Erschienen bei dtv
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Wenn Fiktion und Fakten eins werden
Peter Grandls beeindruckendes Werk „Reset” hebt sich schon mit den ersten Zeilen deutlich vom großen Markt der Krimis, Kriminalromane, etc. die sich in Deutschland Thriller nennen, ab. Schon von Beginn an macht der Autor uns Lesern deutlich, dass es hier um weitaus mehr als schnöde Unterhaltung geht. Peter Grandl will unterhalten, ja, aber er hat mehr als nur eine durch und durch spannende Geschichte zu erzählen. „Reset“ verdeutlicht, wie – vielleicht in einem der ungünstigsten Fälle – unsere postmoderne digitale Welt sich urplötzlich dramatisch wandeln könnte. Unser fast religiöser Glaube an die immerwährende Verlässlichkeit von Technik hat uns in tägliche Abhängigkeiten gebracht, die beim Zusammenbruch, Millionen von Leben gefährden und kosten würden. Und wir verlassen uns dabei gleichzeitig oft allein auf unsere menschlichen Wahrnehmungen, unsere doch so leicht zu täuschenden Sinne.
Wenn die Welt keine verlässlichen Fakten mehr kennt, wenn z.B. Gesehenes nicht mehr verlässlich ist, dann stürzt die Welt ins Chaos. Denn wie können wir Fakten und Fiktion unterscheiden, wenn diese mit Logik nicht mehr zu unterscheiden sind? Was ist verlässlich? Da macht sich Angst und Panik breit.
Grandls Vision ist düster. Sie ist gut durchdacht, sehr gut recherchiert und daher so besonders bedrückend.
Thriller und Dystopie
Zu all dem passt, dass der Autor seine Geschichte nicht in eine ferne Zukunft verbannt hat, sondern quasi in unserer jüngsten Vergangenheit, denn sie könnte – „Dank“ perfektionierter KI kreierter Fake-News – jeden Tag real werden. Genau das macht diesen Thriller zu mehr als nur einer spannenden Kriminalgeschichte, es macht diesen Thriller zu einer beklemmenden Dystopie.
Grandl schreibt einen modernen Thriller. Er präsentiert eine Geschwindigkeit, die wir eher bei Thrillern aus dem anglo-amerikanischen Raum kennen. So sind wir nach wenigen Seiten mitten in der Form von mitreißender Action, die wir uns doch schließlich von einem guten Thriller wünschen. In scheinbar aussichtlosen Situationen, möglichen katastrophalen und uns sehr verwundernden Situationen. Wo ist die Lösung? Wo ist der und wer sieht den Zusammenhang? Und was ist der Hintergrund von all dem?
Das – für einen Thriller – umfangreiche Werk, ist jede seiner Seiten wert. Ein großer Lesespaß.
Es gibt auch Hoffnung
„Reset“ kann von seiner Idee und Erzählweise international absolut mithalten. Und es ist von seinen Handlungsplätzen, Figuren und Problematiken auch als internationaler Krimi konzipiert. Diese Internationalität auf vielen Ebenen gibt uns Lesern – bei aller Dramatik – auch etwas Hoffnung in dieser dystopischen Situation. Die Hoffnung, dass die großen Krisen der Welt die Nationen auch einander annähern lassen können.