Essex Dogs | Dan Jones Textopfer, Februar 14, 2024Februar 15, 2024 Erschienen bei C.H.Beck (Rezensionsexemplar) Nun der Dan Jones Roman! 1346, Auftakt zu einem Krieg, den wir den 100-jährigen Krieg nennen werden. Und an vorderster Spitze des englischen Heeres von Edward III eine zehnköpfige Söldnertruppe, die sich die Essex Dogs nennen. Auftakt zu einem historischen Roman, einer großen Abenteuergeschichte. Und dies erzählt von einem Schwergewicht des modernen Sachbuchs und vielen BBC-Dokumentationen: Dan Jones, dessen Geschichtsbücher in den letzten Jahren der Maßstab für gute und unterhaltsame europäische Geschichtsschreibung im Bereich der Populärgeschichte sind, zeigt in diesem historischen Roman sein Erzähltalent als Romancier und vor allem sein Know-how. Er präsentiert uns ein kriegerisches, gewalttätiges Mittelalter – fern ab von so manchem „kitsch- sauber-Historienroman”. Jones schafft es, die Spannung eines Krimis in dieses Buch zu zaubern, wenn die Essex Dogs z.B. durch eine Stadt schleichen, die verlassen wirkt, jedoch vielleicht ein Hinterhalt ist. Das zeigt, dass hier jemand schreibt, dem es nicht nur um spröde Geschichte geht, sondern, der uns eine Atmosphäre des kriegerischen (und stinkenden) Mittelalters präsentieren will. Kenner der Details Dan Jones kennt das Mittelalter gut. Er kennt die Bewaffnung, Kleidung der Soldaten, die Bootstypen oder den Stand der Wissenschaft jener Zeit, zum Beispiel bezüglich medizinischer Mittel und Möglichkeiten. So besticht er mit seinem vielfältigen Detailwissen. Daher wirken die beschriebenen Kulissen klar, das Handeln der Personen realistisch und deutlich in dieser Zeit verwurzelt. Nicht – wie leider so oft in angeblichen historischen Romanen und Erzählungen – wie heutiges Handeln moderner Menschen in die Vergangenheit gesetzt. Jones „Essex Dogs“ rund um ihren Anführer Loveday sind plastisch. Die eingesetzten historischen Personen wirken real neben den fiktiven Charakteren. Aber deutlich muss dem interessierten Leser sein: Es ist ein Buch über den Krieg, das Soldat sein im Mittelalter, über Politik, Macht und Hierarchien, Schlachten und Verwüstungen, über Dreck und Brutalität und wie wenig den Mächtigen das Leben des einzelnen „normalen“ Menschen Wert war. Es war ein hartes Leben – ohne einen Hauch der Romantik. Und somit lauert der Tod – wie einst im Mittelalter – zu jeder Zeit! Lichtstrahl Dan Jones, der uns ja ansonsten als Sachbuchautor interessanter Werke wie „Kampf der Könige“ oder „Mächte und Throne“ bescherte, beweist sich hier als guter Romanautor. Er erzählt eine actionreiche, gut strukturierte Handlung, die – wie der Kriegsverlauf auch – keine Ruhe findet. Wir werden wohl zukünftig mehr „Fiction“ von Dan Jones erwarten dürfen! Das Buch ist ein Lichtstrahl am Horizont der oft oberflächlichen Romane rund ums Mittelalter. Aber es ist ganz klar eine Unterhaltungslektüre über das Mittelalter, mit einem Schuss „Herr der Ringe“ und „Game of Thrones“ – allerdings vollkommen (und das ist gut so) ohne Fantasyanteile. Das sollte jeder Dan Jones Fan und Leser zuvor wissen. Aber ganz klar: Unterhaltung auf einem wunderbaren historischen Niveau. Historische Romane C.H.Beck VerlagHistorischer Roman