Mit seinem neusten Werk „Abgrund“, ist Robert Harris einen etwas anderen Weg gegangen als in seinen vielen berühmten Werken zuvor. Bisher stand oft der Faktor der politischen Macht im direkten Focus seiner Erzählungen (z.B. wie Menschen damit umgehen und was es aus ihnen macht) und Beziehungsgeschichten zwischen Menschen wurden oft um die Handlung herum erzählt. In diesem Buch aber geht es Harris genau darum. Wie hat die Beziehung zweier Personen – neben persönlichen Konsequenzen und Konsequenzen für ihr direktes Umfeld – auch eventuell Auswirkungen auf die politischen Entscheidungen und die Machtverhältnisse eines Landes. Es macht uns auf offene Weise sehr deutlich, wie politisches Handeln der emotionalen Lage der handelnden Personen unterliegen kann.
Und Harris überzeugt gekonnt auch hier wieder. Was ist die besondere Magie von Robert Harris – warum wird es nicht langweilig ihn zu lesen? Ich muss dazu anmerken, dass ich alle seine Werke gelesen habe. Wenige Autoren erzählen wohl historische Romane so wie Robert Harris. Sein zeitweises skizzenhaftes Erzählen, lässt (trotzdem) immer die nötige Nähe zu seinen Protagonisten zu, die wir brauchen, um die Zeit, Gedankengänge, Ängste und Hoffnungen zu verstehen. Pluspunkt hierzu im neuesten Werk ist die riesige Quellenlange, die uns die Gefühle des englischen Premierminister Asquith intensiv und authentisch näherbringt.