Geschichte Die Welt der Gegenwart – ein geopolitischer Atlas | Émilie Aubry und Frank Tétart Textopfer, August 28, 2024August 28, 2024 Um es vorweg direkt klarzustellen: Dieses Buch ist mehr als ein geopolitischer Atlas! Und: Ich liebe die Sendung „Mit offenen Karten“ auf ARTE! Jedem/Jeder, der/die sich einen Überblick über die Welt verschaffen möchte – neue Perspektiven erleben möchte – lege ich diese Sendung mit ihren ca.10-minütigen Folgen ans Herz. Sie hilft, unsere komplizierte und komplexer werdende Welt mit ihren Verworrenheiten, Verflechtungen und historisch gegebenen Entwicklungen besser zu verstehen. Und jetzt gibt es dies als und im Buchformat! Intensiver, noch übersichtlicher! Émilie Aubry und Frank Tétart haben nun als Buchautoren dieses besondere Sachbuch kreiert. Eine Fundgrube für neugierige Informationsfreaks – für die, die etwas mehr wissen wollen, was die Welt im Inneren zusammenhält oder trennt. Gute Karten verschaffen uns einfacher Überblick und Orientierung in unserer Welt. Sie geben uns den Blick von „oben“ aufs Thema, auf die Welt. Für viele, die die komplexen politischen Zusammenhänge und Strukturen verstehen wollen und/oder für die, die einfach noch viel mehr verstehen wollen, tun sich hier nun neue Wege auf! weiterlesen
Geschichte Der Untergang der Wager | David Grann Textopfer, August 18, 2024August 18, 2024 Wenn nicht noch etwas sensationelles passiert in diesem Jahr, dann kann ich an dieser Stelle behauten, dass ich mein Sachbuch 2024 gerade abgeschlossen habe. Schon nach der Vorstellung (und Begeisterung) von Denis Scheck, dessen Meinung ich oft so gut nachvollziehen kann – war mir klar – dass „Der Untergang der Wager“ ein mehr als passendes Buch für mich sein würde. Nun, nachdem ich das Buch in ca. 5 Tagen „durchgesuchtet“ habe, sitze ich hier und würde es am liebsten sofort noch einmal von vorne beginnen. Es gibt Geschichten, die sich kein Drehbuchautor erdenken könnte – es gib Geschichten, die nur das Leben, Zufall, Gott oder was es ist, schreiben kann (das dachte wohl auch Martin Scorsese, der das Buch als Film mit Leonardo DiCaprio im nächsten Jahr in die Kinos bringen wird). Hätte ein Drehbuchautor dies erdacht, so hätte er schwarz-weiß, vielleicht etwas grau schattierte Charaktere entworfen. In diesem Buch aber ist die gesamte Vielfalt menschlicher, zeitweise in sich widersprüchlicher, Charakter und ihrer Reaktionen, die sich in den Extremsituationen des Lebens nicht mehr verstecken lässt, so wunderbar klar. Es ging um Leben und Tod für die Besatzung der Wager! Wie würden wir reagieren? Wo wären unsere Grenzen? Welche würden wir überschreiten? Würden wir meutern gegen die Macht? Würden wir töten? Eine dramatische Geschichte von Lüge, Verrat, Meuterei, Zufällen und menschlichen Schwächen und vor allem ein Kampf für jeden einzelnen ums Überleben. weiterlesen
Geschichte Habsburgs langes Sterben | Hannes Leidinger und Lenz Mosbacher Textopfer, August 3, 2024 Der Niedergang des Hauses Habsburg war ein langer Prozess, die K.u.K.-Monarchie war eigentlich schon seit ihrer Gründung zum langen Sterben verurteilt. Der Vielvölkerstaat, der aus Deutschen, Ungarn, Tschechen, Polen, Kroaten und vielen Bevölkerungsgruppen mehr bestand, war in der Zeit der sich bildenden Nationalstaaten nicht zu bändigen. Hannes Leidinger und Lenz Mosbacher interpretieren und kommentieren kritisch den langen, zähen Verfall der Donaumonarchie über das 19. Jahrhundert hinweg, bis zum endgültigen Untergang und Scheitern am Ende des 1. Weltkriegs. Ein Buch für Österreich- und Habsburgkenner, aber bei weitem nicht für die vielen Habsburgfans, da beide Autoren (und ihre im Buch genannten Mitautoren) sich deutlich kritisch mit dem Handeln, der Politik und den Auswirkungen der K.u.K-Monarchie auseinandersetzen. Hier geht es um umsichtige, abwiegende Geschichtsschreibung, ohne Romantisierung und/oder Idealisierung. Ein guter Gegenpol zu vielen Geschichtsschreibungen im Stile der „guten, alten Zeit“ in Österreich. Es geht um einen ehrlichen Blick in die Vergangenheit! weiterlesen
