Ein sanfter Mann | Uwe Appelbe Textopfer, Juni 23, 2024Juni 23, 2024 erschienen im ELV (Rezensionsexemplar, daher also Werbung) Schicksalsschlag Schicksalsschläge fragen nicht, ob sie in unser Leben kommen dürfen – sie kommen unerwartet, ungefragt und so unverständlich für die, die sie treffen. So ergeht es René Sander. Ein junger Mann, dessen Frau plötzlich – ohne vorherige Symptome, ohne Vorwarnung – am Sekundentod stirbt. René sucht nach dem Grund, warum jemand stirbt. Er sucht die Antwort dieser tiefst philosophischen, existenziellen Frage, um zu verstehen, um akzeptieren zu können. Da treten die junge, mysteriöse Gertrud und ihre kleine Schwester Katharina in sein Leben. Sie ziehen in die freien Räume in sein Haus, die er untervermietet. Er hat schnell das Gefühl Gertrud verfallen zu sein. Sein Blick ist nach wie vor zurück auf seine Frau Ruth gerichtet, aber die junge Frau und das Kind wecken irgendwie seine Lebensgeister. Der sanfte, trauernde René zahlt Gertrud dafür, dass sie des Abends die Kleider seiner verstorbenen Frau Ruth trägt. Es gibt ihm das Gefühl, dass Ruth wirklich existiert hat. Uwe Appelbe erzählt eine eigenwillige und bei weitem nicht vorauszuschauende Geschichte. Er lässt sie wie in einem Prozess laufen – das macht sie und ihre Personen ein wenig wie unberechenbar. Ein literarisches Road-Movie Gertrud, Katharine und René verbringen in René Haus, dem ehemaligen Zuhause seiner Frau Ruth. ein sommerliches Miteinander zwischen Distanz und fast familiärer Vertrautheit. Schnell nähert man sich an, aber es wir nicht zu nahe. Die „Home-Story“ entwickelt sich zu einem literarischen Road-Movie, als Gertrud entscheidet ihren Bruder Daniel in Aachen zu suchen, Katharina aus zuerst nicht klaren Gründen nach Ostende möchte und René sich entschiedet, beide zu begleiten. Sie starten eine für jeden von ihnen unberechenbare Fahrt, die uns mehr über die Hintergründe der drei erklären wird und für jeden von ihnen eine Tour der besonderen menschlichen (zeitweise Grenz -und Existenz-) Erfahrungen werden wird. Voller intensiver Begegnungen und Abschlüssen. Ein Road-Movie mit tiefen tragischen Zügen. Ein eigenwilliges, eindringliches und melancholisches Werk Uwe Appelbes Werk ist ein Buch über die fatale Einsicht der menschlichen Endlichkeit, die uns unverständlich und uns zu groß erscheint. Darüber hinaus geht es um das Gefühl des Scheiterns im Leben (in Beziehungen, in den Ungerechtigkeiten des Lebens). Das wiegt sehr schwer, ist keine Lektüre der leichten Kost, der kurzen Unterhaltung. Und das möchte dieses tiefgründige Buch auch nicht sein! Es wirkt wenig konzipiert, sondern präsentiert immer wieder neue Wendungen und Personen mitten im Buch, die wie neue Hauptpersonen die Handlung eigenwillig beeinflussen. Sein eigentlicher Protagonist René wirkt wie in Trance, in einem Traum, zerrissen, unsicher, fahrig – ja, unfähig zu entscheiden und klar zu handeln. Die Trauer, der Schock des Verlusts hat ihm alle Richtung genommen. Er wirkt oft mehr wie eine Billardkugel, die von den anderen handelnden Personen wie angestoßen wird. René ist ein tragischer Mensch in einer tragischen Situation, dem auch weitere tragischen Situationen nicht erspart werden. Ein eigenwilliges, eindringliches und melancholisches Werk. Roman ELV-VerlagTrauer