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Die Hohenzollern und die Nazis | Stephan Malinowski

Textopfer, Dezember 9, 2022Dezember 9, 2022
Erschienen im Propyläen-Verlag

Ein neues Buch – ein „Muss“ für den historisch interessierten Leser!

Stefan Malinowski hat ein Buch geschrieben, dass die bundesdeutsche Geschichtsschreibung unbewusst lange sehnlich erwartet hat! Dieses Buch ist ein “Muss” für jeden geschichtsbegeisterten Leser. Und es ist ein “Muss” für jeden, der sich mit der deutschen Geschichte auseinandersetzt. Stephan Malinowski hat damit ein neues Standardwerk für Historiker geschaffen. Und es beeindruckt in seiner umfangreichen Recherche und seiner vielschichtigen, konsequenten und analytischen Darstellung! 

Es ist gut und wichtig, dass es dieses fabelhafte Buch nun gibt, dass die Familie der Hohenzollern ins rechte Licht setzt – eine Familie, die sich ihrer schrecklichen historischen Vergangenheit in ignoranter Form nie gestellt hat. Und die gleichzeitig – auch heute noch- immer höchste finanzielle Forderungen an unseren demokratischen Staat stellt. Wer dieses sehr umfassende Werk gelesen hat, kann solchen Forderungen nur mit einem Kopfschütteln des Unverständnisses und (ich gebe es zu) einer gewissen Wut begegnen. 

Der Autor schafft es immer wieder die Rolle der PR-Berater der Hohenzollern zu entlarven. Die wenig intellektuell begabten und mit überzogenem Ego ausgestatteten Führungspersonen (z.B. der Ex-Kronprinz und Kaiser) hatten es diesen zu verdanken, dass ihr Handeln im Bild in der Öffentlichkeit nicht weiterhin immer schlechter angesehen wurde. Gerade beim Ex-Kronprinz wurde am Image gefeilt. 
Hier zeigt sich das Können Malinowskis! Er ist kreativ und trotzdem sachlich, mal umfassend, mal pointiert, schafft er es, Realität und Imagekampagne fein und deutlich voneinander zu sezieren. Dabei bleibt der Aufbau immer logisch – Bezüge werden klar.


1918/19 und Weimarer Republik

In der Deutschen Revolution wird der Adel nur bedingt entmachtet. Im Gegensatz zu anderen Revolutionen in Europa, kommt er eigentlich glimpflich davon – er darf Geld, Besitz, Titel etc. behalten, was er dann über 100 Jahre dazu nutzt, immer wieder Forderungen zu stellen. Auch versucht man konsequent immer wieder Macht und Einfluss zu bekommen – man träumt den reaktionären Traum einer Wiederauferstehung der Monarchie.

Lächerlich lebt der vor allen Konsequenzen geflohene Ex-Kaiser in seinem kleinen Herrenhaus als wäre man noch am Hofe. Aber auch Teile des Volkes wollen den Glanz und die gefühlte historische Größe nicht missen. So gerät der Trauerzug der Kaiserin 1921 zum großen Ereignis für ganz Deutschland. In den rechts konservativen Kreisen bleibt der Monarchismus abrufbar.
Der Ex-Kaiser spielte jedoch nur sein „Hoftheater“ im Haus Doorn in den Niederlanden und somit in der Weimarer Republik keine große Rolle. Er bleibt jedoch Gallionsfigur der Monarchisten. Er und sein finanzkräftiger Sohn sind die Hoffnung des Adels. 

Der Ex-Kronprinz gibt sich posierend auf Bildern als „schneidig“ und in läuternder Volksnähe. Darüber hinaus versucht er sein Image als besonders moralisch herauszuputzen. Jedoch ist in der Öffentlichkeit sein unheroisches agieren während des Krieges bekannt, dem seine Liebschaften oft mehr wert waren als seine Soldaten an der Front.

Während seine Männer an der Front starben, reiste der damalige Prinz seiner französischen Geliebten hinter. Anspruch und Wirklichkeit gehen immer weiter bei ihm auseinander. Es wird eine Kunstfigur des ehemaligen Kronprinzen geschaffen, in der er nun als geläutert dargestellt werden soll.
Als der Kronprinz 1923 nach Deutschland zurückkehrt gibt er das Ehrenwort, sich aus den politischen Debatten herauszuhalten. Einen Verzicht auf Einmischung, den er nicht dauerhaft durchhält. Zu sehr drängt ihn wohl sein überzogenes Selbstbewusstsein und anerzogenes Sendungsbewusstsein – die dauernde Hoffnung als Hohenzollern – wieder in die Rolle einer führenden politischen Kraft zu schlüpfen. 

