Krimi/Thriller Das neunte Gemälde | Andreas Storm Textopfer, November 6, 2024November 6, 2024 Ich hätte es nicht für möglich gehalten und hatte die Veröffentlichung der Reihe rund um den Kunstexperten Lennard Lomberg von Autor Andreas Storm bisher nicht mitbekommen, aber nun bin ich mehr als begeistert. Denn bisher hatte ich mit einem Autor mit Robert Harris Qualitäten im deutschsprachigen Raum nicht gerechnet. Das mitreißende und eindrucksvolle Auftaktwerk „Das neunte Gemälde“ ist eine wirklich komplexe und fesselnde Geschichte quer durch Europa, durch die deutsche Geschichte der letzten 80 Jahre und ein Eintauchen in die weltweite, millionenschwere Kunstszene. Ein gutes Buch für alle, die z.B. auch „Der Club Dumas“ (verfilmt unter dem Titel „Die neun Pforten”) von Arturo Pérez-Reverte lieben. Andreas Storm bringt genau diese dunkle, morbide Atmosphäre von tiefgreifenden Geheimnissen in der Geschichte. Darüber hinaus verbindet er sehr gut recherchierte Geschichte mit einem intelligent durchdachten Kriminalfall, der immer wieder noch einmal neue Wendungen mit sich bringt. All dies macht das Buch zu etwas besonderem in der Szene der Historischen Romane und Krimis, denn nur wenige Autoren schaffen in diesem Ambiente solch komplexe Konstruktionen, die genau durch diese Komplexität so realistisch herüberkommen. weiterlesen
Krimi/Thriller 21 | Wulf Dorn Textopfer, November 3, 2024November 3, 2024 Ich gebe zu, dass ich sehr selten Hörbücher höre, denn „Bücher“ bedeuten für mich vor allem Lesen und das gute haptische Gefühl des Buchrückens in der Hand. Aber mein Erlebnis mit der Hörbuchfassung von Wulf Dorns „21“ hat mich jetzt an den Punkt gebracht, mir wohl des Öfteren zukünftig solche akustischen Erlebnisse zu ermöglichen. Hier heißt es, sich zurücklehnen, abtauchen und mit Nikka – der Protagonistin, die aus ihrer Sicht hier erzählt – in eine wirklich schräge Geschichte zu gleiten. Darüber hinaus wird deutlich, dass Wulf Dorn nicht nur den Anspruch hat, eine Coming-of-Age Story und einen Grusel-Thriller zu erzählen Nein, er hat den Anspruch etwas über das menschliche Leben zu erzählen. Seine Geschichte spielt zwischen den Welten und Erzählerin Sonja Ströhl erzählt uns diese Geschichte auf besonders interessante Art. weiterlesen
Krimi/Thriller Nacht der Rache | Edith Niedieck Textopfer, Oktober 31, 2024Oktober 31, 2024 Es wäre nicht fair Rezensionen zu schreiben und dabei zu behaupten, dass man immer vollkommen neutral ans nächste Buch herangeht. Bei “Nacht der Rache” von Edith Niedieck ist es schon ein rein äußerlicher, eher geringer Faktor, der mich doch sehr beeinflusst. Ihr Kriminalhauptkommissar Baack ermittelt in der mir wohl sympathischsten Stadt Deutschlands, nämlich in Köln. Und dies bringt bei mir schon ungewollt Pluspunkte, wenn wir am Ebertplatz, der Lanxess Arena, in St. Gereon oder im Colonia-Hochhaus sind. Das bringt schon eine gute Atmosphäre, also viel schönes Lokalkolorit. Aber Köln bedeutet auch: Kölsch, Karneval, Klüngel und all das hat dieser Krimi mit dabei! Niedieck präsentiert einen Krimi mit aktuellen Themen, rund um die Metropole am Niederrhein. Morde und Sabotagen geschehen und alles steht im Zusammenhang mit dem politisch höchst aufgeheizten Thema des Hambacher Forstes und einem Energieriesen mit drei Buchstaben (beginnt mit R). weiterlesen
