Daisy Miller ist jung, nicht an Konventionen interessiert und macht das, was sie für richtig hält. Sie fragt nicht danach, was andere – was die „gute Gesellschaft“ – für richtig hält. All dies würde in unserer Zeit schon viel Mut bedeuten und zu Ausgrenzung bis zur Verachtung führen – aber im 19. Jahrhundert? Daisy Miller ist dort unzeitgemäß – ihrer Zeit voraus, denn sie sucht ihre Unabhängigkeit! Und dazu hat sie Charme und sie merkt, dass dieser Charme etwas bei Männern auslöst. In verspielter, vielleicht auch naiver Art liebt sie damit zu spielen. Sie kommt aus der „neuen Welt“ und ist fürs „alte Europa“ wie eine Zumutung und Herausforderung. Dort urteilt man über sie als unmoralisch und dabei ist sie in ihrer Umgebung doch bei weitem die authentischste Person. Sie sucht nach ihrem Glück – das Glück einer jungen Frau.