n all seinen Ausmaßen hat Autor Peter Heather mit seinem Werk „Christentum“ ein wirklich beeindruckendes Buch über den Aufstieg des Christentums zur Weltreligion geschrieben. Mit 800 Seiten und einem Gewicht von ca. 1,3 kg kommt hier (allein schon quantitativ) ein echtes Schwergewicht des Wissens und der Bildung auf uns zu. Allein dieser Umfang dieser enormen wissenschaftlichen Arbeit begeistert. Für alle Leser mit einer Leidenschaft zur Geschichte ist Heathers Werk eine wahre, gut organisierte, detailreiche und erlebnisreiche Fundgrube. Heather selbst erklärt und vergleicht das große Ausmaß seines Werkes mit einem Mosaik, dessen einzelnen Steine man sich natürlich mit einem Vergrößerungsglas anschauen kann. Sein Werk jedoch versucht das Gesamtbild des Mosaiks darzustellen.
Wie wurden die Begriffe Europa und Christentum deckungsgleich? Heather starten mit Kaiser Konstantin (um 300), hinterfragt seine Motive, das Christentum zur Staatsreligion zu erheben und deckt „Step by Step“ das geschickte Vorgehen des Herrschers auf. Sein Buch erstreckt sich über einen Zeitraum von fast 1500 Jahren – von der Sekte bis zum größten Machtfaktor Europas.
Schlagwort: Klett-Cotta
Welten im Aufbruch – Eine Globalgeschichte der Antike | Raimund Schulz
Schon zu Beginn seines Werkes stellt Autor Raimund Schulz, selbst sehr ehrlich und überzeugend fest, dass ein Versuch, alle Ereignisse der Antike, die weltweit stattgefunden haben, in ihrer Fülle in einem Buch darzustellen, den Rahmen absolut sprengen würde. Und genau hier liegt die Kunst, mit der Schulz seine sich selbst gegebene Aufgabe fabelhaft erledigt. In geschickter Reduktion des Stoffes, ohne aber an Niveau und der Lösung seiner Aufgabe zu kratzen, legt er ein wunderbares Geschichtsbuch vor, dass in seiner Art wegweisend sein sollte. „Welten im Aufbruch“ ist der Blick über den Tellerrand hinaus. Weg vom zentralistischen europäischen Weltbild (als wäre sämtliche Kultur hier entstanden), biete er einen internationalen Blick. Genau so sollte der Blick auf Geschichte im Jahr 2025 sein. In einer Zeit, in der wir als Welt durch Kommunikation, das Internet, unsere Informationen und unser Wissen immer mehr zusammenleben, müssen wir weltweit Verständnis füreinander – für die Kultur, Mentalität und Geschichte – bilden. Genau dabei kann ein solches Werk helfen.
Konfliktzone Ostsee | Oliver Moody
Die Ostsee hat es geschafft, dass sie nunmehr fast täglich unsere Aufmerksamkeit erhält. Und dies nicht wie jahrzehntelang durch Begriffe wie Familienurlaub, Sonne, Sand und Meer. Nein, nun durch die geisterhafte, russische Schattenflotte oder geheimdienstorganisierte Anschläge auf Unterwasserkabel und Pipelines. All dies zeigt uns plötzlich die Verletzlichkeit unseres so festverankerten Glaubens an einen nicht endenden Frieden in Mitteleuropa. Die aktuellen Geschehnisse in der Ostsee sind (wie der Krieg in der Ukraine) deutliche Zeichen von dem, was als Zeitenwende in unsere Geschichtsbücher eingehen wird – egal ob positiv oder negativ behaftet. Es geht um einen deutschen Perspektivwandel auf die Welt, auf unsere unmittelbare Nachbarschaft, auf unsere derzeitige Situation. Für viele der anderen Anrainerstaaten hat sich die Perspektive bei weitem nicht so drastisch verändert, sondern nur verschärft, was eigentlich schon seit langer Zeit ihr Denken und Handeln prägte, ihre Gefahren und Ängste waren und sind. Sie beäugen Russland, sowie seine Enklave rund um Kaliningrad und versuchen mit viel Einsatz den russischen Einfluss, die gezielten Übergriffe auf ihre Länder abzuwehren. Die tägliche Bedrohung ist fassbare Realität dort. Aber was wissen wir von unseren neuen und alten Partnern im Osten und Norden?
