Erschienen bei S. Fischer
(Rezensionsexemplar, also Werbung)
Die schwarze Kunst der Musik
Ich muss zugeben, dass ich als Musiker – im Positiven – immer schon mehr als voreingenommen gegenüber „Doktor Faustus“ war. So sehr geht das Werk in die Tiefe der Harmonielehre, dass vielleicht dies für manche Leser der besondere Zugang, für andere vielleicht aber auch die Schwere des Werks ausmacht. Aber alle Auseinandersetzung lohnt sich! Musik ist die schwarze Kunst. Musik ist Alchemie, Musik ist die Verführung des Teufels. Ein seltsamer Blick? Vielleicht, aber es geht Thomas Mann wieder einmal um den Künstler, den Verführer, der zeitlebens auch verführt wird, der Verführung unterliegt. Magier einer Kunst. Doktor Faustus ist komplex und nimmt uns mit in ein Leben, nimmt uns mit auf eine Reise. Dabei hat das Werk viele Ebenen, Dimensionen.
Adrian Leverkühn
Mann erzählt als Serenus Zeitblom das Leben des angeblichen Freundes Adrian Leverkühn. Leverkühn scheint von der Muse geküsst und findet die Musik, Er wird ein genialer Musiker. Das scheint ihm keine Mühe zu machen, er hat das Talent in sich, eine Leichtigkeit und wie selbstverständliche Logik der Musik. Gefördert durch seinen Onkel, der als Geigenbauer tätig ist, kann er die Fülle der Instrumente erproben.
Trotz Neigung, Talent und Liebe zur Musik und der Genialität zum unweigerlichen Zusammenhang zwischen Harmonielehre und Mathematik, studiert Leverkühn seltsamerweise erst einmal Theologie und stößt auf verwirrende Philosophien. Der Rausch der Sexualität (ver-)führt ihn in seinem kreativen Schaffensprozess weiterzugehen. Für ihn der Pakt mit dem Teufel. All dies hat die Dramatik des zu erwartenden Untergangs und Scheiterns des genialen Menschen in sich.
Ein Werk für die Zukunft
Doktor Faustus ist ein komplexes Werk, denn wenn ein Jahrhunderttalent wie Thomas Mann sich dem klassischen Faustmotiv nähert, dann dürfen wir bei weitem keine einfache Lösung erwarten. Thomas Mann durchläuft die Themen, Religion, Kunst und Künstler, Musik, Genialität und natürlich auch seine ständige und deutliche Kritik am Nationalsozialismus, am Fanatismus und dessen Blindheit. „Und man weiß, dass man die Menge nur als “Volk” anreden braucht, wenn man sie zum Rückständig-Bösen verleiten will“.
Ein Werk, das Spaß macht sich darauf einzulassen. Dann lässt es einen nicht mehr los, denn als Leser fragt man sich ständig: Wo geht es hin? Doktor Faustus wird uns noch lange beschäftigen, denn es wird auch zukünftig immer wieder Anlass zur Diskussion zum besseren Verständnis und zur Interpretation geben. Ein Werk für die Zukunft.