Erschienen im dtv-Verlag
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Thriller eines Insiders
Es ist immer besonders faszinierend, wenn ein Autor uns ein Werk präsentiert, das seine Welt und seine Kreativität miteinander verbinden. Craig Oliver weiß, wovon er uns in seinem Thriller „Der Premierminister“ berichtet, denn er war von 2011 bis 2016 Kommunikationsdirektor des Premierministers Cameron in der Downing Street No. 10. Seine Schilderungen rund um das Leben, um den Ort der Handlung und das Miteinander dort dürfte intensiv von seinen Erfahrungen und von den gedachten Szenarien geprägt sein. All das macht das Buch zu etwas Besonderem in der großen, großen Schar der Konkurrierenden Neuerscheinungen auf dem Markt der Thriller und Krimis. Ein Blick des Kenners, des Eingeweihten. Und noch etwas ist ganz anders. Kennen wir als Hauptperson in vielen Thrillern (auch in Filmen, wie z.B. „Airforce One“) das Staatsoberhaupt oder den Ministerpräsidenten als Verteidiger der Freiheit, ist sein Premier das totale Gegenteil: Kein Idealist! Ein egozentrischer Karriererist. Ein charakterlicher Schwachmat, dem man schon nach kurzer Zeit wünscht, dass ihn möglichst schnell der (literarische) Tod ereilt. Ein Seitenhieb Olivers auf seinen ehemaligen Chef?
Die ganze Wahrheit?
Oliver nimmt uns mit in eine noble Welt des Scheins und der politischen Realitäten. Und nichts scheint hier so zu sein, wie es zuvor erscheint – es geht viel um Macht. Die perfekte Familie, die gespielte wahre Liebe verblassen schnell hinter dem Image, das ein Politiker als öffentlichkeitswirksames Bild benötigt. Craig Oliver legt großen Wert darauf, uns seine Hauptpersonen und deren Vorgeschichte umfassend darzustellen, damit wir sie als Leser besser einschätzen können. Somit lässt er sie während des Laufs der Geschichte immer wieder selbst zu Wort kommen, jedoch mit Ausnahme des Premiers. Aber erzählen alle wirklich die Wahrheit? Die ganze Wahrheit?
Wo geht es hin?
Oliver schreibt eine Erzählung mit ungewöhnlichen Thrillerverlauf. So erfahren wir zu Beginn direkt vom Mord am Premier. Aber ist er wirklich Tod? Soll es das gewesen sein? Und wer hat Interesse an seinem Tod? Wahrscheinlich sehr (oder gar zu) viele. Man hat nicht das Gefühl die typische Geschichte des Thrillergenres zu hören. Ein Thrillerspaß, der uns lange darüber im Dunkeln lässt, was denn eigentlich los ist und wo es hin geht. Wir dürfen zumindest lange rätseln!