Geschichte Die letzten Stimmen des Holocaust | Louis Pawellek Textopfer, Juli 6, 2024Juli 6, 2024 Im Leben suchen wir oft nicht unsere Themen, sondern wir erhalten das Gefühl, dass die Themen uns suchen. So wirkt auch die Geschichte des jungen engagierten Autors Louis Pawellek, dessen Weg so wirkt, als hätten Fügung und Schicksal ihn langsam immer näher zum Thema des Holocaust gebracht. Und es ist begeisternd zu erleben, wie sehr ihm dieses Thema – welches in Gefahr ist, durch das langsame Aussterben der Zeitzeugen, in Vergessenheit zu geraten – zum Schreiben eines beeindruckenden Buchs gebracht hat. Pawelleks Forschungen zu einigen der letzten Überlebenden der Gräueltaten der Nazi-Diktatur ist nichts nur informativ, sondern zeigt auch, wie zufällig das Überleben und Sterben im NS-Reich hauchdünn nebeneinander verliefen. Besonders an diesem Projekt ist, dass er nicht nur die Biografien einiger der letzten Überlebenden verantwortungsvoll darstellt, sondern dass er modern und quasi interaktiv QR-Codes mit ins Buch einbringt, über die wir uns die Interviews mit diesen Zeitzeugen, die die Grundlage seiner Forschung waren, anschauen können. Wir können somit – über das Buch hinweg – die Menschen und die Wirkung ihrer Erzählungen selbst erleben. Dieses “Add On” zum herkömmlichen Weg der Aufarbeitung gebührt besondere Aufmerksamkeit. weiterlesen
Biographie Heinrich VIII – Der König und sein Gewissen | Sabine Appel Textopfer, Juni 16, 2024 Kein englischer Monarch ist wohl so bekannt wie Heinrich VIII, der nach fast 500 Jahren sogar zum „Helden“ einer erfolgreichen Fernsehserie mit 4 Staffeln wurde. Sex, Crime verkaufen sich gut und Heinrichs Geschichte klingt erst einmal so. Denn man kennt ihn vor allem wegen seiner sechs Ehefrauen, von denen zwei ihre Ehe und ihr Leben unter der Axt des Henkers im Tower of London beendeten. Heinrich war also ein grausamer, brutaler Renaissance-Herrscher, mit sehr viel Blut an seinen Händen. Und dies ist sein alleiniges Image in großen Teilen der Öffentlichkeit bis heute. Bildlich kennen wir ihn zumeist von den fettleibigen Bildern aus seinen letzten Lebensjahrzehnten. Aber wie alle Images wird dies der komplexen Person und seiner sehr komplexen Geschichte nicht gerecht. Heinrich startete als gutaussehenden Ritter, der vor der Geschichte seines Landes nicht versagen wollte. Geboren wurde er als Königssohn, aber nicht als Kronprinz. Und die Geschichte seines Lebens und seines Handels ist weitaus komplizierter und weniger gradlinig als wir sie uns vorstellen. weiterlesen
Geschichte Eine Geschichte Afrikas – Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit | Zeinab Badawi Textopfer, Juni 9, 2024Juni 9, 2024 Was wissen wir über Afrika? Haben wir Afrika, wenn wir über die Geschichte der Menschheit sprechen, überhaupt auf dem Schirm? Sklavenhandel und Kolonialismus fallen da vielleicht als Thema – aber Kultur? Entwicklung? Handel? Große Reiche? Große Einflüsse auf die Entwicklung der Menschheit der letzten Tausenden von Jahren? Ausgerechnet der Heimatkontinent der Menschheit fehlt zum größten Teil in vielen geschichtlichen Darstellungen. Die britische Journalistin und Autorin Zeinab Badawi hat uns mit diesem Buch endlich ein Werk geschenkt, welches in seiner Wichtigkeit zu Beginn des 21. Jahrh. gar nicht deutlich genug betont werden kann. Sprechen wir oft in der Bloggerszene von einem „Must-Read“, trifft dies zurzeit auf kein Sachbuch mehr zu, als auf dieses. Auf charmante Art rüttelt Badawi uns in Mitteleuropa wach, damit wir endlich anfangen, die “Kurzsichtigkeit der postimperialen Bildung” hinter uns zu lassen. Es geht darum die Vielfältigkeit endlich kennenzulernen, mehr Respekt vor den dortigen Kulturen zu leben – erleben und verstehen! Der Schwerpunkt des Buches ist mit Absicht so gewählt, dass es sich mehr um die vorkoloniale Zeit handelt, die im Allgemeinen in unseren Breitengraden fast gar nicht bekannt ist. Badawi betont, dass sie weg von der allgemeinen – auf schriftlichen Quellen betonierten – Wissenschaftlichkeit gehen, und bei der Fülle und