Erschienen bei Hoffmann und Campe
(Rezensionsexemplar, daher Werbung)
Blockbuster als Buch
Für seinen historischen Thriller „Dezember 41“ hat Autor William Martin ein besonderes Szenario gewählt. Gerade für uns deutsche Leser ist dies von besonderer Bedeutung, spielt die Geschichte doch vor allem rund um die obskure Vereinigung des Amerikadeutschen Bundes, eines Quasi-Fanclubs Adolf Hitlers, während der 30er Jahre, in den USA, die dort einen faschistischen Staat gleich dem NS-Reich aufbauen wollten. Zwar erscheint dieses Szenario als vielleicht verstaubt und in seiner Art weit weg, aber lassen uns doch gerade die jüngsten Äußerungen aus der trumpschen Republikaner Partei mit einem deutlich fanatisch rassistischen, antisemitischen Ton aufhorchen, dass es solche Bestrebungen in Teilen des amerikanischen Volkes (egal ob mit oder ohne deutsche Wurzeln) schon immer gab. Mit diesem Wissen wird dieses Buch in seiner historischen Kulisse doch plötzlich sehr aktuell.
In guter Tradition
William Martin präsentiert seinen Thriller in der sehr guten Tradition des amerikanischen Agententhrillers und zeitweise haben wir das Gefühl mitten in einem Blockbuster zu sitzen. Schnell, von Szene zu Szene steigert sich das Buch. Das macht Spaß und oft hat man das Gefühl, dass Martin auf diese Art dieses Genre zeitgemäß und actionmäßig hier gut weiterentwickelt hat. Er springt geschickt von einer Situation in eine Parallelhandlung und lässt uns dadurch nicht los. Besonders wenn die Handlung sich in Eskalation steigert, verschärft er dies durch die Verkürzung dieses Mittels, wie gekonnte Schnitttechniken im Film.
Am Tag nach Pearl Harbor
8. Dezember 1941 – wir sind am Tage nach dem Überfall der japanischen Armee auf Pearl Harbor. Jedoch sind wir in Hollywood, weit weg vom kriegerischen Schrecken. Die Welt in den USA ist schockiert und voller Tatendrang, denn es gilt feindliche Agenten, Verräter und mögliche Aufständler vor Ort dingfest zu machen. Im Zentrum dessen stehen zwar vor allem japanische Bürger, aber die größere Gefahr steckt im Amerikadeutschen Bund, dessen Zahl unter ihrem „Führer“ Fritz Kuhn zu dieser Zeit in den USA auf mehrere 10tausende Mitglieder geschätzt wird. Diese sind bewaffnet, fanatisch und sehen in Präsident Roosevelt ihren größten Feind. Aus diesen Reihen heraus kommt ein psychopathischer Einzeltäter, der kein Problem hat, aus seiner – von ihm empfundenen – Notwendigkeit heraus, jeden zu töten, der seinen Plänen zuwiderläuft. Eiskalt, ohne Regungen, ohne Mitleid. Nur der Leser leidet mit, fiebert mit.
Auf deren Seite helfen auch die Mitglieder des Los Angeles Jewish Community Commitee, deren Mitglieder vielfach die amerikanischen „Hitler-Boys“ unterwandert haben, um das FBI zu unterstützen. Durch Undercoveraktionen versuchen sie herauszufinden, was die amerikanischen Nazis rund um ihren Führer vor Ort Hermann Schwinn, dem Gauleiter des Amerikadeutschen Bunds in L.A., planen. Ihre Missionen sind mehr als gefährlich.
Im legendären Super Chief
William Martin integriert geschickt andere Geschichten der Geschichte in seine Story. So z.B. die Entwicklung des Films Casablanca vom unbekannten Skript zur Entscheidung für die Produktion. Auch begegnen uns viele Persönlichkeiten der Zeit, wie Humphrey Bogart, Jack Warner, Marlene Dietrich oder John Wayne.Alles in allem ein sehr guter Thriller im historischen Gewand, der sich langsam steigert, z.B. zu einem spannenden (Fast-) Kammerspiel im legendären Super Chief Expresszug.