Hier die Ausgabe des Insel Verlags
Du kennst sie!
Du kennst Daphne du Maurier nicht? Doch! Aber sicher – du kennst sie! Ich sage nur: „Die Vögel“, „Rebecca“ oder „Wenn Gondeln Trauer tragen“ und schon wird klar: Du kennst Daphne Du Maurier. Und daher könntest du auch schon – unbewusst –ihr Werk „Jamaica Inn“ kennen. Entweder als Filmfan, denn auch dieses Buch wurde von genialen Alfred Hitchcock unter dem Namen „Riffpiraten“ verfilmt (wir sehen: Hitchcock war einen Riesenfan von ihr). Oder du konntest, so wie ich im letzten Jahr, in diesem großen Gasthaus und Pub mitten im herrlich mysteriösen Bodmin-Moore in Cornwall etwas Zeit verbringen. Beides bringt uns Mauriers Werk näher. Aber so wie sie erzählt, ist die Atmosphäre und die Geschichte einzigartig. Große Weltliteratur mit atmosphärischem Tiefgang und einer sehr tiefgründigen Menschenkenntnis.
Ein übler und verrufener Ort
Daphne du Maurier schrieb die packende Geschichte des Jamaika Inn im Jahre 1935. Sie spielt im 19. Jahrhundert unter Strandräubern und Banditen, Schmugglern und Mördern. Die junge Mary steht nach dem Tod ihrer Mutter allein da. Sie bekommt das Angebot zu ihrer Tante in den Gasthof „Jamaika Inn“ im einsamen und düsteren zu kommen, um dort zu helfen und zu leben. Mitnichten weiß sie, dass dies ein übler und verrufener Ort ist. Doch es trifft sie noch härter. Ihr Onkel, der dortiger Wirt entstammt einer kriminellen Familie und ist der Kopf einer Bande, die des Nachts … na, zu viel möchte ich nicht verraten! Es lohnt sich, das Buch zu lesen.
Kalt, feucht, düster, dunkel und morbide
Gutes Erzählen ist zeitlos und somit steht die Art des Erzählens von Daphne du Maurier heutigen sehr guten Schriftstellern und Schriftstellerinnen nicht nach.
Sie beherrschte einen wunderbaren, kunstvollen und immer weiter fließender Erzählstil, der uns in die Landschaft des Bodmin-Moore führt – in tiefen Morast und nebelige Heidelandschaften. Wir frieren zeitweise mit, denn es ist kalt, feucht, düster, dunkel und morbide, mit fast geisterhaften Szenen. Und all dies in herrlicher britischer Erzähltradition (wie z.B. einen R.L. Stevenson oder einer Mary W. Shelley). Ein großer Klassiker – sehr passend für die dunkle Jahreszeit.