Anbiedern an die Nazis

In den 20ern und 30ern wird deutlich, dass die Familie, die die Deutschen in den Weltkrieg geführt hatte, keine Verluste hatte. Im Gegensatz zu den meisten Familien hatte man weder Familienmitglieder noch finanziell und somit am Lebensstandard verloren – man ergreift daher, nach wie vor keinen „normalen Beruf“. Und dies in wirtschaftlich schwersten Zeiten der Deutschen. Man hat es nicht nötig, man fühlt sich nach wie vor als königliche Hoheiten – mit Standesdünkel und selbstverständlich in diesen armen Zeiten, mit Recht auf großes Kapital und anderen Wertbesitz.
Gleichzeitig sind die Kaisersöhne die Stars auf zahlreichen überparteilichen Kundgebungen der antidemokratischen Rechten! 1932 scheint der Ex-Kronprinz wirklich zu glauben, dass Hitler, Göring, Goebbels und Röhm ihn zum Kaiser machen wollen. Aber allein schon diese Zusammenarbeit zu erwägen, zeigt doch die Kollaboration der Hohenzollern mit den NS- Größen. In der Hoffnung der Wiederkehr der Macht, ist man auch bereit mit dem Teufel zu paktieren. Dazu unterstützt man auch mit „seinem guten Namen“ Hitler! So spricht sich der Ex-Kronprinz dann beim 2. Wahlgang für das Amt des Reichspräsidenten, klar für Hitler aus!
Überhaupt buhlen der ehemalige Kaiser und der ehemalige Kronprinz seit 1931 um die Gunst Hitlers. Jeweils aber jeder für sich und in gegenseitiger Konkurrenz – in der Hoffnung durch Hitler an die Macht kommen zu können. 
Der Ex-Kronprinz bringt sich genüsslich am Tag von Potsdam in Position – wahrscheinlich mit dem Hintergedanken, mehr als nur Statist zu sein. Jedoch wollen die Nazis nur im alten Glanz der Hohenzollern glänzen – niemand dort will wirklich wieder eine Monarchie. Und natürlich ist der Ex-Kronprinz auch beim Niedergang der Demokratie – bei der Eröffnung des neugewählten Reichstags in der Kroll Oper – zu gegen. Freundlich wird er dort von Nazischergen empfangen, im Gegensatz zu vielen gewählten Abgeordneten der anderen Parteien. 

Während des Dritten Reiches muss auch dem letzten Adeligen klar werden, dass die Hohenzollern die Rolle des nützlichen Idioten als Steigbügelhalter spielen. Spätestens nach der Gleichschaltung der Presse interessiert sich niemand mehr aus dem Bereich der Macht für sie.

All dies zeigt die aktive Unterstützung des Hohenzollern Ex-Kronprinzen – aber auch seiner Brüder – bei den Inszenierungen der neuen Machthaber, bei der Etablierung ihrer Macht! 

Nach dem 2. Weltkrieg

Der ehemalige Kronprinz hält sich auch nach dem 2.Weltkrieg immer noch für einen großen Feldherren. So gibt er im Interview seine „Expertise“ und meint, dass Hitlers größter Fehler gewesen sei, dass er sich nicht mit Frankreich geeinigt hatte, um dann gemeinsam England anzugreifen. Kein Verurteilen des Krieges, des Völkermords! Keine Reflexion oder Einsichten!
Es ist unverständlich und heuchlerisch, dass diese Familie, die in vieler Hinsicht den Deutschen geschadet hat, heute immer wieder mit Forderungen und juristischen Mitteln versucht sich finanziell am deutschen Staat zu bereichern.

Die Quellen über die Lobeshymnen des Ex-Kronprinzen über Adolf Hitler und die Nazi-Bewegung sind so zahlreich, dass es verwunderlich ist, dass es überhaupt Menschen gibt, die daran zweifeln, dass die Hohenzollern zu den Aktivkräften im aufkommenden Nationalsozialismus zählten. Endgültig lächerlich wird es dann innerhalb mancher Argumentationen, wenn in der Diskussion heutzutage um die Rolle der Hohenzollern in der NS-Diktatur behauptet wird, dass der Ex-Kronprinz ja gar nicht um seine Symbolkraft gewusst hätte. Hier wird deutlich, wie weit man bereit ist in der Argumentation zu gehen, um sich irgendwie reinzuwaschen. 

Zwischen dreist und peinlich wirken die dauernden Versuche der Hohenzollern Anwälte und Vertreter, die Familie zu Opfern zu erklären, d.h. z.B. ihre Mitgliedschaften in der NSDAP oder Auftritte mit Hakenkreuzarmbinde oder ihren Opportunismus als versteckten Widerstand darzustellen. Nichts scheint hier zu peinlich, um verlorenen Besitz wieder unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand zurückzuergattern. Absurd ist der ewige Versuch eine Widerstandslegende um sich zu bilden – Behauptungen aufzustellen, dass man die Männer des 20. Juli unterstützt hätte.

Ein Buch voller Informationen und Argumente

Es hat Spaß gemacht dieses Werk durchzuarbeiten! Dass es den Deutschen Sachbuchpreis 2022 erlangt hat, ist vollkommen gerechtfertigt, denn Stephan Malinowski hat hier ein vorbildliches und sehr modernes Geschichtsbuch geschrieben. Ich denke, dass meine Begeisterung dafür in den oberen Zeilen deutlich wird! Und ich freue mich schon auf seine nächsten Werke!

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