Rom brennt! Nero und das Ende einer Epoche Textopfer, November 19, 2023November 19, 2023 Von Anthony A. Barrett Erschienen bei wbg-Theiss (Rezensionsexemplar) Turbulenz und Dramatik Wir wissen – durch die Sozialen Medien in diesem Jahr – dass das römische Reich bei Männern ein dauerhaftes Thema ist! Wenn dann auch noch eine der großen Fragen der Weltgeschichte dazu kommt (Hat Nero wirklich seine Hauptstadt abfackeln lassen?), dann kann dies die Grundlage für ein mitreißendes Geschichtsbuch sein. Es kommt nun „nur noch“ auf den Autor an. Anthony A. Barrett hat diese Aufgabe umfassend, informativ und sprachlich spannend mit Bravour umgesetzt! Durch intensive Quellenrecherche und dem Talent diese gut gegeneinander abzuwägen, nähern wir uns dem alten Vorurteil, dass der cholerische, selbsternannte Künstler und Diktator Nero Rom zerstören wollte. Am 19. Juli 64 n.Chr. änderte dieser Brand die Welt. Neun Tage sollte er wüten und nicht nur die mächtigste Stadt der damaligen Zeit zerstören, sondern auch den mit Abstand mächtigsten Mann der damaligen Zeit zu Fall bringen. Wichtig ist: Wir sind hier nicht in Hollywood bei Peter Ustinov und Quo Vadis. Nein, der britische Historiker Barrett möchte uns die Geschichte in all ihrer Turbulenz und Dramatik, gespickt durch umfassende Fakten über das Alltagsleben der Römer, näherbringen. Aber was wissen wir wirklich? Keiner der berühmten drei Geschichtsschreiber Tacitus, Sueton und Cassius Dio war als er schrieb Zeitgenosse Neros. Es gilt also zu beachten, welche Quellen sie nutzten (zeitweise gemeinsame Quellen) und was vielleicht ihre Motivation war. Neutrale Geschichtsschreibung mit wissenschaftlichem Anspruch stand dort nicht im Mittelpunkt. Mehr das Urteil über historische Personen oder die Lobpreisung Roms. Wichtig ist darüber hinaus, natürlich neben den literarischen Quellen, die Archäologie. Jedoch muss man auch hier zugestehen, dass sich die Deutung von Brandstellen oft als sehr schwierig gestaltet. Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass es kompliziert ist, Brandschichten gezielt einigen historischen Vorkommnissen zuzuordnen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Brand 64 n.Chr. zwar der bekanntest ist, aber natürlich antike Städte immer wieder von solchen Katastrophen heimgesucht wurden. Interessant ist aber bei diesem Einblick zum Beispiel, wieviel die Römer schon über die Feuerfestigkeit bestimmter Steine wussten. Es zeigt das hohe Niveau des Wissens im Bereich der Baumaterialien. Wer war schuld? Es ist bemerkenswert, dass schon bei den vielen Bränden vor dem Brand 64 n. Chr. immer schnell ein Schuldiger oder eine Gruppe von Schuldigen genannt wurden. Ausgangspunkt des großen Brandes scheint die basarartige Atmosphäre rund um den Circus Maximus, mit vielen Geschäften und Ständen aus Holz, gewesen zu sein. Angefacht durch einen starken Wind, muss es sich sehr schnell verbreitet haben. So stark, dass es wohl Menschen in den engen Gassen Roms einschloss und sie sich nicht retten konnten. Aber was ist mit Nero? Warum gibt es klare Äußerungen, dass seine Männer neue Brandherde gelegt haben? Warum kam der Cäsar nicht direkt nach Rom zurück, als er vom Feuer hörte? Wer hatte Interesse daran, dass große Teile Roms zerstört wurden? Oder Nero zu schaden? Diese Fragen und viele mehr bekommen im Buch logische Antworten. Ein riesiges Plus des Buches Das Buch ist nicht nur für die bisherigen Fans der römischen Geschichte informativ. Nein, es bietet durch große Bildteile, eine Zeittafel, einem Glossar für Einsteiger ins Thema Rom, einer Kurzdarstellung, der wichtigsten Quellen und natürlich einem Anhang mit Literarturhinweisen einen guten Einstieg für die Leute, die Rom schon immer interessant fanden, aber bisher noch keinen Zugang gefunden haben. Das wahrscheinlich ideale Weihnachtsgeschenk für viele meiner Geschlechtsgenossen, bei denen ja manchen (außer Socken) die Ideen ausgehen. Mir hat das Buch außerordentlich Spaß gemacht. Und zu welcher Schlussfolgerung der Autor über den Brandstifter kommt, wird hier nicht verraten! Geschichte Sachbuch GeschichteRömisches ReichwbgTheiss-Verlag