Die letzten Stimmen des Holocaust | Louis Pawellek Textopfer, Juli 6, 2024Juli 6, 2024 Erschienen im echter-Verlag (Rezensionsexemplar, also Werbung) Themen des Lebens Im Leben suchen wir oft nicht unsere Themen, sondern wir erhalten das Gefühl, dass die Themen uns suchen. So wirkt auch die Geschichte des jungen engagierten Autors Louis Pawellek, dessen Weg so wirkt, als hätten Fügung und Schicksal ihn langsam immer näher zum Thema des Holocaust gebracht. Und es ist begeisternd zu erleben, wie sehr ihm dieses Thema – welches in Gefahr ist, durch das langsame Aussterben der Zeitzeugen, in Vergessenheit zu geraten – zum Schreiben eines beeindruckenden Buchs gebracht hat. Pawelleks Forschungen zu einigen der letzten Überlebenden der Gräueltaten der Nazi-Diktatur ist nichts nur informativ, sondern zeigt auch, wie zufällig das Überleben und Sterben im NS-Reich hauchdünn nebeneinander verliefen. Besonders an diesem Projekt ist, dass er nicht nur die Biografien einiger der letzten Überlebenden verantwortungsvoll darstellt, sondern dass er modern und quasi interaktiv QR-Codes mit ins Buch einbringt, über die wir uns die Interviews mit diesen Zeitzeugen, die die Grundlage seiner Forschung waren, anschauen können. Wir können somit – über das Buch hinweg – die Menschen und die Wirkung ihrer Erzählungen selbst erleben. Dieses “Add On” zum herkömmlichen Weg der Aufarbeitung gebührt besondere Aufmerksamkeit. Ein Buch, das mehr Leser verdient hat! 13 Lebensgeschichten hat sich Pawellek genähert und er erzählt uns auch den journalistischen Weg zum Ausfindigmachen der Personen – nimmt uns also mit auf seine Recherche! Oral-History bringt diesen besonderen Moment der lebendigen Gegenwärtigkeit von Geschehenen. Das macht es realistisch und zeigt den unwiderrufbaren Bezug zur Gegenwart. Darüber hinaus ist das Buch zeitweise bebildert und somit bauen wir zu den Personen eine sehr private Verbindung auf – wir schauen quasi ins Familienalbum der Holocaust-Überlebenden und lernen auch viele Familienmitglieder kennen, die durch das Vernichtungssystem der Nazis ermordet wurden. Hier erreicht das Sachbuch eine sehr emotionale Komponente. Ein gutes Buch wider den aufkommenden Strömungen in unserer Gesellschaft, die diesen Schrecken relativieren möchten! Louis Pawelleks Werk ist unter den vielen wichtigen Büchern der Erinnerungskultur ein gutes Beispiel dafür, wie man verantwortungsvoll gegenüber den getöteten und überlebenden Opfern mit der Geschichte des Holocaust umgehen sollte. Engagiert schafft der junge Autor hier Zugang zum Thema. Ein Buch sowohl für die, die schon viel über das Thema kennen und gelesen haben, als vor allem für Menschen, die sich dem Thema erstmals nähern. Denn es geht um Schicksale, wirkliche Lebensgeschichten, die uns die Schrecklichkeit, Brutalität und Menschenverachtung der völkisch-verblendeten Nazi-Diktatur deutlich vor Augen halten. Meine Empfehlung geht daher besonders an jüngere Leser oder Newcomer im Thema Nationalsozialismus! Es hilf die bedrückende, hilflose und entmenschlichte Atmosphäre dieser Zeit zu verstehen, denen die Opfer ausgeliefert waren. Es zeigt die schrecklichen Konsequenzen der nationalsozialistischen Rassenideologie, ohne zu sehr zu politisieren. Dies schildert Pawellek in einem informativen, kurzweiligen Schreibstil. Ein gutes Buch wider den aufkommenden Strömungen in unserer Gesellschaft, die diesen Schrecken relativieren möchten! Geschichte deutsche GeschichteGeschichte