Oliver Moody hat ein Buch geschrieben, das wie längst überfällig wirkt. Topaktuell lenkt es unsere Sicht auf einen Lebensraum, der unsere Aufmerksamkeit immer mehr benötigt, um die politischen Vorgänge und Gefahren jetzt und zukünftig immer besser verstehen zu können. Und genau dies schafft dieses beeindruckende Buch auf die beste Art eines Sachbuchs: Aufmerksamkeit und Verständnis zu fördern, indem es unsere Perspektiven für die Staaten des Ostseeraums schärft. Perspektiven, die wir zu oft vernachlässigt haben, obwohl wir unsere Partner dort dringend brauchen und von ihnen lernen können.
German Burnout | Dr. Thomas Bergner
Die Frustrationstoleranz der Deutschen erscheint am Limit. Aggression, Intoleranz, überzogene Reaktion prägen die politischen Debatten, aber auch alltägliche, zwischenmenschliche Situationen scheinen schnell zu eskalieren. Thomas Bergners Diagnose: „Das Land ist im Burnout.“ Dieses Gedankenexperiment scheint erst einmal gewagt und wenig wissenschaftlich, aber – und dies macht sein Buch „German Burnout“ deutlich – es hat seine klare Berechtigung. Es wird verständlich, wenn man es einmal zulässt, konsequent durchdenkt und durchgeht. Und es hilft so manche öffentliche Überreaktion, Empörung und vor allem den vielfach stattfindenden Zynismus verstehen zu wollen. Das Land der German Angst, German Scham und German Schuld erscheint mental am Boden oder zumindest in der mentalen Abwärtsspirale. Woher kommt dies? Was hat dies, besonders in Deutschland, gefördert. Die Lektüre von „German Burnout“ ist, wie manche Lektüre rund um den eigenen psychischen Zustand, nicht immer angenehmen, sondern oft auch fordernd. Denn es geht ja schließlich um uns und da gilt es in Reflexion zu gehen und auch Fehler zu erkennen, geliebte und gewohnte Denkmuster zu verlassen. Das könnte dann der Beginn sein, sein eigenes Mindset zu ändern. Eine fordernde, aber auch sehr tiefgreifende, lohnende Lektüre, die neue Perspektiven auf unser gesellschaftliches Miteinander mit sich bringt.
1864 – Bismarcks erster Krieg | Klaus-Jürgen Bremm
Den deutsch-dänischen Krieg kennt man zumeist maximal als kurze Zwischenstation und Zahl „1864“ aus dem Geschichtsunterricht im schnellen politischen Aufstiegs Bismarcks und Preußens hin zur Reichsgründung 1871. Dabei hat er bis heute Einfluss auf das Verhältnis zu unseren nördlichen Nachbarn. 1864 ist und war für Dänemark mehr als ein Kriegsjahr, es war ein Katastrophenjahr.
Klaus-Jürgen Bremm hat sich in den letzten Jahren zu dem Fachmann in Deutschland für solche Wendepunkte in der deutschen Geschichte entwickelt. Seine Werke helfen dabei diese Konflikte in ihren Entwicklungen und Auswirkungen umfassend zu verstehen und sind bei weitem sehr viel mehr als nur die Darstellungen kriegerischer Handlungen. Es geht um die Frage, wie es zu solchen kriegerischen Konflikten kommen kann. Konflikte, die man glaubte, nur militärisch lösen zu können und welche – zum Teil – bitteren Konsequenzen es für diese Staaten bedeutete. Wer verstehen will, wie Krieg entsteht, wird bei der Lektüre Bremms sehr viel darüber lernen. Ein Thema, das leider im aktuellen Europa 2025 wieder mehr verstanden werden muss. Denn es geht um die Selbstbestimmung von Landesteilen oder Ländern. Es geht um das Streben nach Freiheit und die Interessen großer Staaten, die unter dem Deckmantel der vermeintlichen Freiheit für andere, vor allem ihren Interessen nachgehen.
Eine kurze Geschichte der RAF | Sven Felix Kellerhoff
Erschienen bei Klett-Cotta Noch ein Buch über die RAF? Muss das sein? Ist nicht eigentlich…