Der Sonne so nah | Axel S. Meyer Textopfer, Januar 30, 2023Januar 31, 2023 Erschienen bei Kindler/Rowohlt-Verlage (Rezensionsexemplar) Visionäre des großen Menschheitstraums,Visionäre des Fliegens! Was für eine fabelhafte Idee, die Leben zweier Pioniere der Luftfahrt in solch einer Form in Beziehung zu setzten. Zweier Personen, die ein ganz besonderes Ego hatten, mit Hartnäckigkeit, Durchsetzungsvermögen, Kreativität – zwei besondere Typen: Ferdinand Graf von Zeppelin und Otto Lilienthal! Und aufgrund dieser Persönlichkeiten sind die Wege sehr, sehr unterschiedlich! Dieses Buch ist ein frühes Lesehighlight in diesem Bücherjahr, das jeden, der Spaß hat an niveauvollen historischen Romanen, eine sehr gute Zeit garantiert! Herkunft macht erst einmal den Unterschied Schon als Kind ist Ferdinand von Zeppelin ehrgeizig und voller Tatendrang. Er verlebt seine bourgeoise Kindheit auf dem mondänen Schloss Girsberg am Bodensee. Ganz anders die Kindheit Otto Lilienthals: Sohn eines Tuchhändlers und “Unruhestifters” aus dem ländlichen Anklam in Preußen, nördlich von Berlin. Sein Vater verspielt mehr als er einbekommt. So verliert er sein Haus und letztendlich durch Spiel und Trunksucht sein Leben.Auch später verläuft ihr Leben vollkommen unterschiedlich. Zeppelin bereist Europa, trifft Persönlichkeiten, wie Napoleon III und macht auch den Sprung über den großen Teich – in die USA. Als Gesandter des Königs von Württemberg trifft er dort auch den Präsidenten Abraham Lincoln. Sein Leben gleicht einem Abenteuer, aber seinem eigentlichen Traum vom Fliegen kommt er nicht näher. Die vorgezeichnete Karriere beim Militär lenkt sein Leben in andere Bahnen – sie endet aber nicht mit Rang und Ruhm, sondern in Frustration und Häme.Lilienthal muss sich den Weg durch Bildung – Schule, Fabrik und Studium – nach oben erarbeiten (sowie durch die Schule seines preußisch geprägten Onkels). Nichts wird ihm geschenkt. Ein langer Weg viel Fleiß und Schweiß. Jedoch bringt dieser Weg auch Formen von Freiheiten mit sich. Er kann sich seinem Traum weitaus früher widmen.In den Krieg 1871 müssen beide – aber der eine natürliche als Offizier, der andere als Mannschaftsdienstgrad.So viel Verschiedenheit und doch ein gemeinsames Ziel: Das Fliegen! Und so verschieden die Wege – so verschieden der Lösungsansatz fürs Fliegen. Vogelflug oder lenkbares Luftschiff? Getrieben von ihrer Vision, von ihrem Traum – dieses Buch macht es erlebbar! Wir werden durch die Leben der beiden gezogen und erleben Szenen, die beide Erfinder prägten und/oder ihre Leben in neue Richtungen bewegten. Das Buch ist nicht nur zur Reise durch diese beiden Leben, es taucht auch ins 19. Jahrhundert ein, in die Geschichte der aufstrebenden Technik. Gerade hier zeigt sich der Autor als gut informiert – es wurde gründlich recherchiert. So wirkt alles authentisch – die Kulisse des historischen Romans blättert nie ab, bekommt nie Risse.Der Erzählstil des Autors Axel S. Meyer hat etwas Sanftes, Seichtes – zeitweise fast Poetisches, mit viel Respekt vor den historischen Personen. Wir erfahren einzelne Mosaiksteine dieser Persönlichkeiten, die auf wunderschöne Art das Große und Ganze dieser Leben skizzieren. Man gleitet durchs Buch und hat schnell das Gefühl es mit vertrauten Personen zu tun zu haben. Alles ist anschaulich, ohne zu detailverliebt zu sein. So passen sich die Auffüllungen des Autors logisch in die Lebensgeschichten der beiden herausragenden Pioniere der Lüfte ein. Roman FliegenHistorischer RomanKindler/Rowohlt-VerlageLilienthalZeppelin