Erschienen bei Bassermann
(Rezensionsexemplar, daher Werbung)
Lesenswert
Die Szene der Fans der Artussaga, der Ritter der Tafelrunde und des heiligen Grals ist riesig und die Literatur über Thesen und neuaufgewärmte Thesen reißt nicht ab. Und wahrscheinlich ist es doch unser aller Suche, die wir im Leben nach unserem heiligen Gral machen, die uns diese Geschichte so verständlich macht. Tobias Daniel Wabbel hat diese Suche jetzt mit seinem lesenswerten Werk „Jesus und der Heilige Gral“ ergänzt. Wieso der Verlag das Buch für 9,90 Euro fast verramscht, ist mir absolut nicht klar. Denn ich habe sehr viele Bücher über diesen Themenkomplex gelesen und dies ist eindeutig eines der informativsten. Darüber hinaus ist es sehr gut recherchiert. Ein Buch, dem ich wirklich mehr Leser wünsche – ein Buch, das sowohl für Szenenkenner als auch Neueinsteiger in diesem Themengebiet eine gute Ausgangslage bietet.
Von Ort zu Ort und durch die Geschichte
Im Gegensatz zu vielen anderen Werken startet Wabbel seine Suche nicht in England – in Cornwall oder Wales. Er startet in Skandinavien. Erst dann geht es (natürlich) nach Iona – der kleinen, so geschichtsträchtigen Insel der inneren Hebriden in Schottland. Es ist der Platz, durch den Schottland den Zugang zum Christentum erhielt, über die die Schotten durch Mönche von Irland aus christianisiert wurden.
Wabbel geht sinnvoll und systematisch vor. Wir werden gut von Ort zu Ort und durch die Geschichte geleitet. Natürlich muss aber alles erst einmal bei Jesus starten. Was können wir über den historischen Jesus Christus wissen? Was können wir aufgrund der Traditionen des jüdischen Glaubens als seine sozio-kulturelle Umgebung als gesichert annehmen? Hier hebt sich Wabbel gegenüber anderen Autoren ab, die sich zumeist mehr auf die Artussage, der dort vorkommenden Gralssuche und der Geschichte der Sage befassen, ab.
Wabbel befasst sich z.B. mit der grundsätzlichen Frage der Authentizität des „Letzten Abendmahls“ – des Pessachmahls. Und gab es überhaupt einen oder gar mehrere Kelche?
Wabbel durchleuchtet gut, welche religiösen Hintergründe die Verfasser der Bibel als selbstverständlich ansahen, die wir uns heute erst einmal verdeutlichen müssen.
Gutes Buch zum Grals-Komplex
Der unendliche Markt der Reliquien im Mittelalter hatte etwas von einer Jagd im Fieberwahn und voller Fanatismus. Sei es die Badeschüssel des Babys Jesu bis zur Nabelschnur und seiner Vorhaut. Auf frühtouristischen Pilgerfahrten (bis zum Ende der Antike) nach Jerusalem, wurde auch erstmals von einem besonderen Kelch, den Jesus bei seinem Treffen mit seinen Jüngern gesegnet haben soll, gesprochen. Dieser Kelch hatte über Jahrhunderte hinweg eine besondere religiöse Ausstrahlung.
Inhaltlich ist „Jesus und der heilige Gral“ ein sehr gutes Buch. Jedoch wäre wünschenswert gewesen, dass man die niveauvolle Recherche, auch durch einen guten Druck (z. B. des Bildmaterials) unterstützt hätte. Die fleißige, handwerkliche gute Arbeit des Autors wäre so umfassend gewürdigt worden.
Ein gutes Buch zum großen Grals-Komplex.