen“ und für die Franzosen wird das Halten von Verdun nationale Ehrensache, so dass man auch dort immer mehr Soldaten in die Schlacht „wirft“! Kriegs-, Gewalt- und Tötungsexzess! Die totale Zerstörung! Olaf Jesse zeigt uns in seinem sehr gut recherchierten Sachbuch den Kontrast zwischen den unüberlegten, auf Arroganz basierenden Handlungen und Entscheidungen der Oberbefehlshaber von Falkenhayn und Joffre und die damit einhergehenden brutalen Konsequenzen für die Soldaten in der Schlacht vor Ort. Durch das brachiale Einsetzen von großkalibrigen Artilleriegeschossen, Gas und Flammenwerfern werden Landstriche, Dörfer und die dort agieren Menschen total zerstört. Über bleiben nur Dreck und Reste – Knochenreste, bei denen man nicht mehr erkennen wird, ob sie Franzosen oder Deutsche waren. Ein riesiges Schlachtfeld, das bis heute als großer Friedhof behandelt wird. Ein fabelhaftes Buch, das die Konsequenzen eines modernen Krieges zeigt, das zeigt, dass dies alles nichts mit Heldentum zu tun hat. Ein Buch, das uns Verdun auf intelligente Art näher bringt. Darüber hinaus vielleicht eine Aufforderung an viele, den Ort zu besuchen! Es lohnt sich literarisch und auch dort vor Ort auf Spurensuche zu gehen. Geschichte C.H. Beck VerlagErster WeltkriegFrankreichGeschichteVErdun