Die Geschichte von Adam und Eva Textopfer, Dezember 27, 2024Dezember 27, 2024 – Der mächtigste Mythos der Menschheitsgeschichte“ von Stephen Greenblatt Erschienen im Siedler-Verlag (Rezensionsexemplar, daher Werbung) Ein spannender Blick auf die Vielseitigkeit eines großen Mythos Wir alle haben unsere kulturellen Prägungen, die zumeist (fast) nicht wegzudenken sind. Adam und Eva gehören dazu. Jahrhunderte lang rechtfertigten sie menschliches Leben, gesellschaftliches Leben und das Verständnis, wo wir denn eigentlich herkommen. Sei es als große Parabel oder (wie noch heute in fundamentalistischen Kreisen) wörtlich, als eine Darstellung von Realität. Stephen Greenblatt, Professor für englische und amerikanische Literatur und Sprache ist in seinem Buch der Geschichte und der Sicht unserer Vorfahren auf sie, nachgegangen. So entstand ein Buch über die Lebensgeschichte einer der außergewöhnlichen Erzählungen, eines großen Mythos. Und so taten sich für unsere Vorfahren und auch für viele Menschen ganze reale Fragenkataloge auf: Welche Sprache sprachen wohl Adam und Eva? Welche Beziehung hatten Tier und Mensch im Paradies? Wie war wohl die vegetarische Kost im Paradies – im Gedachten Naturzustand? Darüber hinaus wurden sie von vielen Seiten über Jahrhunderte gesehen, interpretiert und versucht zu durchleuchten. So entstand viel Kontroverse mit zeitweisen provokanten Sichtweisen für die Christenheit, so z.B., dass die Schlange – als positive Figur – den Menschen schließlich ihr Wissen gebracht hätte und ein eifersüchtiger Gott ihnen dies nicht geben wollte. Ein spannender Blick auf die Vielseitigkeit eines großen Mythos. Schleusentore der Misogynie Schon kleine Kinder fragen irgendwann danach: „Woher komme ich?“ Diese Frage ist dem Menschen eigen. Und somit ist die Frage “Woher kommt der Mensch?” nicht weit als die Geburtsstunde von Mythen. Die alten Perser nannten Gärten “Paradies”, von dem die Griechen das Wort Paradies ableiteten. Greenblatt beginnt seine Reise der Schöpfungsgeschichte dort, wo sie (wahrscheinlich) erstmals notiert wurde, im babylonischen Exil der Juden, ca. 500 v. Chr, im heutigen Irak. Und wie der Mythos sich auf der Welt verbreitete und noch Orte erobert, so findet auch er Möglichkeiten des Verstehens und Interpretationen an vielen Orten der Welt. So prägte die Geschichte vom ersten Mann und seiner aus ihm geschaffenen Frau die Fundamente vieler Gesellschaften. Am prägendsten waren wohl die Sicht und Auslegung des Kirchenvaters Augustinus. Sein Einfluss führte vielfältig zu „Evas Verderben“, wie Greenblatt ein Kapitel seines Buches passend überschreibt. „Damit hatte er die Schleusentore für einen Strom der Misogynie geöffnet…”. Ein – auf vielfältige Art – vielseitiges Buch Greenblatt klopft sehr systematisch die Geschichte, Entwicklung und Modifikationen der „Adam und Eva Story“ ab – sei es z.B. in der Religion, Literatur oder in der Kunst. Vor allem verdeutlicht er ihre schweren Auswirkungen auf die Rollenbilder über die Gesellschaften der Jahrhunderte – über Sexismus und Macht. Aber all dies geschieht sehr gezielt und differenziert. Sehr gut ist auch der Quellenteil, der die Wissenschaftlichkeit dieses Buches unterstreicht. Ein Glanzstück dieses Buches ist – neben vielen anderen interessanten und informativen Teilen – wohl der Epilog, indem der Autor seine persönlichen Erfahrungen im Zusammentreffen freilebender Schimpansen im Kibale Nationalpark in Uganda und mit seiner Reise der biblischen Schöpfungsgeschichte durch die Zeit verbindet. Hier hat das Buch auch etwas zutiefst Philosophisches. Geschichte Sachbuch Adam & EvaSiedler-Verlag