Historiker sind immer sehr vorsichtig dabei, Analogien zwischen Epochen und historischen Vorgängen zu ziehen. Ja, vielfach wird dies abgelehnt, denn zu verschieden sind konkrete Situationen, die handelnden Personen und plötzliche unberechenbaren Änderungen von Umständen. Aber all dies soll nicht bedeuten, dass wir nicht aus Geschichte lernen können und sollten. Strukturen sind oft schon vergleichbar und der Mensch als Faktor – als Entscheider – ist doch oft aufgrund seiner Bedürfnisse und Begierden im Handeln über die Zeiten hinweg sehr ähnlich.
Der fabelhafte Historiker Peter Heather, Fachmann für die römische und nachrömische Geschichte und Volkswirtschaftler (mit dem Schwerpunkt Globalisierung) John Rapley gehen in ihrem gemeinsamen Werk „Stürzende Imperien“ sehr behutsam und umsichtig vor. Sie sezieren förmlich den Untergang Roms, erarbeiten die entscheidenden Faktoren des schleichenden Zerfallsprozesses der antiken Weltmacht heraus und schauen sich diese Faktoren in unserer Zeit an.
Das kleine (ca. 250 Seiten starke) Buch ist allein schon in seinem handwerklichen Vorgehen faszinierend, denn Heather und Rapley haben eine überzeugende Struktur als Grundlage gelegt, so dass ihr Anliegen und ihre Argumentationen sehr gut nachvollziehbar sind.
Spannend für politisch-soziologisch und historisch interessierte Leser. Ein kleiner Schatz am Sachbuchhimmel.