Das Blut der Opfer | Stuart MacBride Textopfer, Februar 4, 2024Februar 4, 2024 Erschienen bei Goldmann (Rezensionsexemplar) Ein Schotte schreibt Krimis! Ja, Stuart MacBride schlägt auch mal direkte Töne an, aber das mag als Schotte auch in seiner Mentalität liegen. Ich möchte aber betonen, dass dieses Buch, im Gegensatz zu manchen Büchern zuvor des fleißigen Autors, sich diesbezüglich in einem Rahmen hält. Aber all das passt zu seinen eigenwilligen und zeitweise schrägen Charakteren, die nicht gerade um Sympathie betteln. Detective Sergeant Lucy McVeigh sucht seit siebzehn Monaten im (fiktiven) schottischen Ort Oldcastle, den als Bloodsmith betitelten Serienmörder und die gesamte Polizei hat das Gefühl keinen Schritt weiter zu sein. Ihr Verhalten verwirrt – aber, es gab einen Todesfall in ihrem Einsatz und zudem wird der öffentliche Druck immer größer. Sie ist besessen von ihrer Arbeit, die wohl gleichzeitig auch der Versuch der Eigentherapie ist. Begleitet wird sie von ihrem kleinen, verschrobenen Kollegen, den alle nur den Dunk nennen (to dunk – im Englischen eintunken, also der „Eintunker“). Das Besondere des Bloodsmith ist, dass er eine – für einen Serienkiller – seltsame Botschaft an seinen Tatorten hinterlässt: „Helft mir!“ In Blut geschrieben, über den Leichen seiner Opfer. Warum ruft ein Killer nach Hilfe? Was will der Killer hier? Ein böses Spiel? Häme an seine ermordeten Opfer? Psyche der Charaktere Auch wenn MacBrides Inhalte und Sprache zeitweise grob wirken, so sind seine Darstellungen und Charaktere bei weitem nicht oberflächlich. Das wäre zu einfach gedacht. MacBride konstruiert Menschen. Gerade in diesem Buch ist ihm die Vermittlung der Psyche – ja, krankhaften Psyche – von handelnden Personen sehr wichtig, so dass er dies auch zum Kern seines Krimis macht. So gibt Stuart MacBride sich viel Mühe – im Gegensatz zu anderen Krimiautoren, denen es nur um Schnelligkeit geht – uns die Tiefe seiner Personen, ihr Leiden an und durch die schreckliche Handlung der Morde, darzustellen. Immer bereit, die Sache neu zu denken! Dabei ist sein „Spiel mit dem Bösen“ wirklich fabelhaft. Während langer Strecken des Buches versetzt er uns in Vermutungen, die wir uns selbst nicht eingestehen wollen. Ein Inneres: „Es kann doch nicht sein, dass…”, treibt uns an zum Weiterlesen des umfangreichen Krimis (fast 600 Seiten!). Ein besonderes Spiel mit dem Leser. Denn wer sich auf dieses Buch einlässt, der muss auch bereit sein, dass es totale Richtungsänderungen gibt, mit denen man zu Beginn und in der Mitte des Buches als Leser absolut nicht rechnet, die aber vorheriges Geschehen erklären. Das macht das Buch dann besonders, aber ist bestimmt für einige Leser und Leserinnen sehr gewöhnungsbedürftig. „Das Blut der Opfer“ ist ein Buch für Leser, die bereit sind, flexibel die Richtung zu ändern. Krimi/Thriller Goldmann VerlagKrimiSchottland