Größe des Kontinents natürlich nicht eine vollständige Geschichte präsentieren, kann. Ihr Ansatz ist in vielem ein journalistischer Ansatz: Selbst erleben, vor Ort zu sein, schriftliche und vor allem mündliche Quellen nutzen. Es geht darum den Charakter des Kontinents näherzubringen – verständlicher zu machen. So ist ihr Geschichtswerk ein sehr persönliches Werk. Es ist sowohl die umfassende Reise in die Geschichte ihrer Vorfahren als auch oft ein Bericht ihrer Reisen an viele historische Orte und Ausgrabungen, die auch ich als geschichtsinteressierter Mensch bisher noch nicht kennengelernt hatte. Wirkliches Neuland für Geschichtsfreaks! Vielfalt verstehen! Wir beginnen bei der wahrscheinlich bekanntesten ältesten Bewohnerin Afrikas: Lucy – den sterblichen Überresten einer unserer Vorfahren. Lange strebte sich auch die moderne Geschichtsschreibung auf den anderen Kontinenten gegen die „Out of Africa“-Theorie, die nun heute als bewiesen angesehen wird. Es schien für viele Kulturen in Ost und West mehr eine Frage der Ideologie als der Wissenschaft zu sein. So startet Badawi mit den prähistorischen Wurzeln der Menschheit in Afrika. Besonderes Highlight ist ihre Reise zu den Hadzabe, eines der letzten Völker, fern ab unserer Zivilisation, die noch heute im Stile der einstigen Jäger und Sammler in Tansania leben. Viele afrikanische Reiche, Völker und vergangene Kulturen sind selbst bis heute hauptsächlich nur Fachleuten bekannt. Vielfältig, bunt, war und ist Afrika! Da gibt es viele weiße Flecken in unserem kollektiven Geschichtsverständnis, viel neu zu erforschen, wie z.B. das frühere Reich der Kusch im Nordsudan, dem Königreich Aksum oder der Amazigh (auch als Berber bezeichnet) in Nordafrika. Natürlich können so die vielen Völker und ihre Kulturen in einem solchen Werk nur kurz angerissen werden. Dies ist auch der Autorin bewusst, die klar formuliert, dass sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt. Es wird so die unendliche Vielfalt der Geschichte der Menschen Afrikas deutlich. Und um diese Erkenntnis der Vielfalt und Verschiedenheit geht es. Das begeistert und bringt viel Lust, sich zukünftig mehr mit verschiedenen Kulturen des Kontinents zu beschäftigen – noch einmal thematisch auf sie zurückzukommen. Gute Grundlagen dazu gibt dieses Buch auf jeden Fall! weiterlesen
Geschichte Reisen im Mittelalter – Unterwegs mit Pilgern, Rittern, Abenteurern | Anthony Bale Textopfer, Mai 17, 2024Mai 19, 2024 Einen hohen Einsatz hat Autor Anthony Bale für sein eindrucksvolles Buch über das Reisen im Mittelalter gebracht, indem er nämlich ganze Routen aus seinen Quellen nachgereist ist und somit zeitweise total regendurchnässt war und auch mal eine Lebensmittelvergiftung abbekam. Dieses Vorgehen erinnert schon stark an experimentelle Archäologie. Respekt! Aber all dieses moderne Reisen unserer Zeit lässt sich wohl nicht mehr mit der gefährlichen und unberechenbaren Fahrt ins Ungewisse des Mittelalters vergleichen, bei dem die Reisenden wahrscheinlich oft das Gefühl hatten, einen ganz anderen Planeten zu erreichen. Bale hat viele Autobiographien, erste Reiseführer, Enzyklopädien durchgearbeitet, die irgendwo zwischen Selbstdarstellung, Phantastereien und möglichen Realitäten lagen. Eine wunderbare, abwechslungsreiche Lektüre voller Überraschungen! Und so leiden wir und/oder begeistern uns mit den vielen geschilderten Reisenden auf ihren Wegen im Mittelalter. Faszinierend, interessant und spannend ist dieses Mitterleben und Erleiden für uns heute. Vieles ist sehr menschlich, somit zeitlos und für uns heute sehr gut nachzuempfinden. Das begeistert an diesem Buch. Ein Buch voller historischer Abenteuer. weiterlesen
