Eine Geschichte Afrikas – Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit | Zeinab Badawi Textopfer, Juni 9, 2024Juni 9, 2024 erschienen bei Piper (Rezensionsexemplar, also Werbung) Must-Read-Sachbuch für Geschichtsfreaks! Was wissen wir über Afrika? Haben wir Afrika, wenn wir über die Geschichte der Menschheit sprechen, überhaupt auf dem Schirm? Sklavenhandel und Kolonialismus fallen da vielleicht als Thema – aber Kultur? Entwicklung? Handel? Große Reiche? Große Einflüsse auf die Entwicklung der Menschheit der letzten Tausenden von Jahren? Ausgerechnet der Heimatkontinent der Menschheit fehlt zum größten Teil in vielen geschichtlichen Darstellungen. Die britische Journalistin und Autorin Zeinab Badawi hat uns mit diesem Buch endlich ein Werk geschenkt, welches in seiner Wichtigkeit zu Beginn des 21. Jahrh. gar nicht deutlich genug betont werden kann. Sprechen wir oft in der Bloggerszene von einem „Must-Read“, trifft dies zurzeit auf kein Sachbuch mehr zu, als auf dieses. Auf charmante Art rüttelt Badawi uns in Mitteleuropa wach, damit wir endlich anfangen, die “Kurzsichtigkeit der postimperialen Bildung” hinter uns zu lassen. Es geht darum die Vielfältigkeit endlich kennenzulernen, mehr Respekt vor den dortigen Kulturen zu leben – erleben und verstehen!Der Schwerpunkt des Buches ist mit Absicht so gewählt, dass es sich mehr um die vorkoloniale Zeit handelt, die im Allgemeinen in unseren Breitengraden fast gar nicht bekannt ist. Badawi betont, dass sie weg von der allgemeinen – auf schriftlichen Quellen betonierten – Wissenschaftlichkeit gehen, und bei der Fülle und Größe des Kontinents natürlich nicht eine vollständige Geschichte präsentieren, kann. Ihr Ansatz ist in vielem ein journalistischer Ansatz: Selbst erleben, vor Ort zu sein, schriftliche und vor allem mündliche Quellen nutzen. Es geht darum den Charakter des Kontinents näherzubringen – verständlicher zu machen. So ist ihr Geschichtswerk ein sehr persönliches Werk. Es ist sowohl die umfassende Reise in die Geschichte ihrer Vorfahren als auch oft ein Bericht ihrer Reisen an viele historische Orte und Ausgrabungen, die auch ich als geschichtsinteressierter Mensch bisher noch nicht kennengelernt hatte. Wirkliches Neuland für Geschichtsfreaks! Vielfalt verstehen! Wir beginnen bei der wahrscheinlich bekanntesten ältesten Bewohnerin Afrikas: Lucy – den sterblichen Überresten einer unserer Vorfahren. Lange strebte sich auch die moderne Geschichtsschreibung auf den anderen Kontinenten gegen die „Out of Africa“-Theorie, die nun heute als bewiesen angesehen wird. Es schien für viele Kulturen in Ost und West mehr eine Frage der Ideologie als der Wissenschaft zu sein. So startet Badawi mit den prähistorischen Wurzeln der Menschheit in Afrika. Besonderes Highlight ist ihre Reise zu den Hadzabe, eines der letzten Völker, fern ab unserer Zivilisation, die noch heute im Stile der einstigen Jäger und Sammler in Tansania leben. Viele afrikanische Reiche, Völker und vergangene Kulturen sind selbst bis heute hauptsächlich nur Fachleuten bekannt. Vielfältig, bunt, war und ist Afrika! Da gibt es viele weiße Flecken in unserem kollektiven Geschichtsverständnis, viel neu zu erforschen, wie z.B. das frühere Reich der Kusch im Nordsudan, dem Königreich Aksum oder der Amazigh (auch als Berber bezeichnet) in Nordafrika. Natürlich können so die vielen Völker und ihre Kulturen in einem solchen Werk nur kurz angerissen werden. Dies ist auch der Autorin bewusst, die klar formuliert, dass sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt. Es wird so die unendliche Vielfalt der Geschichte der Menschen Afrikas deutlich. Und um diese Erkenntnis der Vielfalt und Verschiedenheit geht es. Das begeistert und bringt viel Lust, sich zukünftig mehr mit verschiedenen Kulturen des Kontinents zu beschäftigen – noch einmal thematisch auf sie zurückzukommen. Gute Grundlagen dazu gibt dieses Buch auf jeden Fall! Sich den Problemen stellen! Badawi stellt sich aber auch den Problematiken einer afrikanischen Geschichtsschreibung in Afrika heutzutage und dass diese auch dort in den ideologischen und aktuellen politischen Diskussionen steckt. Da wird es schon zum Problem, wenn man eingestehen muss, dass Kleopatra natürlich mazedonischer Herkunft war und nicht aus Zentralafrika stammte. Und überhaupt, ob die gesamte ägyptische Kultur nicht separat vom Kulturdiskurs Afrikas gesehen werden müsste. Auch andere Themen der afrikanischen Geschichte sind bis heute schwer, problematisch und heikel für Teile der Bevölkerung, so z.B. die Mitwirkung mancher Afrikaner am Handel mit versklavten Menschen. All dies ist sehr emotional aufgeladen und schadet oft – trotz vielleicht guter anfänglicher Absicht – einer umfassenden Darstellung der Geschichte Afrikas. Badawi betont, dass man die Kultur Afrikas allumfassender und sehr viel heterogener sehen muss. Man sieht, das Buch ist am Puls der Zeit und wichtig für die weitere Diskussion. Erlernen Afrika mehr zu schätzen und zu differenzierenZeinab Badawi schreibt uns hier eine notwendige Geschichte auf, die es gilt zu erforschen und zu erlernen, um Afrika mehr zu schätzen, es differenzierter sehen und verstehen zu können. Nur so werden wir endgültig den überheblichen Blick der ehemaligen Kolonialherren hinter uns lassen und den vielen Völkern und Ländern dort eine gleichberechtigte Chance für die Zukunft geben können. Denn klar ist, dass bei so viel junger Bevölkerung dort große Teile unserer aller Zukunft entschieden wird. Ein tolles, aufregendes Buch, das in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen ist. Gut recherchiert, gut erzählt! Davon brauchen wir mehr! Und Badawi bringt dies (im Zusammenhang mit der Erforschung der Kuschiter) auf den Punkt: „Wir brauchen mehr Forschung und Literatur – die zugänglich und leicht verständlich ist – über dieses glanzvolle Kapitel der afrikanischen Geschichte“. Und dies wäre auch für die weiteren Einblicke der gesamten afrikanischen Geschichte absolut wünschenswert. Bestellen könnt ihr das Buch direkt beim Verlag: Eine afrikanische Geschichte Afrikas (*Affiliate Link – bedeutet, dass ich eine kleine Provision bekomme, dein Preis für das Buch aber selbstverständlich nicht verändert wird.) Geschichte AfrikaGeschichtePiper