Da bin ick nicht zuständig, Mausi Textopfer, Oktober 23, 2023Dezember 26, 2023 Von Conny from the Block erschienen beim dtv-Verlag [Rezensionsexemplar] Vom Social-Media Phänomen zur Autorin „Conny from the Block“ Vorsicht, Vorsicht: Satire! Und sie nimmt sich nicht zu ernst!Was gibt es Deutscheres als die deutsche Verwaltungsbürokratie, getragen von einem starren Beamtenapparat, welcher scheinbar in einer penetranten Überreguliertheit das Leben der Bürgerinnen und Bürger immer weiter verkompliziert. Lebst du in Deutschland, so ist dies der Kampf, in dem jeder Bürger immer wieder bestehen muss! Und man kann sich aufregen – was wohl die erste Reaktion ist – oder einfach nur darüber lachen und mit viel, viel Ironie alles nicht zu ernst nehmen. Genau dies vermittelt Conny from the Block. Nun als Buch verpackt, was die Nation zuvor schon oft in Social-Media erleben durfte. Um jedoch den Tonfall, die comicgleichen Charaktere besser vor dem geistigen Auge spielen zu lassen, rate ich dringend, sich kurz vor der Lektüre einmal einige Sequenzen aus der Welt der „Conny from the Block“ auf YouTube oder Instagram anzuschauen. So wird die Ironie weitaus verständlicher. Das Phänomen: Der deutsche Verwaltungsbeamte! Das Deutscheste in diesem “Apparat” sind wahrscheinlich die Menschen, die in dieser Maschinerie arbeiten. Wer sind sie? Wie ticken sie? Das darf man in der Ironie dieses Buches nicht zu ernst nehmen. Da ist z.B. Conny, Stadtoberinspektorin, Beamtin im gehobenen Dienst in Berlin und zentrale Hauptperson dieses Buches. Sie erzählt uns, in diesem speziellen Idiom der Hauptstadt, aus dem täglichen Leben dieser Spezies Mensch: Dem deutschen Durchschnittsbeamten. Wir arbeiten uns also in den Kern der Verwaltungsbürokratie vor – lernen „die andere Seite“ kennen!Conny ist aber auch – neben allem deutschen Denken in Schachteln – offen und liebt das Multi-Kultige. Im Büro arbeitet die junge Dilara, Tochter ihrer Nachbarin Gül. Bei Gül dreht sich im Leben alles ums Essen. Sie spricht vielleicht nicht gut Deutsch, aber hat das Herz am richtigen Fleck.Und dann gibt es da noch die liebevoll-überzeichnete Petra und Ronja und Gisela auf dem Amt. Das Ergebnis: Viel Klatsch und Tratsch und ein ganz eigener Arbeitsrhythmus. Man möchte keine Neuerungen und fand schon die „Blitzdigitalisierung durch Corona“ als Zumutung. Überhaupt ist man voller Technikfeindlichkeit, Veränderungen hassend und hat einen stetigen nostalgischen Blick zurück. Und so wird es bleiben, denn Conny hat z.B. von KI gehört, mag es aber natürlich nicht: „Hier schreibt die Beamtin noch selbst.“ Berliner Schnauze und Wortwitz Conny from the Block agiert mit Wortwitz und viel Sachkenntnis über das Innenleben des spröden Apparats. Die charmante Berliner Schnauze kommt authentisch rüber. Eingeteilt in kurze kurzweilige Kapitel, wirkt das Buch schnell. Natürlich fliegen einem die Vorurteile und Klischees nur so entgegen. Aber es macht halt manchmal Spaß, wenn man damit spielt. Nicht nur ein Buch übers Beamtentum – nein, ein Buch übers weltoffene Berlin, das sich selbst auch nicht zu ernst nimmt. Wer Berlin und Berlinerisch mag, wird hier ganz richtig sein. Nehmen wir Connys Credo, Philosophie und Mantra: „Na jut, hilft ja nüscht. Es geht ständig weiter“ – aber möglichst so, wie es immer war. Roman Satire dtv VerlagSatire