Erschienen bei Klett-Cotta
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Ein Buch, das wie längst überfällig wirkt
Die Ostsee hat es geschafft, dass sie nunmehr fast täglich unsere Aufmerksamkeit erhält. Und dies nicht wie jahrzehntelang durch Begriffe wie Familienurlaub, Sonne, Sand und Meer. Nein, nun durch die geisterhafte, russische Schattenflotte oder geheimdienstorganisierte Anschläge auf Unterwasserkabel und Pipelines. All dies zeigt uns plötzlich die Verletzlichkeit unseres so festverankerten Glaubens an einen nicht endenden Frieden in Mitteleuropa. Die aktuellen Geschehnisse in der Ostsee sind (wie der Krieg in der Ukraine) deutliche Zeichen von dem, was als Zeitenwende in unsere Geschichtsbücher eingehen wird – egal ob positiv oder negativ behaftet. Es geht um einen deutschen Perspektivwandel auf die Welt, auf unsere unmittelbare Nachbarschaft, auf unsere derzeitige Situation. Für viele der anderen Anrainerstaaten hat sich die Perspektive bei weitem nicht so drastisch verändert, sondern nur verschärft, was eigentlich schon seit langer Zeit ihr Denken und Handeln prägte, ihre Gefahren und Ängste waren und sind. Sie beäugen Russland, sowie seine Enklave rund um Kaliningrad und versuchen mit viel Einsatz den russischen Einfluss, die gezielten Übergriffe auf ihre Länder abzuwehren. Die tägliche Bedrohung ist fassbare Realität dort. Aber was wissen wir von unseren neuen und alten Partnern im Osten und Norden?
Oliver Moody hat ein Buch geschrieben, das wie längst überfällig wirkt. Topaktuell lenkt es unsere Sicht auf einen Lebensraum, der unsere Aufmerksamkeit immer mehr benötigt, um die politischen Vorgänge und Gefahren jetzt und zukünftig immer besser verstehen zu können. Und genau dies schafft dieses beeindruckende Buch auf die beste Art eines Sachbuchs: Aufmerksamkeit und Verständnis zu fördern, indem es unsere Perspektiven für die Staaten des Ostseeraums schärft. Perspektiven, die wir zu oft vernachlässigt haben, obwohl wir unsere Partner dort dringend brauchen und von ihnen lernen können.
Der Ostseeraum wird entscheidend
Als wirtschaftsstarkes, bevölkerungsreiches Land in der Mitte Europas, war der Ostseeraum oft fremd für uns. Ein Außenposten, den wir zu oft nicht im Blick hatten. Aber die Entwicklungen dort werden uns sehr direkt betreffen, ja werden zukünftig über unseren Frieden, unsere Freundschaften und wirtschaftlichen Möglichkeiten entscheiden.
Oliver Moody stellt uns unsere Nachbarn, die an den anderen Ostseestränden leben umfassend vor – wie sie ticken und aus welchen Beweggründen der Vergangenheit sich ihr Selbstverständnis erklärt. So z.B. Estland als Pionier eines (fast) vollkommen internetorganisierten Staates oder Finnland, das pragmatische Land, welches uns so erscheint, als ob es seine Strategien über so lange Zeiträume wie geologische Dimensionen angelegt hätte.
Oder Lettland, das Land der singenden Revolution, das durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine seine Assimilationspolitik gegenüber dem 25% russischen Teil seiner Bevölkerung drastisch beschleunigt hat.
Aber Moodys Blick geht auch auf Deutschland. Zeitenwende in Deutschland?
Moody betont, dass sich in der Ostseeregion die Antwort auf die Frage entscheiden wird, ob die (für unsere Freiheit lebenswichtige) Zeitenwende gelingt oder nicht.
Eines der wohl wichtigsten Sachbücher in diesem Jahr
Moody schreibt ein faktenreiches Sachbuch, das von Menschen erzählt und ohne dass es zu sachlich wirkt. Es erklärt Mentalitäten. Er lässt Menschen dieser Nationen sprechen und erklären. Und wir hören gebannt zu.
„Konfliktzone Ostsee“ ist wohl eines der wichtigsten Sachbücher zum Verständnis der Lage Europas 2025. Es zeigt sich umsichtig, informativ, aktuell und mit sehr viel Tiefgang für die einzelnen Nationen. Nationen, die unsere Partner sind und deren Zusammenarbeit wir dringend benötigen.
Es ist zu wünschen, dass dieses Buch möglichst viele Leser in Deutschland findet, denn wir brauchen dieses Aufbrechen unserer Sichtweisen. Die Ostsee haben wenige in Deutschland präsent auf ihrer inneren Landkarte, aber genau dort wird zukünftig über unseren Frieden oder über Krieg entschieden.