KI und der moderne Krieg | Jay Tuck Textopfer, März 10, 2024März 10, 2024 Erschienen bei Econ/ Ullstein (Rezensionsexemplar) KI an der Front Ob KI wirklich explizit – so wie es die Unterschrift zum Titel des Buches sagt – die russische Armee schlagen könnte, weiß ich nicht, jedoch wird KI unsere militärischen Konflikte, unsere Kriege verändern. Und interessant ist es schon, wie die Überlegenheit der westlichen Waffensysteme der Ukraine geholfen haben, das russische Militär zu Beginn des Angriffskrieges zurückzuschlagen. Jay Tuck, amerikanischer Journalist und dem deutschen Publikum durch seine Arbeiten für die bekannten TV-Magazine „Panorama“ und „Monitor“ bekannt, präsentiert aber nicht nur ein Buch über moderne Waffentechnik und dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, sondern ein sehr politisches Buch über amerikanische und russische (speziell, die des russischen Präsidenten) Ansichten und Absichten in der Weltpolitik. Wir müssen leider wieder mehr über Krieg sprechen und uns über Krieg im Jahre 2024 informieren. Dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit dazu. Jay Tuck ist Kriegskorrespondent und dies schon seit der bekannten Operation „Desert Storm“, während des zweiten Golfkriegs. Diese Sichtweise eines amerikanischen Journalisten nun heute in der Ukraine vor Ort – mit zeitweise bei uns nicht so artikulierten Informationen und ihm eigene Ansichten – gibt uns noch einmal einen ganz anderen Einblick über die bisherige Entwicklung dieses Krieges. Schreckliche Konsequenzen Tucks Auseinandersetzung mit smarten Waffensystemen begann mit seinem Weg als Kriegskorrespondent. Schon zu Beginn der 90er erlebte er den ersten Einsatz von Smarten Waffen, wie Cruise-Missiles, die Hunderte von Kilometern ins feindliche Gebiet flogen und ihre Ziele autonom finden konnten. Zum Kriegsjournalismus brachte ihn die Frage, was der Krieg ist und was er mit den Menschen macht. Und er schildert klar, welche Grausamkeiten ein Krieg bereithält. Man fragt sich, ob ein Autor, der ein solches Buch schreibt, vielleicht besonders begeistert und angetan von militärischen Waffensystemen ist. Doch Tuck zeigt sich kritisch gegenüber z.B. den Soldaten seines eigenen Landes. Er schildert sie als grundsätzlich freundlich, aber sie hinterfragen nie ihre Loyalität. Darüber hinaus schildert er die schrecklichen Konsequenzen z.B. der modernen panzerbrechenden Waffen, die intelligent die Schwachstellen der russischen Panzer anflogen, um sie dann von oben zu bekämpfen, mit allen ihren drastischen, tödlichen Auswirkungen für die Soldaten. Hier wird sachlich berichtet und nie begeistert ein Waffensystem vorgestellt. Krieg mit dem Joystick in der Hand Jay Tuck, gibt einen interessanter Einblick in die Aspekte der Bewaffnung und sonstiger Ausrüstung in diesem modernen Krieg, was in der täglichen Berichterstattung oft nur nebensächlich erwähnt wird, aber doch so kriegsentscheidend ist. Wenn wir über Krieg in unserem Land diskutieren, ist ein solcher Blick in die Realität des momentanen Krieges mehr als wichtig. Denn – mehr denn je – entscheidet heutzutage die technische, computerbasierte Überlegenheit und bei weitem nicht die Truppenstärke einen Krieg. Mit dem Joystick in der Hand, kann der als „normaler Jugendlicher“ im Teeny-Zimmer aufgewachsene junge Mensch dem Gegner mehr Schaden anrichten als ein jahrelang ausgebildeter Soldat im Gelände. Darüber hinaus ist der Sieg eines Krieges – wie zu allen Zeiten – vor allem ein Resultat von genügend Anhäufung moderner Waffen, einer sehr gut ausgebildeten Armee, d.h. also von den finanziellen Ressourcen des Landes. Was aber nicht übersehen werden darf ist die Motivation und der Zusammenhalt eines Landes – dieser rein menschliche – Faktor ist auch heute nicht zu unterschätzen. Politik EconKriegPolitik