Krimi/Thriller Dezember 41 |William Martin Textopfer, Oktober 28, 2024Oktober 28, 2024 Für seinen historischen Thriller „Dezember 41“ hat Autor William Martin ein besonderes Szenario gewählt. Gerade für uns deutsche Leser ist dies von besonderer Bedeutung, spielt die Geschichte doch vor allem rund um die obskure Vereinigung des Amerikadeutschen Bundes, eines quasi Fan-Clubs Adolf Hitlers, während der 30er Jahre, in den USA, die dort einen faschistischen Staat gleich dem NS-Reich aufbauen wollten. Zwar erscheint dieses Szenario als vielleicht verstaubt und in seiner Art weit weg, aber lassen uns doch gerade die jüngsten Äußerungen aus der trumpschen Republikaner Partei mit einem deutlich fanatisch rassistischen, antisemitischen Ton aufhorchen, dass es solche Bestrebungen in Teilen des amerikanischen Volkes (egal ob mit oder ohne deutsche Wurzeln) schon immer gab. Mit diesem Wissen wird dieses Buch in seiner historischen Kulisse doch plötzlich sehr aktuell. weiterlesen
Politik In die andere Richtung jetzt | Navid Kermani Textopfer, Oktober 21, 2024Oktober 21, 2024 Navid Kermani ist klar und zugewandt zu den Menschen, die er bei seinen Reisen trifft. Er hat diese besondere Gabe, so dass Menschen – fremde Menschen – sich ihm gegenüber öffnen. An diesen besonderen Momenten lässt er uns teilhaben. Und all dies macht seine Darstellung in seinem Werk „In die andere Richtung jetzt“ für den Leser besonders intensiv. Ein Bericht, eine Reportage, ein Sachbuch, das uns auf einfühlsame Art gelungen, wenig nüchtern-sachlich entgegenkommt. Denn das will das Werk nicht! Es geht zwar um eine Sache, aber vor allem um Menschen. Das Buch ist Darstellung, Anklage und Herausforderung für uns. Im Zentrum steht Afrika – Kermanis Reise durch viele Teile Ostafrikas. Er legt mit seinem Blick den Finger in die Wunde der westlichen Ignoranz, unserer Ignoranz, gegenüber den großen. brutalen, schrecklichen Kriegen und den menschenverachtenden Verhältnissen Afrikas. Obwohl wir uns in unserer westlichen Medienwelt der globalen Nachrichten für so umfassend informiert halten, machen seine Worte klar, dass wir Afrika höchstens punktuell wahrnehmen. Die hunderttausende von Toten, die vergewaltigten, verstümmelten, gepeinigten Opfer, schaffen es nicht in den Fokus oder gar Randbereiche unseres Lebens – nicht in unsere Wohnzimmer. Und genau deshalb ist Kermanis Buch so wichtig! Es ist erschütternd, oft von einer Direktheit, die uns sehr fordert oder vielleicht auch mal überfordert. Aber genau dies ist wichtig, richtig, denn es gilt diesen Opfern eine Stimme zu geben. Ansonsten wird sich die Richtung Afrikas niemals ändern. weiterlesen
Geschichte Mein Italien mit Berlusconi | Michaela Namuth Textopfer, Oktober 14, 2024Oktober 14, 2024 In der Person des ehemaligen US-Präsidenten Trump mögen wir heute wohl den bekanntesten Vertreter des Polit-Populisten erkennen. Jedoch ist er nicht der Prototyp dessen und auch nicht der Vorreiter dieses demokratiefeindlichen Politikers, der nicht als „normaler“ Politiker gesehen werden will. Diese historische Einordnung als der erste Politpopulist in einer westlichen Demokratie muss man Silvio Berlusconi zugestehen. Und er hat am Ende des letzten Jahrhunderts eine Figur geschaffen, die heute von vielen gespielt wird: Medien nutzen, keine eigene Agenda zu haben, sondern nur das Negativgeschreie der sich immer beschwerenden Masse zu bedienen. Ja, Politiker zu sein und gleichzeitig in einer “Die-da-oben”-Rhetorik sich als Nicht-Politiker darstellen. Oder zu den Superreichen des Landes zu gehören und sich gleichzeitig als Vertreter des „kleinen Mannes“ darzustellen. Darüber hinaus ein chauvinistischer, nicht mehr zeitgemäßer Vertreter des Sexismus, ein Frauenverächter zu sein und seine Eskapaden mit minderjährigen Mädchen, wie ein Werbeschild eines wahren mächtigen Imperators, vor sich herzutragen. Autorin Michaela Namuth hat als Journalistin jahrzehntelang in Rom gearbeitet und gelebt. Sie kam 1994, im Jahr des politischen Beginns und Aufstiegs Berlusconis zum Ministerpräsidenten nach Rom. Ihr fabelhafter, umsichtiger Rückblick ist eine Zeitreise hin zur heutigen italienischen Gesellschaft und hilft uns vieles zu verstehen. weiterlesen
