Die Deutschen in der Welt | David Blackbourn Textopfer, Dezember 1, 2024Dezember 1, 2024 Erschienen bei DVA (Rezensionsexemplar, also Werbung) Einblick auf uns! Es ist schon interessant zu sehen, wie unser Land, dessen Einwohner sich zurzeit so oft über seinen Niedergang beschweren, ja, darüber was alles nicht richtig läuft und die sich daher derzeit oft als Verlierer empfinden, in der Welt angesehen wird. Denn ganz anders werden wir Deutsche, unser Land und unsere Leistungen von außen betrachtet. Auf dem Anholt-Ipsos Nation Brands Index (NBI) belegte Deutschland 2021 zum siebten Mal hintereinander den ersten Platz (und 2023 den zweiten Platz). Es lohnt sich also auch hier – wie auf vielen Gebieten – den professionellen Blick eines Außenstehenden anzuhören oder durchzulesen, um vielleicht etwas mehr Objektivität in seinem eigenen Blick zu erhalten. Der britische Historiker David Blackbourn, der in Cambridge promovierte und lange Zeit in Harvard lehrte, ist seit langem ein solcher Profi auf dem Fachgebiet „Deutschland“. In seinem Werk „Die Deutschen in der Welt“ möchte er eine neue Deutsche Geschichte schreiben – eine globale Perspektive, für ein globales Zeitalter. Blackbourn spricht selbst davon, dass er seine Netze weit ausgeworfen hat: Politik, Krieg und Frieden, Wirtschaft, Kultur, Geschlecht, Bildung Naturwissenschaft, Umwelt, Rasse oder auch Religion sind seine Themen. Immer mit dem Blick, wie haben die Deutschen in der Welt agiert. So entstand nicht nur ein Buch über den Einfluss Deutscher auf viele Entwicklungen in der Welt, sondern ein Buch über den Blick von außen auf uns, auf unser Land. Ein Blick, der uns Einblick verschafft, wie wir als Deutsche gesehen, verstanden und eingeschätzt werden. Aktive Deutsche in der Weltgeschichte Blackbourn hat uns ein fleißiges, niveauvolles Werk mit fast 850 Seiten und dazu über 200 Seiten umfassender Quellenangaben geschenkt. Beginnen mit dem Reich Karl V., in dem das Heilige römische Reich deutscher Nation ein Teil des Reiches war, in dem ja bekanntlich die Sonne niemals unterging. So wurden Deutsche als gesuchte Fachkräfte in die Welt geschickt oder zogen selbst los: Als deutsche Kanoniere auf portugiesischen oder spanischen Schiffen im 16. Jahrhundert oder als deutsche Konquistadoren in Venezuela. Oft war die Tatsache, dass es sich um Deutsche handelte, etwas unauffällig – wie z.B. in der Geschichte des Atlantiks und seinem Handel zwischen Europa, Afrika und Amerika. Aber wenn man etwas genauer hinsieht, wird man auch hier schnell fündig. Durch das Fehlen eines zusammenhängenden Deutschlands, waren diese aktiven Deutschen entweder für andere Nationen (England, Portugal, Spanien, Niederlanden, etc.) unterwegs oder z.B. als „hessische Soldaten“ im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für ihre Fürstentümer, Königreiche oder Städte. Letzteres ist ein gutes Beispiel dafür, dass es dann oft zu Verallgemeinerungen kam, da bei weitem nicht alle „ausgeliehen Soldaten“ nur aus Hessen stammten. Gerade dieses Beispiel zeigt den großen Einfluss, den diese Menschen auf den Verlauf der Geschichte dort hatten. Viele dieser deutschen Soldaten wechselten die Seiten und fanden ihr neues Leben als Siedler in den neuen USA. Sie prägten Städte und ganze Landstriche mit ihrer Kultur und ihrem Knowhow. Viele kleine Fakten und Anekdoten Blackbourns Buch zeigt vor allem den Blick von außen auf unsere Geschichte und auf deutsches Handeln in und während der Geschichte der Neuzeit. Es geht um die Wechselwirkung der globalen Ereignisse auf die Deutschen in der Welt und was dies wiederum in Deutschland auslöste. Darüber hinaus nennt es viele Fakten, die ansonsten bei der Einschätzung der deutschen Rolle in der (westlichen) Weltgeschichte oft unerwähnt bleiben oder als zu wenig einflussreich angesehen werden. So waren Deutsche mit an den Ereignissen während der Französischen Revolution in Paris beteiligt. Zu diesem Zeitpunkt lebten ca. 8000 Deutsche (Arbeiter und Handwerker) in Paris und nahmen zum Teil auch an der Erstürmung der Bastille teil. Auch gab es regelrechten Bewegung deutscher Revolutionspilger nach Frankreich. Bekannte Einflüsse Deutscher in der Welt (wie Kant, Humboldt, Marx, etc.) werden natürlich auch behandelt. Aber gerade die vielen kleinen Fakten und Anekdoten machen das Buch zu etwas Besonderem zwischen den Geschichtsbüchern zur Deutschen Geschichte. Geschichte Sachbuch DVA VerlagGeschichte