Erschienen bei Knaur
(Rezensionsexemplar)
Walisischer Krimi
Britische Krimis sind, ähnlich wie schwedische Krimis, eigentlich immer eine Garantie für gute Unterhaltung. Durch das große Angebot an Autoren muss man schon eine gewisse Qualität besitzen, damit ein Buch auch wirklich verlegt wird. Clare Mackintosh hat diese Qualität und man muss hier im Speziellen auch sehr differenzieren: Es ist ein walisischer Krimi. Und auch wenn wir im wunderschönen Snowdonia sind und die Umgebung etwas von konservativ-ländlicher Idylle hat, so ist die Handlung doch sehr geprägt durch die modernen Medien des 21. Jahrhunderts.
Sieben Kandidaten habe sich zu einer Reality-Show gemeldet und sind froh aus 1000en von Bewerbern erwählt worden zu sein. Doch ihnen wurde nicht der wahre Grund für ihre Teilnahme genannt. Am ersten Tag erfahren sie diesen und ihnen wird klar, dass diese Sendung ihr soziales Ansehen zerstören kann, so dass sie nicht mehr in ihr normales Leben zurückkehren können. So beginnt ein gegenseitiger Kampf dies zu verhindern. Verlieren heißt hier lebenslang zu verlieren. Und wenn hier etwas geschieht, dann kann man nicht einfach ermitteln, denn die wetteifrigen Briten dürfen nicht zu früh informiert werden. Das ganze Land schaut zu!
Doch ist dies nicht schon alles extrem genug, so soll gesagt sein: Es wird auch noch einen Mord geben. Und das Opfer ist bei weitem nicht die Person, die wir als typisches Opfer in Krimis kennen.
DC Ffion Morgan
DC Ffion Morgan, von der Polizei aus Wales, ist geschieden, Hundebesitzerin und sehr, sehr neugierig. Oft spricht sie schneller als sie denkt und wirkt somit wie eine Zumutung für ihre Vorgesetzten. Diese sind der Meinung, sie sollte ihre Worte besser wählen, was wohl dem Amt einer Polizistin angemessener wäre. Ffion ist also ein Typ für sich, mit eigener Art und vor allem eigener Vorgehensweise. Aber ihr Leben lief nun mal nicht immer glatt, was sie – vor allem im Privaten – zu einer fast schon vorsichtigen Person gemacht hat.
Ihr Pendant ist DS Leo Bradly von der englischen Polizei. Beide haben schon zusammen ermittelt. Doch irgendwie ist es – trotz scheinbarer großer Sympathie – nicht zu mehr als einem One-Night-Stand gekommen. Und diese intensive Zeit ist irgendwie plötzlich abgebrochen. Sich nun in der Ermittlung wieder zu begegnen und zusammen arbeiten zu müssen, macht es alles etwas kompliziert.
Moderne Krimigeschichte
„Spiel der Lügner“ ist der 2. Teil der Reihe rund um DC Ffion Morgan. Clare Mackintosh möchte uns eine moderne Krimigeschichte, mit fast realistischen Personen erzählen. Man merkt, dass sie selbst bei der Polizei gearbeitet hat. Sie versteht es aber auch, einen Krimi zu komponieren. Sie führt uns in die Irre, hält uns bei der Stange und nimmt uns emotional mit. Ein Krimi in typischer britischer Tradition und Qualität. Schön ist, dass wir fast wie nebenbei, auch noch etwas Walisisch lernen. Das macht den Bezug zur Umgebung sehr realistisch. Ein großer Spaß für Leser, die Großbritannien und vor allem Wales mögen.