Geschichte Israel 7. Oktober | Lee Yaron Textopfer, Oktober 7, 2024Oktober 7, 2024 Über dieses Buch würde ich gerne viel schreiben, aber das hieße, dieses Buch nochmals zu schreiben! Es war für mich im Bereich aktuelles Sachbuch das wichtigste Buch in diesem Jahr, um die Welt 2024 etwas mehr und besser zu verstehen. Der Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 wird historisch nicht nur ein neues Kapitel im nichtendenden Nahost-Konflikt sein. Nein, es ist jetzt – ein Jahr später – schon abzusehen, dass dieser heimtückische, bestialische Akt der palästinensischen Hamas Terroristen eine Zäsur in dem nichtendenden Krieg ist. Mit dem hinterhältigen Anschlag auf friedliche Familien, feierten jungen Menschen und andere – völlig harmlose Bürger Israels – wurde an den Grundfesten des Staates des jüdischen Volkes gerüttelt. Erstmals wurden israelische Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag, in ihrem Land, hinterhältig, systematisch und geplant zu hunderten getötet, ja massakriert, gelyncht, vergewaltigt und verschleppt. Dies hat das Land Israel erschüttert und dieses Trauma wird nicht mehr fortgehen. Aber was ist wirklich wann geschehen an diesem 7. Oktober. Dies berichtet in zeitweiser atemberaubender und bitterer, schonungsloser Konsequenz nun die junge Journalistin Lee Yaron in ihrem Werk „Israel 7. Oktober“. Ein Must-Read für jeden sich bildenden Leser in unserem Jahr 2024! Das Buch versteht sich nicht als umfassende Chronik des Tages. Es hat einen sehr eigenwilligen Aufbau. Alles passiert wie Schlaglichter. Wir lernen Menschen kennen, ihr vorheriges Leben und Schicksal und zeitweise Geschehnisse auch über den Tag hinaus, bevor wir uns einem anderen Ort und anderen Menschen zuwenden. Aber sie alle verbindet, dass sie zu den Opfern des 7. Oktober 2023 in Israel gehören. weiterlesen
Krimi/Thriller Die Nacht des Blutadlers | Marc Voltenauer Textopfer, Oktober 5, 2024Oktober 5, 2024 Marc Voltenauer hat mit seinem dritten Band „Die Nacht des Blutadlers“ seinen Protagonisten Andreas Auer von der heimatlichen Schweiz auf Spurensuche seiner eigenen Vergangenheit nach Schweden geschickt. Herausgekommen ist ein Kriminalroman, der diese beiden kulturellen Einflüsse in spannendster Form vereint. Dies gibt als Grundvoraussetzung dem Buch schon mal etwas sehr Spezielles! Eine besondere Note, die sich durch das Werk zieht! Darüber hinaus wird er seiner Bezeichnung „Kriminalroman“ absolut gerecht, da es sich hier nicht nur um ein weiteres Werk in der großen Flut der „Thriller“ handelt, sondern Voltenauer augenscheinlich Wert darauflegt, dass seine Figuren mehrdimensional sind und sich während des langen Zeitraums, den die Erzählung umfasst, weiterentwickeln. Sei es positiv oder negativ! Ein mitreisender und bewegender Krimi, der auf vielfältige Art und mehreren Ebenen die Frage nach unserer kulturellen und persönlichen Herkunft, unserer Prägung und unserem Wunsch nach dem „Wo-kommen-wir-her?“, „Wer-und-wie- waren- meine-Vorfahren?“ thematisiert. Der Leser darf eine spannende und ungewöhnliche Suche erwarten! weiterlesen