Geschichte Anbruch der neuen Zeit! | Marina Münkler Textopfer, Mai 5, 2024Mai 5, 2024 Das 16. Jahrhundert erfährt nur selten spezielle Aufmerksamkeit. Wenn, dann ist es im Rahmen der frühen Neuzeit, die üblicherweise bis ins 18. Jahrhundert angesetzt wird oder unter der Überschrift Renaissance, die im Allgemeinen nur bestimmte europäische Phänomene in den Mittelpunkt rückt, ein Thema. Aber Marina Münkler hat eine andere Sicht darauf. Zeitlich fasst sie es enger als viele sonstigen Darstellungen, dafür aber geografisch weiter als unsere herkömmliche Geschichtsschreibung in Mitteleuropa. Es geht darum, wodurch und wo das europäische 16. Jahrhundert direkten Einfluss hatte und wie diese Einflüsse direkte Auswirkungen auf der Welt spüren ließen. Es ist ein sehr dynamisches Jahrhundert, nach der Zeit des Mittelalters. Welch eine Fülle von weltverändernden Ereignissen schlagen kurz hintereinander ein? Die Entdeckung, Eroberung Amerikas und somit die Zerschlagung der Azteken- und Inkareiche, die Entdeckung des Seewegs nach Indien, Luther, die Reformation bis zur Spaltung der römischen Kirche, Kopernikus, Galileo, Kepler…. All dies brachte die bisherige Welt aus den Fugen und ein Resultat wurde der grausame Krieg, der sich angeblich selbst ernähren sollte – der in 30 Jahren ganze Teile Mitteleuropas wie entvölkerte. Ganz so weit geht Münklers Blick nicht, aber sie macht deutlich, warum das 16. Jahrhundert in einer solchen Katastrophe enden musste. Ein wahrer Umbruch war dieses 16. Jahrhundert und danach sollte nichts mehr in großen Teilen der Welt sein, wie zuvor: Machtverschiebungen und neue Perspektiven auf das menschliche Leben. weiterlesen
Geschichte Im Kaiserreich – Eine kurze Geschichte 1871 – 1918 | Katja Hoyer Textopfer, April 24, 2024April 24, 2024 Wenn man in Deutschland viele erwachsene Personen nach der Geschichte ihres Landes und Volkes befragt, dann bekommt man wohl viele Aussagen im Rahmen von Fragezeichen bis mangelhaft, als in kaum einem anderen Land. Gibt es noch rudimentäres Wissen zum Nationalsozialismus, so liegen Weimarer Republik und Kaiserzeit bei vielen im Dunkeln. Dabei gilt es doch diese ersten deutschen Staaten zu verstehen, um unsere “Jetzt-Situation” als Staat in der heutigen Welt zu begreifen. Und deutsche Geschichte – die Geschichte des Kaiserreichs – muss nicht verstaubt, konservativ und in rückgewandter Form um die Ecke kommen. Sie kann modern und dossiert geschrieben sein. Ein Beispiel dafür ist dieses Buch! Katja Hoyer beschreibt den Aufstieg Preußen seit den Befreiungskriegen 1812, die zum Mythos des späteren Deutschen Reichs werden. Ein Staat, der eigentlich nichts anderes ist als eine Erweiterung Preußens. Diesem Geisterstaat der deutschen Geschichte, dessen Geist wir bis heute an vielen Ecken und Enden unserer Gesellschaft, unseres Landes und Denken noch immer finden. Und dessen historischer Geist die Folgestaaten prägen sollte. weiterlesen
Geschichte Verdun 1916 | Olaf Jessen Textopfer, April 9, 2024April 9, 2024 Krieg ist in Europa wieder ein aktuelles Thema und es gibt wohl keine Schlacht in der modernen Geschichte, die auf tragische und fast exemplarische Art den Wahnsinn des Krieges deutlicher auf den Punkt bringt als die Schlacht um Verdun 1916 im Ersten Weltkrieg. In keiner Schlacht kamen mehr Menschen auf engstem Raum um als dort! Man geht von ungefähr 700.000 Menschen aus, die in ca. 8 Monaten dort starben und das Ergebnis der Schlacht war, dass am Ende beide Seiten wieder dort standen, wo sie die Schlacht begonnen hatten. Irrsinn, Wahnsinn, Krieg! Verdun ist somit ein Zeichen für Frieden, für ein vereintes Europa geworden, auch wenn es noch lange bis nach diesem Krieg dauerte, ehe beiden Seite dies eingesehen haben. Olaf Jessen präsentiert diese schreckliche Schlacht in Form einer chronologischen Abfolge der politischen und kriegerischen Geschehnisse. Deutlich macht er, dass die Führungen auf beiden Seiten die Situation vollkommen falsch einschätzen, was zu fatalen Ergebnissen und Konsequenzen für die Soldaten an der Front auf beiden Seiten führt. Doch der einzelne Soldat hat wenig Wert für sie! Darüber hinauszeigt er den perfiden Glauben der Generalitäten an die „Errungenschaften“ des modernen industrialisierten Krieges. Die Artillerie soll einfach alles kurz und klein schießen, dann wird man den Krieg schon gewinnen – dann soll es keine Gegenwehr mehr geben. Ein schrecklicher Trugschluss. weiterlesen