Rom bin ich – Cäsar. Der Aufstieg | Santiago Posteguillo Textopfer, September 29, 2024September 29, 2024 Erschienen im dtv (Rezensionsexemplar, also Werbung) Ein ganz, ganz Großer Es ist eine große Aufgabe, wenn ein Autor sich vornimmt, einen historischen Roman über einen der ganz, ganz Großen in der Geschichte zu schreiben. Schreibt man dann noch über einen ganz, ganz Großen der römischen Geschichte, kommen belesene Menschen natürlich direkt mit dem Vergleich zur fast genialen Robert Harris Cicero-Trilogie um die Ecke! Welch eine Ausgangsposition hat ein Autor dann für ein umfassendes, mehrbändiges Werk über den großen Gaius Julius Cäsar? Ehrlich? Wenn man es löst wie der spanische Literaturwissenschaftler Santiago Posteguillo, eine sehr gute! Posteguillo geht seinen sehr eigenen Weg! Er will kein Robert Harris sein! Und das ist gut so! Er präsentiert seinen sehr eigenen Stil, um uns die Person Cäsars, sein Handeln und seine Beweggründe nahezubringen. Die Beschreibungen sind oft privat bis intim. Politik und Macht sind natürlich zentrale Themen, aber er stellt uns klar einen Cäsar vor, der – zumindest in seinen jungen Jahren – in seinem Handeln mehr aus privaten, familiären Gründen heraus seine Motivation zieht. Macht ist hier noch weniger der Beweggrund. Hier wird deutlich, dass Posteguillo Literatur, die Darstellung und Wirkung des Handelns durch eine gekonnte Sprache zum Verständnis der historischen Person und die Freiräume des lyrischen Erzählens, wunderbar nutzt. Hier schreibt nicht ein Autor wie ein politischer Reporter, sondern ein Literat, der uns einen Charakter, einen Menschen näherbringen möchte. Dies ist bei einer einst realen, historischen Person immer schwer und die Auslegung und Darstellung wird bei Historikern umstritten sein. Aber es hilft sich dieser Zeit, dieser Person zu nähern. Und: Es macht einfach Spaß zu lesen und sich in dieses Szenario der großen Namen hineinzudenken! Vom Spielball zur Persönlichkeit Die Geschichte erzählt Posteguillo geschickt durch Zeitsprünge innerhalb Cäsars Zeit als junger Erwachsener, Kind und Jugendlicher, der schon früh in einer der führenden römischen Familien Verantwortung übernehmen muss. Geschickt ist auch, wie Posteguillo Anspielungen auf Cäsars Zukunft einflechtet, um seine typischen Charaktereigenschaften, die ihn zu seinem Erfolg und zu seinem Untergang führen werden, vorzustellen. Cäsars Weg wird dabei schon durch diese familiäre Herkunft mit gelenkt. Vor allem durch die Person und Persönlichkeit seines Onkels Marius, der schon zu Lebzeiten ein römischer Held ist und als Gegenpart durch den machtgierigen, skrupellosen Diktator Sulla, wird Cäsar zu einer zentralen politischen Person dieser Zeit. Er entwickelt sich in dieser frühen Lebenszeit vom Spielball der römischen gehobenen Gesellschaft, zur klaren, mutigen, eigenwillig handelnden Persönlichkeit. Cäsar scheut auch nicht den Konflikt mit dem Diktator! Eine spannende Reise Unterhaltsam und informativ ist dieses Buch und dies nicht nur für Newcomer im Bereich der römischen Geschichte. Es hilft sich der eindrucksvollen und historisch bahnbrechenden Person Cäsars zu nähern. Genauso gut ist das Werk aber auch für Insider ein interessanter Blickwinkel des Autors auf Gaius Julius Cäsar, auf andere berühmte Personen jener Epoche (so z.B. Marius, Sulla, Cicero, Pompeius oder seiner ersten Ehefrau Cornelia), auf geschichtliche Abläufe oder mögliche Szenerien. An einigen Darstellungen wird sich so mancher Historiker reiben. Aber das darf Literatur – muss sie vielleicht erzeugen!Auch ist es eine gekonnte Einleitung in das römische Familienleben, deren Riten, Gepflogenheiten, aber auch religiösen Rituale und Verpflichtungen, in Alltags- und Sozialleben der Römer. Wir tauchen sehr plastisch in das vorchristliche Jahrhundert ein. Eine spannende Reise! Geschichte Sachbuch CäsardtvGeschichteRom