Geschichte Rom bin ich – Cäsar. Der Aufstieg | Santiago Posteguillo Textopfer, September 29, 2024September 29, 2024 Es ist eine große Aufgabe, wenn ein Autor sich vornimmt, einen historischen Roman über einen der ganz, ganz Großen in der Geschichte zu schreiben. Schreibt man dann noch über einen ganz, ganz Großen der römischen Geschichte, kommen belesene Menschen natürlich direkt mit dem Vergleich zur fast genialen Robert Harris Cicero-Trilogie um die Ecke! Welch eine Ausgangsposition hat ein Autor dann für ein umfassendes, mehrbändiges Werk über den großen Gaius Julius Cäsar? Ehrlich? Wenn man es löst wie der spanische Literaturwissenschaftler Santiago Posteguillo, eine sehr gute! Posteguillo geht seinen sehr eigenen Weg! Er will kein Robert Harris sein! Und das ist gut so! Er präsentiert seinen sehr eigenen Stil, um uns die Person Cäsars, sein Handeln und seine Beweggründe nahezubringen. Die Beschreibungen sind oft privat bis intim. Politik und Macht sind natürlich zentrale Themen, aber er stellt uns klar einen Cäsar vor, der – zumindest in seinen jungen Jahren – in seinem Handeln mehr aus privaten, familiären Gründen heraus seine Motivation zieht. Macht ist hier noch weniger der Beweggrund. Hier wird deutlich, dass Posteguillo Literatur, die Darstellung und Wirkung des Handelns durch eine gekonnte Sprache zum Verständnis der historischen Person und die Freiräume des lyrischen Erzählens, wunderbar nutzt. Hier schreibt nicht ein Autor wie ein politischer Reporter, sondern ein Literat, der uns einen Charakter, einen Menschen näherbringen möchte. Dies ist bei einer einst realen, historischen Person immer schwer und die Auslegung und Darstellung wird bei Historikern umstritten sein. Aber es hilft sich dieser Zeit, dieser Person zu nähern. Und: Es macht einfach Spaß zu lesen und sich in dieses Szenario der großen Namen hineinzudenken! weiterlesen
Biographie Billie | Stefan Cordes Textopfer, September 25, 2024September 25, 2024 Das kurze Leben der Sibylla Schwarz, die oft als pommersche Sappho bezeichnet wird und während der Schrecken des 30jährigen Krieges lebte, gibt uns bis heute große Rätsel auf. Nun hat uns Stefan Cordes einen fabelhaften, emphatischen Roman beschert, indem er uns dieses Leben und das Werk der Dichterin auf eine dezente, unterhaltsame und literarisch einfühlsame Art näherbringt. Das Werk reiht sich ein, in eine Vielzahl von Romanen und Sachbüchern in unserer Zeit, die die dringende Aufarbeitung von Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, ja den kulturellen Beiträgen von Frauen in der Geschichte deutlicher hervorherben. So gelingt dem Autor ein wichtiger und gekonnter Beitrag für den Feminismus. Aber kann „Mann“ den Feminismus wirklich so fördern, das weibliche Schreiben und die weibliche Perspektive wirklich in seiner Intensität und Wichtigkeit real darstellen? Ich finde (aus vielleicht männlich-subjektiver Perspektive): Er kann es bestens! Und ist es nicht genau das, was wir brauchen in all den – ideologisch zeitweise verbohrten – Diskursen? Ein Überwinden, der sich strikt abgrenzenden Geschlechterperspektiven, um einer Dichterin wie Sibylla Schwarz endlich das zukommen zu lassen, was sie verdient hat? Nämlich die Anerkennung als Jahrhunderttalent für alle, weit über gedachte und gemachte Grenzen hinaus. Stefan Cordes hat mit diesem Roman einen fabelhaften Weg gewählt und es macht Spaß diesen Weg hin zu „Billie“ mitzugehen. Cordes überwindet damit das Vorurteil, dass die Umsetzung und Durchführung einer solchen Annährung ein Alleinanspruch weiblicher Autoren ist. Er zeigt, dass die vorherige Ignoranz gegenüber solchen Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen in der Geschichte eine für alle gesellschaftlich zu leistende Arbeit ist. weiterlesen