Die großen Rätsel der Weltgeschichte | Melina Hoischen
Erschienen bei Knaur
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
History Blogging
Wer heutzutage immer noch glaubt, dass erfolgreiche Influencer und Blogger einfach nur naive Amateure sind, die zufällig Menschen auf ihre Social-Media-Accounts gelockt haben, der ist leider nicht im Jahr 2025 angekommen. Hinter all dem steckt – neben dem nötigen Quäntchen Glück – viel ernsthafte Arbeit, viel gelerntes und trainiertes Knowhow, Talent in Sprache und Technik, viel Kreativität und noch so viel mehr. Wie gut, dass auch im Bereich der Geisteswissenschaft hier mittlerweile gute, intelligente, kreative Köpfe am Werk sind. Eine dieser sehr erfolgreichen Menschen ist „Miss History“. Man muss für seine Themen brennen, um die Zuschauer ansprechen und auf seinen Blogs halten zu können, und genau dies strahlt Miss History, alias Melina Hoischen, auf ihren Social-Media-Kanälen – egal ob Instagram, TikTok, Facebook oder Youtube – aus. So wird und wirkt Geschichte erst gar nicht verstaubt und trocken, so haben wir das Gefühl in geheimnisvolle Welten, in Vermutungen und möglichen Thesen abtauchen zu können und viel, viel Hintergrundwissen erfahren zu können. Und all diese Spannung macht sie in der Verarbeitung von fundierten Fakten. Ein gutes Gegengewicht zu Fake-News und Geschichtsverfälschungen, die ansonsten die Social-Media-Welten oft für sich vollkommen alleinbeherrschen würden.
Vom Wort zur Schrift
Hoischens Verschriftlichung in diesem – ihrem ersten – Buch, ist geprägt durch einen freundlichen, fast kumpelhaften und sehr direkten Tonfall (man duzt seinen Leser/seine Leserin), so wie wir sie als Influencerin kennen. Kein gehobenes Bildungsbürgervokabular oder gar lateinische Selbstverständlichkeiten, wie wir sie in anderen populärwissenschaftlichen Geschichtswerken kennen, die so immer wieder und wieder ihre Wissenschaftlichkeit meinen betonen zu müssen. So „verquatscht“ man sich auch mal in einem Aspekt, um sich anschließend selbst wieder zur Ordnung zu rufen, und um dann den chronologischen Verlauf wieder, vom zuletzt verlassenen Punkt, fortzuführen. Wir sind wie in Kommunikation unter Freunden. Wissenschaft in Gossipform. Herrlich!
Hoischen bleibt sich in ihrer neuen Rolle als Autorin selbst treu. So besteht ihre Schriftsprache auch aus Emojis, Anglizismen und jugendlichen Aspekten, ohne sich dabei möglichen jüngeren Lesern und Leserinnen anzubiedern. Das wirkt authentisch und charmant. Wir lassen uns so gerne, durch ein riesiges Feld von Anekdote der Vergangenheit, an die Hand nehmen.
Geschichtsschreibung öffnen
So öffnet sie die Geschichtsschreibung für ein Publikum, das bestimmt ansonsten nicht unbedingt zu Sachbüchern greifen würden. Bei all dem hält sie eine gute Waage zwischen einer Sprache, die halt sehr am Zeitgeist orientiert ist, vielleicht auch mal lax klingen kann und einer inhaltlich bodenständigen, faktenorientierten Geschichtsschreibung. Das hat Wortwitz, ist geistreich und unterhaltend – und die Seiten fließen vorbei. Ihre Wissenschaftlichkeit beton Hoischen dann – wie beiläufig – im beigefügte Quellenverzeichnis.
„Miss History“ pickt sich eine große Bandbreite an historischen Anekdoten heraus. Von Nahtoderfahrungen, den neusten Hintergründen rund um die Kaspar-Hauser Forschung, von den „geheimnisvollen Pyramiden“ und den „rätselhaften Osterinseln“ und vielem mehr.
Wie Kurzgeschichten führt sie uns hier durch, hin zum heutigen Wissensstand. Ein gutes Buch für alle, die Spaß an Geschichte haben, das alles nicht zu ernst nehmen, die von der Neugierde getrieben sind und mehr wissen wollen als das, was uns im täglichen Vorbeigang die Fastfood- News als angebliche Sensation über bekannte Themen präsentieren wollen.
Ich bin sehr gespannt auf weitere Werke aus der Feder von Melanie Hoischen – vielleicht auch mit etwas politischeren Themen der Geschichte.