Surrender – 40 Songs, eine Geschichte | Bono Textopfer, August 6, 2023August 6, 2023 Erschienen bei Droemer Ertappt! Ja, ich muss hier direkt zugeben, dass ich absolut nicht neutral an dieses Buch herangehen konnte. Ich bin seit meiner Jugend der totale Fan der irischen Band U2 und vor allem ihres charismatischen Sängers Bono (zuerst noch Bon Vox, gebürtig aber eigentlich Paul David Hewson), der die literarisch oft tiefgreifenden Texte dieser Band (und manche Texte sind ein Mysterium für den Zuhörer) verfasst. U2 ist nicht irgendeine Band – U2 hat all die Menschen, die ihre Jugend in den 80er/90er ansiedeln geprägt.Somit möchte ich gar nicht versuchen meine Rezension als „neutral“ darzustellen. Das kann sie nicht sein – dass vermögen meine Gedanken nicht. Um meiner Herangehensweise zumindest etwas den Versuch einer kritischen Distanz zu geben, kann ich höchstens die Fragestellung an mich selbst stellen: Wurden deine sehr hohen Erwartungen an dieses Buch ansatzweise erfüllt? Und hier muss ich ehrlich und unmissverständlich sagen: Ja!Und genau das möchte ich hier erklären Schicksal eines Frontmanns Der frühe Tod der Mutter, das Zusammenleben mit Vater und Bruder in ungenannter Trauer, ruppiger Wut in der Cedarwood Road 10, das Bono im gleichnamigen Lied beschreibt, prägen den Jungen Paul. Bono präsentiert sich mit der offenen Darstellung dieser Kindheit – ähnlich wie in seinen Songtexten – sehr privat, sehr offen und angreifbar. So werden Freundschaften und die Entwicklung zu seiner großen Liebe zu seiner Frau Ali, mit der er seit seiner Jugend zusammen und seit 1982 verheiratet ist, sehr bodenständig erzählt. Deutlich wird eine Biografie, die solche langjährigen (lebenslangen) Beziehungen ohne Brüche durchlebt hat. Dies zeigt sich auch in den freundschaftlichen, respektvollen Zeilen, die er – voller Anerkennung ihrer Persönlichkeiten und Fähigkeiten – über seine Bandkollegen schreibt. Auch hier gab es nie einen Wechsel in der Besetzung. Die Auseinandersetzung mit diesen Menschen prägten und prägen somit seinen Weg. Das ist nicht der Rockstar, der exzessive Partys mit hunderten von Drogen und 1000en verschiedener Groupies, Ausraster, etc. feiert. Nein, das ist ein sehr solider Mensch, der einen Superstar mimt und hinter dieser Fassade ein sehr solider und verwurzelter Freund und Familientyp ist. Das soll nicht heißen, dass das Leben rund um die Welt nicht intensiv sein kann und dass dieser Mensch nicht auch auf viele Fehler (vor allem im Zwischenmenschlichen) zurückblicken muss (von denen er so manche eingesteht). Aber, er sprengt in seiner Art das Klischee des „Rockstars“. Bonos Sprache Das Buch wirkt authentisch, weil Bonos Sprache – in seiner assoziativen, zeitweise eigenwilligen Metaphorik, mit leichter bis bitter-böser Ironie und etwas eckigen, mit kleinen Lebensweisheiten gespickten, kurzen Sätzen – authentisch wirkt. Wir kennen all dies aus seinen vielen, vielen Gesangstexten, von seiner Form der Lyrik. Er kann erzählen und er erzählt atmosphärisch gut. So können wir hier sehr sicher sein, nicht das Werk eines Ghostwriters (wie bei vielen anderen “Starbiographien”) vor uns zu haben. Dieser Stil ist sehr einzigartig und das macht Spaß zu lesen. Dies bringt mich aber auch dahin, dass ich es unbedingt auch noch einmal im englischen Original lesen möchte. Wunderbar sind die Bezüge der geschilderten Lebensabschnitte und Hintergründe zu den Songs und die Songfragmente, die oft zu Beginn der Kapitel vorausgesendet werden. Für den totalen Fan hat das mehr als nur den erklärenden autobiographischen Bezug zwischen Song und Geschichte. Nein, es lässt auch im Hintergrund die passende Musik, die passende Atmosphäre im Kopf ablaufen. Oft war ich gewillt die Musik auch wirklich dazu ablaufen zu lassen, aber ich muss gestehen, dass mich dies dann doch zu sehr von den Zeilen ablenkt hätte. Bono hat etwas zu sagen Bono hat etwas zu sagen, er hatte immer etwas zu sagen. Ein Rockmusiker, der seine Popularität stets genutzt hat, um sich positiv in Gesellschaft und Zeitgeist einzusetzen. Ja, ein Rockmusiker, der seine Position auch oft zur Unterstützung von unterstützungswürdigen Aktionen und Bewegungen nutzte – der nicht nur sein Geld zählt. Diese Kunst die Gesellschaft wie auf einer Metaebene zu betrachten, gelingt ihm auch wirklich gut bei der doch sehr persönlichen Betrachtung seines eigenen bisherigen Lebens. Chapeau! Dass er bei vielen sozialen Aktionen engagiert ist und war, wird auch im Buch sehr deutlich.Oh, man könnte so viel zu diesem Buch, den Zeitgeist jener beschrieben Zeiten schreiben, aber ich rate dazu es selbst zu lesen. Und ich bin mir sicher, auch weniger große Fans werden mit viel Interesse dieses umfangreiche Werk, mit seinen tiefen Einblicken in die besondere Geschichte der Megaband U2 und ihres Sängers verschlingen. Biographie BiografieDroemerMusik